Marcus Staiger: Was Aggro Berlin dem Royal Bunker voraus hatte
Staiger

Mit Aggro Berlin und Royal Bunker hat die Hauptstadt zwei der wichtigsten Labels der Deutschrap-History hervorgebracht. Und das zu einer Zeit, als das Genre noch bedeutend kleiner war, als es heute ist. Beide Labels ähnelten sich gerade zu Anfangszeiten in ihrem Untergrund-Charakter und dem DIY-Ansatz beim Vertrieb. Während Aggro es mit den Jahren in den breiten Mainstream schaffte, kam der Bunker jedoch nie richtig aus der Nische raus. Im Interview mit History of Berlin hat Gründer Marcus Staiger vor Kurzem auf diese Zeit zurückgeblickt und erklärt, was Aggro allen anderen voraus hatte.

Marcus Staiger über den Erfolg von Aggro Berlin

"Ich bin kein besonders guter Manager. Ich kann nicht gut mit Zahlen umgehen, ich kann nicht gut mit Geld umgehen", gibt Staiger rückblickend zu. Fler habe ihm einst eine "Geldphobie" unterstellt. Er habe mit Royal Bunker vornehmlich die Musik seiner Freunde rausbringen und dabei gleichzeitig eine Community erschaffen wollen. Immerhin gehörte der Name ursprünglich einer Kneipe, in der Staiger lange vor der Label-Zeit ein Hiphop-Event auf die Beine gestellt hatte. Dazu sei eine gehörige Antipathie für große Major-Labels gekommen, die einer Möglichkeit auf Profit den letzten Wind aus den Segeln genommen habe.

Im starken Kontrast dazu stand Aggro Berlin "die hatten ein Businesskonzept, im Gegensatz zu mir." Das führt Staiger auf eine "unschlagbare" Kombination in der Führungsetage zurück.

"Es gab die künstlerische Person mit Specter. Es gab den Buchhalter [Spaiche], der das Paperwork im Griff hatte. Und es gab den Verkäufer, das war Halil, der auch die Geschäftsideen entwickelt hat."

Staiger hingegen hätte vor der quasi unlösbaren Aufgabe gestanden, all diese Funktionen in einer Person vereinen zu müssen. Das sei alleine schon deswegen zum Scheitern verurteilt gewesen, weil er auch immer am Untergrund-Vibe des Bunkers hab festhalten wollen.

Spaiche blickt auf Aggro-Gründung zurück

Ebenfalls bei History auf Berlin hat Spaiche letzten Monat ein ähnliches Bild von der damaligen Hiphop-Landschaft gezeichnet. Den Zusammenschluss dieser "Siegerkombination" aus Specter, Halil und ihm bezeichnet er (nicht zu Unrecht) als "absoluten Turning-Point in der Hiphop-Geschichte".

Specter habe aus Frankreich die Vision mit nach Deutschland gebracht, dass es Hiphop-Tapes vom Untergrund bis in die Talk-Shows des Landes schaffen können. Halil sei derjenige gewesen, der von Anfang an verstanden habe, dass man damit Geld verdienen kann. Und Spaiche - der damals eigentlich bei Carhartt als Gebietsleiter für den Osten arbeitete - sei der Mann für das Geschäft gewesen.

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