Das große 2023 Deutschrap-Disstrack-Recap!

2023 verlief auf Diss-Ebene äußerst turbulent! Deutschrap hat sich offenbar daran erinnert, dass ein Beef auch auf Beats ausgetragen werden kann. Battlerap-Fans sind auf diese Weise mit reichlich Punchlines versorgt worden. Im folgenden Artikel ziehen wir Bilanz und schauen, was der Battle-Sport in den zurückliegenden Monaten so hervorgebracht hat.

2023 liefert Disstracks en masse

Hier und da ein Seitenhieb – das macht noch keinen Disstrack aus. Alle Songs, die jedoch überwiegend aus der Abteilung Attacke stammen, sollen nun noch einmal zur Geltung kommen.

Disstracks gegen Capital Bra

Angebliche Schläge, der Vorwurf des Wortbruchs, geplatzte Treffen: Zwischen Capital Bra und NGEE geht es 2023 hoch her. Musikalisch liefert der "Kinder der Straße"-Rapper mit "Kommissar Bra" einen kompletten Disstrack gegen seinen früheren Labelboss.

Auch Bushido hat Capital Bra etwas zu sagen. Auf "Dark Knight" gibt es in klassischer Bushido-Manier mit Details gespicktes Storytelling. Selbst das Alphabet wird für eine Machtdemonstration herangezogen:

"Egal, wie du es drehst, das schwarze B kommt immer vor dem C"

PA Sports Signing Yakary reiht sich mit "Capidiss.wav" ebenfalls in das Bratan-Bashing ein. Hier geht es melodiös und in Sachen Punches wirklich unkonventionell zu: "Ich klau' seine Uhr und ich brech' seine Leiche", gibt der Newcomer unter anderem von sich.

Fler im Kreuzfeuer

Fler muss sich 2023 mit diversen Battle-Kontrahenten herumschlagen. Das Lager von LiP ist weit vorne mit dabei. Kianush releast "Wer bist du ?!". Auf den Beat des Tracks springt kurze Zeit später Ex-Maskulin-Signing Silla. Dieser reflektiert zwar seinen eigenen Status, aber gibt auch Flizzy einen mit, indem er Kianush' Frage "Welches deiner Signings wurde zu einem Superstar?" zitiert.

Nach Kianush lässt es sich LiP-Oberhaupt PA Sports nicht nehmen, gegen Fler insgesamt 150 Bars zu packen. Das "Flergate" erscheint im Zuge eines immer giftigeren Beefs.

Mit Mosenu kommt ein weiteres Ex-Maskulin-Signing ins Spiel. Er droppt mit "Schweine & Diamanten" einen weiteren Disstrack gegen Fler.

Shindy vs. Kollegah & Farid Bang

"Free Spirit" von Shindy dürfte der wohl überraschendste Disstrack des Jahres sein. Ohne große Vorankündigung kommt Papi Pap und schießt mit stellenweise diskussionswürdigen Lines vor allem gegen Kollegah. Die Steilvorlage für einen weiteren Teil der "Jung, brutal, gutaussehend"-Reihe nimmt Shindy bewusst in Kauf:

"Dein nächstes Album floppt wegen mir /
Komm, ich geb' euch endlich ein'n Grund für 'JBG 4'"

Was ebenfalls nicht in Vergessenheit geraten sollte: Shindy hat seinen Disstrack noch um einen lockeren Part aus dem Liegestuhl heraus erweitert. Im "Eichhörnchen Freestyle" wird gnadenlos nachgetreten.

Pünktlich zum Weihnachtsfest packt Shindy mit "Kristallmatte" noch einen drauf. Auch hier geraten wieder Mütter ins Visier. Bei der titelgebenden Liegemöglichkeit spielt Papi Pap auf Kollegahs Werbung für hochpreisige Produkte aus der Alternativmedizin an. Seine Lines bringt der Bietigheimer auf dem Instrumental zu "50 Shot Ya" (2003).

Die Reaktionen beim "JBG"-Duo fallen vielfältig aus. Einen konkreten Antwort-Track auf all das gibt es bis heute nicht – dafür einen bunten Blumenstrauß an Disses gegen Shindy, die sich auf verschiedene Veröffentlichungen verteilen. Da wäre beispielsweise ein Track aus Kollegahs Promophase zu seinem Album "Deutsche Vita". Aus der Perspektive von Shindy geht es gegen die Privatperson Michael Schindler.

Farid Bangs ganzes Album "Asphalt Massaka 4" ist zudem mit Lines gegen Shindy durchsetzt. Auch für die nächste Zeit haben die Düsseldorfer Rapper dem Kollegen aus Süddeutschland weitere Fronts in Aussicht gestellt. Auf dem Track "Freitag der 13.", der sich auch mit OZ und 6pm-Gründer Achraf beschäftigt, wird Shindy gar für ein "paar Jahre" zum "Punchingball" erklärt.

Jigzaw im Battle-Fieber

Auf dem lyrischen Schlachtfeld zeigt sich 2023 auch Jigzaw äußerst aktiv. Wobei sich bei ihm oftmals ein Realtalk-Ansatz und Diss-Lines vermischen. Jiggi bringt gleich mehrfach seine persönliche Sicht der Dinge mit Punchlines zusammen. Zuletzt schießt er sich dabei vor allem auf Yakary ein. "50Bars (Free For All)" stehen dabei für den Redebedarf des früheren Alpha Music-Signings.

