Haftbefehl & Richard Wagner sind "Brudis im Geiste", meint Die Zeit

Nach Goethe, also Wagner: Das Feuilleton ist auch 2024 dabei, eine Brücke zwischen Haftbefehl und typisch deutscher Hochkultur zu schlagen. In einem Artikel von Simon Elson auf Zeit Online werden anlässlich der gestarteten Bayreuther Festspiele Hafti Abi und Opernkomponist Richard Wagner gegenübergestellt. Das Ergebnis ist eine angebliche geistige Verwandtschaft.

Haftbefehl & Richard Wagner haben "Dicke-Eier-Mentalität"

Im "kollektiven Kulturbewusstsein" erkennt der Autor zunächst kaum Berührungspunkte zwischen Haftbefehl und Richard Wagner – "abgesehen vom Antisemitismusvorwurf". Darauf baut der Artikel jedoch nicht auf. Vielmehr geht es um den Umgang der Künstler mit Sprache. Die These:

"Beide Musiker haben auf ihre je eigene Art die deutsche Sprache und somit die deutsche Identität vergrößert."

Wagner sei dies "durch Rückgriff auf alte germanische Mythen und Worte" gelungen. Haftbefehl hingegen durch die "poppige Sexymachung" von Begriffen aus einer Welt, in der kein druckreifes Hochdeutsch gesprochen wird.

Dazu macht der Artikel den Punkt auf, dass beide Protagonisten ihre Texte mit Alliterationen anreichern würden. Wagner sei zudem ein "Musiker, der die Sprache gekonnt für seine Zwecke nutzte". Auch Haftbefehl gehe mit Sprache "genial anders" um. Haftis Ausdrucksweise feiert der Autor wahlweise als "Klangpoesie" oder als eine "musiklyrische Maßnahme".

Der Artikel attestiert beiden Akteuren darüber hinaus eine "Dicke-Eier-Mentalität". So sei es "nicht ganz von der Hand zu weisen", dass die Wortfolgen zum Teil an "kindliches Matschepampe-Gebrabbel" erinnern würden. Das sei aber egal, weil bei dieser Kunst keine Lyriklesung oder Intellektualität im Vordergrund stehe. Stattdessen müsse Hafts Musik "in den Bauch" gehen und Wagner ein "Musikdrama" auf die Bühne bringen.

Im Zuge dieser Zielsetzungen sei von beiden die "deutsche Sprache erweitert" worden. Zum Ende gibt Simon Elson noch eine Empfehlung ab:

"Vielleicht ist es keine schlechte Idee, sich im Katastropheneuropa 2024, [...] eine Wagneroper zu gönnen und dann gleich danach ein Album von Hafti, ganz herrlich entzückt darüber, dass Menschen zwar grundsätzlich brutal dumm sind, aber doch immer mal wieder geile Sachen machen."

Zuletzt brachte Haftbefehl sein Album "Blockplatin" unter dem Namen "Platinblock" zurück ins Streaming.

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