So viel kosten Features mit t-low, PA Sports & Co
Collage von PA Sports, t-low, Fler und Raf Camora

Dr. Dre sitzt am Synthesizer und spielt Töne, bis er eine passende Melodie zum bereits laufenden Beat findet. Snoop Dogg kommt in den Raum, fühlt den Track und fängt an seine Bars zu spitten – Dre steigt immer wieder in den Freestyle ein. Der Entstehungsprozess von "Nuthin' But A 'G' Thang" in "Straight Outta Compton" gibt ein Idealbild der Entwicklung von gemeinsamen Songs wieder. Jedoch sind Features, die aus Freundschaft und der Liebe zur Musik entstehen, eine Illusion, die in den meisten Köpfen bereits erloschen sein dürfte. Immer mehr Rap-Artists – egal ob national oder international – legen ihre Feature-Preise offen. Besonders in den USA sind Kollaborationen gegen Bezahlung gang und gäbe. Dort haben sich Feature-Parts längst als lukratives Rap-Business etabliert. Aber wie verbreitet sind bezahlte Features hierzulande? Und wie viel verlangen Deutschrapper für einen Part?

Das sind die Feature-Preise von t-low, Fler & Co.

Das erschwinglichste Feature dieser Auflistung würde wohl mit t-low zustande kommen. Vor rund einem Monat legte der 21-Jährige im Zuge einer Fragerunde auf Instagram seine Feature-Preise offen. Für einen Part des "We Made It"-Artists müssen Interessenten 7.000 Euro hinblättern – eine Hook von t-low kostet sogar 10.000 Euro. Wer außerdem plant, ein Musikvideo mit dem gebürtigen Itzehoer zu drehen, muss weitere 10.000 Euro in sein Budget einplanen. Auch wenn t-low generell offen für bezahlte Features ist: Seine Anforderung für einen Feature-Part sei, dass er den Track zu "mindestens 40 %" feiert. Andernfalls würde er auch trotz finanzieller Entlohnung keine Parts bereitstellen.

Im April veröffentlichte ein weiterer Rapper seinen Preis für ein Feature: Der Maskulin-Chef Fler. Um jedoch einen gemeinsamen Song mit dem Berliner zu ergattern, muss man einiges locker machen: Auf einen Instagram-Kommentar antwortete Flizzy, dass ein Feature mit ihm 40.000 Euro kosten würde.

Auch das Deutschrap-Duo Celo & Abdi wurde auf Flers Feature-Preis-Angabe aufmerksam. Im Zuge dessen sprachen die Frankfurter in einem Stream mit Simon von "Deutschrap Ideal" über ihren eigenen Feature-Preis:

Verglichen mit Fler verlangt das "Duo Numero Uno" nicht 40.000 Euro pro Kopf. Celo nennt eine Summe von 60.000 Euro – sprich 30.000 Euro für jeden. Nichtsdestotrotz ist der genannte Preis für ein Feature der beiden laut Abdi nur "theoretisch" und abhängig von der "Lebenslage". Vorrangig entstünden Feature-Parts der beiden aus Support und nicht aus Profit.

Die höchste Summe für ein bezahltes Feature nennt niemand Geringeres als "Life is Pain"-Label-Chef PA Sports. In seiner Instagram-Story reagierte der 33-Jährige vor Kurzem auf eine Feature-Anfrage in Höhe von 20.000 Euro – inklusive Musikvideo. PA antwortet daraufhin:

"Vielleicht wenn du eine 0 dranhängst und dazu noch musikalisch was auf dem Kasten hast."

Wir sprechen hier also über einen Feature-Preis in Höhe von 200.000 Euro – damit spielt PA Sports auf einem höheren Preisniveau als Rap-Legende 50 Cent, wenn man den Angaben von Farid Bang Glauben schenkt. Darüber hinaus betont PA auch, dass falls die Musik "Müll" ist, ihn keine Summe zu einem Feature bewegt.

Keine bezahlten Features mit Genetikk, Samra und Co.

Bezahlte Features können den Anschein erwecken, dass der Profit im Vordergrund steht und die entstandene Musik nur zweitrangig ist. Neben Künstler:innen, die sich öffentlich zu bezahlten Features bekennen, gibt es auch einige Deutschrap-Artists, die diese eher ablehnen – unter anderem RAF Camora, Genetikk und Samra.

Der "Palmen aus Plastik"-Rapper RAF Camora möchte dem Bild von eingekauften Songs, die der Einnahmen wegen gemacht werden, entgegenwirken. Via Instagram wird er nach seinem Preis für einen Feature-Part gefragt. Der 38-Jährige nennt keine Summe, stattdessen nutzt er seinen Kommentar, um sich zu positionieren. Ein Feature macht RAF Camora

 "für kein Geld – mit jemandem den ich persönlich und musikalisch sch***e finde" [sic!]

Wenn überhaupt, käme ein bezahltes Feature für den gebürtigen Österreicher nur infrage, wenn er den Artist und die Musik fühlt. Karuzo von Genetikk sprach sich im Gegensatz dazu allgemein gegen bezahlte Features aus:

"Die Amis lassen sich, soweit wir das mitgekriegt haben, immer bezahlen. Aber sehe das nicht ein. Ich würde für ein Feature kein Geld bezahlen."

Dabei gehe es dem Saarbrückener nicht nur um das Geld. Viel eher verlieren Features seiner Meinung nach an Wert und seien "nix Besonderes" mehr, wenn jeder gegen Geld einen Part diverser Artists erwerben könne. Vor 10 Jahren haben es Genetikk sogar geschafft, ein unbezahltes Feature mit Wu-Tang Clan Mitglied RZA zu ergattern. Auch 2018 kündigte das Rap-Duo ein internationales Feature an, diesmal mit A$AP Rocky. Für das Projekt sollen sie, laut eigener Aussagen, ebenfalls "0 Euro" bezahlt haben. Allerdings wurde die Kollabo bis heute nicht veröffentlicht.

Zuletzt verneinte Samra bezahlte Features. Zwar rappte der Berliner auf seinem Track "When I Die", der Anfang 2022 releast wurde: "Hundert Mille für ein Part, ich geh' nicht mit dem Preis runter". Kürzlich äußerte Samra jedoch in einer Instagram-Story, dass ein Feature mit ihm "unbezahlbar" sei. 

Ob die Welle der Feature-Preis-Offenlegungen im Deutschrap anhält oder abreißt, bleibt abzuwarten. Bisher scheint die US-Rap-Szene jedenfalls deutlich transparenter mit dem Thema umzugehen.

Übrigens: der eingangs genannte Snoop Dogg verkauft ebenfalls Features – zu welchem Preis, erfahrt ihr hier: 

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