Zuvor geht es mit "Realtalk Raw" auf Part-Länge gegen 18 Karat. Nach einem Interlude verschiebt sich das Ganze in Richtung Kollegah. Auf dem Titeltrack zum Album "Inviktus" gerät hingegen vor allem Nimo ins Visier.

Capital Bra disst Bushido

Nach extra-langem Teasing geht Anfang November Capital Bras Disstrack gegen Bushido online. Auf "Arkham Asylum" ist Capis Alter Ego Joker Bra als Feature dabei. Deutschrap-Fans serviert das Duo eine Hochglanz-Produktion mit Szenen vor Bushidos alter Villa.

Schon um Bushidos Disstrack "Dark Knight" herum, liefert Capi mit "Ja Capi" einen Song mit einer unmissverständlichen Message an alle, mit denen er im Clinch liegt: "F*ck Bushido, f*ck NGEE, f*ck Yakary"

Fler, Animus und Co. teilen weitläufig aus

In den zurückliegenden Monaten erscheinen zudem Disstracks, die eher als Rundumschlag angesehen werden können. Allen voran Animus zelebriert auf seinen "Knaben Bars (warm up)" das umfangreiche Namedropping. Ufo361, Manuellsen, Azad, Fler und sogar Kool Savas lassen den Heidelberger Rapper in den Beastmode wechseln.

Kurz vor Weihnachten folgt mit "Banana Bars" die logische Fortsetzung. Auf einer Produktion von Kid Patron kritisiert Animus die Straße sowie Verhaltensweisen innerhalb der Hiphop-Szene. Doch er bleibt nicht nur allgemein: Mit Fler, Barrelo und Mois bekommen auch bekannte Akteure aus dem Deutschrap-Universum ein paar Bars ab.

Fler lässt sich ebenfalls nicht lumpen. Er ist "Von jedem der Feind". "Jedem" bedeutet in diesem Fall unter anderem PA Sports, Shindy, Laas, Juju, Bushido, Marvin California und Pashanim.

Der Hamburger Rapper MiZeb nimmt ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Sein "Armageddon" richtet sich an diverse Größen der Szene. Dass Deutschrap "'ne scheiß schäbige Versammlung von Kekos" sein soll, bekommen Capital Bra, Ufo361 sowie Ski Aggu zu spüren – um nur einige zu nennen.

Fabre aus dem Bözemann-Lager probiert 2023 einiges. So stellt er sich mit einem bekennenden Neo-Nazi ins Video und disst auf "Bestraf den Hund" alles und jeden. Der Clip ist aktuell nicht mehr auf YouTube abrufbar.

Das Camp von Life is Pain hat noch mehr in Richtung Capital Bra zu bieten. Hamzo 500 liefert direkt "40 Bars für Bras". Neben Capital Bra bekommen auch Jigzaw und Bra Musik-Rapper Ozan Punchlines ab.

Apropos Ozan: Der Newcomer hält sich ebenfalls nicht zurück. Er geht direkt mit zwei Tracks auf Konfrontationskurs. Auf "Häää???" dauert es einen Part bis schließlich Punches gegen Yakary, PA Sports und Ego folgen. Auf "Ez de Wenim" wird weiter Beef gegen das Life is Pain-Camp beschworen.

Jaysus fordert Animus heraus

Tief aus dem Süden kommt Jaysus Anfang des Jahres mit einer Herausforderung. Er erkennt in Animus einen "Wendehals" und fordert das Battle.

Kico zieht Gio auf

Video-Battlerap-Koryphäe Kico meldet sich mit einem launigen Diss gegen Gio zu Wort. Besonders Menschen, die Turnierformate wie das VBT oder das JBB gefühlt haben (oder bis heute fühlen), dürften ihren Spaß mit dieser Konstellation haben.

Ego hat die Sipsawdiss.wav

Der Frankfurter Rapper Ego steht nicht gerade für Zurückhaltung. Die harten Lines auf "Sipsawdiss.wav" kassiert größtenteils Jigzaw.

Disstracks aus der YouTube-Welt

Raportagen releast gleich zwei Teile seiner Disstrack-Serie, die sich mit ganz YouTube-Deutschland auseinandersetzt. In den dazugehörigen Videos mit neun und über zehn Minuten Spielzeit hagelt es Disses.

Auch der YouTuber KuchenTV, der musikalisch mit Twizzy und Cashisclay ein Team bildet, rappt über das Jahr verteilt Punchlines. Zum einen geht es auf "TikTak" gegen die Streamerin Shurjoka. Zum anderen dissen die Jungs auf "Killshot" die Influencerin Aline Bachmann. Auf "Bambis Mutter" hat man sich mit Freiraumreh ebenfalls eine Streamerin ausgesucht.

Das Camp um KuchenTV steht außerdem mit Rooz auf Kriegsfuß, sodass auch hier kurz vor Jahresende ein Diss erscheint. Auf dem Track "Trauerspiel" kommen Lines zur Geltung, die offenbar Anwaltspost nach sich zieht. Etwas mehr als eine Woche nach Veröffentlichung des Songs ist Twizzy beim Verlassen einer Battlerap-Veranstaltung angeblich angegriffen und verletzt worden. Er beschuldigt Rooz hinter dieser Aktion zu stecken. Dieser streitet das ab. Wo auch immer hier die Wahrheit liegt: Battlerap sollte nie die Ursache für einen Krankenhausaufenthalt sein.

Die 2023 sehr präsente Militante Veganerin haut ebenfalls einen Disstrack raus. Sie arbeitet sich auf "Hassen wir" an Shirin David ab. Eine Karriere als professionelle Rapperin steht ihr trotz lyrischer Treffer wohl kaum bevor.

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