Vor wenigen Tagen hatte Telson seinem Rapperkollegen Fler vorgeworfen, einen aus seiner Sicht unangebrachten Witz über Instagram verbreitet zu haben. In der Story war zu sehen, wie ein Kumpel Flers behauptete, er komme aus Uganda und Klickgeräusche imitierte. Fler lenkte daraufhin ein und entschuldigte sich bei der schwarzen Community dafür, dass er den "geschmacklosen Witz" gepostet hatte. Jetzt hat sich Telson allerdings erneut zu Wort gemeldet und kritisiert Fler dafür, dass er trotz angeblicher Einsicht erneut über einen Witz gelacht hatte. Farid Bang hatte sich unter Flers Entschuldigung zu Wort gemeldet.
Telsons erneute Kritik
Unter dem Post, in dem Fler sich entschuldigt hatte, kommentierte Farid Bang mit den Worten "Richtiger Nazi". Damit wollte er wohl ausdrücken, dass er die Vorwürfe gegen Fler für übertrieben hält. Fler wiederum antwortete auf Farid Bangs Kommentar mit einem lachenden Emoji und einem, das sich an den Kopf fasst. Diese Reaktion stößt Telson erneut auf.
In einem mittlerweile gelöschten Post auf seinem Instagram-Profil kritisierte er Fler erneut und richtete seine Kritik auch an Farid Bang. Fler warf er vor, dass er sich kurz nach seiner Entschuldigung erneut über den Vorwurf des Rassismus lustig mache. Eine Verharmlosung des Problems sah er auch in Farids Kommentar.
Er kündigte zunächst an, die Musik der beiden ab sofort nicht mehr hören zu wollen. Bereits in seiner ersten Kritik an Fler beschrieb er, wie schwer ihm das als Fan fiele. Dass er den Post allerdings wieder offline nahm, hatte einen Grund. Farid Bang hatte sich entschuldigt und seinerseits den Kommentar unter Flers Foto gelöscht. Das honoriert Telson. Obwohl Farid Bang ihn auffordert, Flers Entschuldigung zu akzeptieren, scheint Telson daran nicht zu denken.
Der Kölner Rapper scheint Fler die Entschuldigung nicht mehr abzunehmen. Damit ist er im Übrigen nicht alleine.
Sugar MMFK & Sylabil Spill kritisieren Fler ebenfalls
Kritik gibt es auch von anderen Rappern aus der schwarzen Community. Sugar MMFK hatte bereits nach Flers Entschuldigung angedeutet, dass ihm die Entschuldigung des Berliners nicht ausreiche.
Im Post vorher hatte er ausführlich erklärt, wieso er von Flers Entschuldigung nichts hält. Fler hatte auf Telsons Vorwurf zunächst erwidert, dass er viel für die schwarze Community getan habe. Dieser Aussage widerspricht Sugar MMFK entschieden. Schließlich stecke hinter jedem deutschen Rapper die Inspiration eines Schwarzen. Die Reichtümer, auf denen Rapper chillten, kämen aus der schwarzen Community. Insofern habe Fler nichts für die schwarze Community getan.
Fler blockierte den Bonner nach seinen Vorwürfen. Dieser postete anschließend in seiner Story noch einige Aufrufe, Fler möge sich doch stellen. Dazu verlinkte er sich immer wieder in Berlin.
Sylabil Spill scheint es ähnlich zu sehen wie Sugar MMFK. Auch er teilt in seiner Story den viel diskutierten Witz aus Flers Story, der die Diskussion auslöste. Er beschreibt dann, wie sich Fler und seine Kollegen kaputt lachten und erklärt, wieso er Flers Entschuldigung nicht ernst nimmt.
Für einen Rassisten scheint er Fler allerdings nicht zu halten. Vielmehr unterstellt er ihm, das Thema zu Promozwecken auszuschlachten. In seiner Instagram-Story erklärte er dazu gestern:
Fler ist kein Rassist. [...] Fler ist ein raffinierter Promo-Dude. Der weiß ganz genau, was das für Wellen schlagen wird.
Rassismusvorwürfe gegen Fler sind nicht neu
Wer die Szene seit Jahren beobachtet, der weiß, dass die Rassismusvorwürfe gegen Fler nichts Neues sind. Allerdings reagierte er in der neuerlichen Diskussion durchaus anders als noch vor einigen Jahren.
Bereits 2014 hatte Fler einen umstrittenen Brief an Farid Bang gerichtet, der damals noch als Feind des Berliners galt. Darin forderte er Farid Bang auf, Dankbarkeit zu zeigen. Deutschland habe seine Eltern schließlich aufgenommen. Er bezeichnete Farid Bang außerdem als "Gast" und nutzte Begriffe wie "Asylanten".
Das rief Unverständnis aus verschiedenen Ecken der Szene hervor - auch von uns wurde er damals kritisiert. Damals reagierte Fler allerdings anders als vor wenigen Tagen. Statt einer Entschuldigung trat er die Flucht nach vorne an und behauptete, die Leute hätten seine Aussagen falsch interpretiert. Insofern hat Fler sich entwickelt - seine Entschuldigung vor einigen Tagen zeigte, dass er sich Gedanken gemacht hatte.
Wer daraus nun allerdings schließt, die Aufregung von Künstlern wie Telson, Sylabil Spill oder Sugar MMFK sei übertrieben und sollte nicht ernst genommen werden, der sollte an der eigenen Empathiefähigkeit arbeiten. Das gilt insbesondere für die Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind, keine dunkle Haut oder einen Migrationshintergrund haben und daher Diskriminierung nie am eigenen Leib erfahren mussten.
Wer sein ganzes Leben in den immer gleichen Situationen auf Merkmale wie Herkunft, Religion oder Hautfarbe reduziert wurde und es bis heute wird, der hat das Recht sich zu wehren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen vordergründig harmlosen Scherz handelt oder nicht. Jalils Statement zu dem Thema bringt es auf den Punkt.
Jalil beschreibt, wie er als Kind Rassismus erfuhr
Jalil hat die Diskussionen um Fler und die Rassismusvorwürfe gegen ihn natürlich verfolgt. In seiner Story stellte er klar, dass sein Statement zum Thema Rassismus absolut nicht an Fler gehe. Fler habe zwar einen Fehler gemacht, in dem er einem dummen Witz eine Plattform gegeben habe. Allerdings sei er kein Rassist. In seinem Statement schildert er dann eindrücklich, wie er als Kind immer wieder Rassismus erfahren musste. Er beschreibt, was es in ihm als jungen Menschen auslöste und wie er sich hilflos versuchte zur Wehr zu setzen. Sich mit solchen Perspektiven auseinanderzusetzen kann ungemein dabei helfen, sich mit solchen Themen differenziert und mit der nötigen Empathie auseinanderzusetzen:
Manuellsen gab erst kürzlich im Rahmen des Formats "Germania" ebenfalls Einblicke in das Seelenleben eines Menschen, der bereits sein gesamtes Leben rassistischen Anfeindungen ausgesetzt ist:
Unglaubliche Erlebnisse: Manuellsen über Diskriminierung in seiner Kindheit und im Rap
Manuellsen war bei "Germania" zu Gast und sprach unter anderem über rassistische Erlebnisse in seiner Kindheit sowie im Rapbusiness und das N-Wort.Dabei berichtet er von unglaublichen Situationen: Busfahrer, die Manuellsen auf Grund seiner Hautfarbe nicht in den Bus ließen und Unterschriftenaktionen von Eltern, da sie ihre Kinder nicht mit einem schwarzen Schüler auf Klassenfahrt lassen wollten.