"Schäbig" & "charakterschwach": Azad antwortet auf Animus' Podcast-Storys

Azad hat in einem neuen Interview mit Simon von Deutschrap ideal erstmals ausführlich auf all die Aussagen aus dem Podcast von Animus geantwortet. Dieser hatte in verschiedenen Episoden die gemeinsame Zeit bei Bozz Music Revue passieren lassen. Dabei ging es dem Heidelberger vor allem um angebliches Ghostwriting sowie den offenbar nicht ganz reibungslosen Abgang von Azads Label. Bei diesen Punkten sieht die Frankfurter Legende wenige Wochen vor Release seines Albums "Komboz" Klärungsbedarf.

Azad findet Animus' Verhalten "schäbig"

Als im Interview das Thema auf Ghostwriting fällt, stellt Azad in Bezug auf seine lange Diskografie klar: "Seit "Leben 1" bis "NXTLVL" war jedes Wort immer selber und ganz allein geschrieben." KEZ hatte 2019 in einem Track gegenteilige Vorwürfe erhoben (und sich kürzlich dafür entschuldigt). " 

Das Trap-Album "NXTLVL" (2017) sei jedoch das einzige Album gewesen, bei dem Azad nicht jedes Wort selbst verantwortet habe. Doch auch hier habe er "federführend" gearbeitet. Animus habe im Rahmen des offenen Konzepts des Albums Reime in den Raum geworfen, die letztlich auf wenigen Songs gelandet seien. Ghostwriting sei in dem Entstehungsprozess kein Thema für Azad gewesen. Das habe aus seiner Sicht vor dem Hintergrund des Albums "keinen Sinn gemacht".

Laut Azad wolle sich Animus mit der Darstellung der gemeinsamen Zeit profilieren und "Licht erhaschen". Das versuche er in seinem Podcast über das Standing sowie die Leistung der Menschen, die dort zur Sprache kommen. Nach 20 Jahren und diversen Klassikern müsse Azad niemandem beweisen, dass er selbst schreibe.

Vielmehr sei der Rapper Animus ein Produkt des Einflusses von Azad. Aus diesem Blickwinkel heraus habe sich die Zusammenarbeit für Azad mehr wie ein Sparring mit sich selbst angefühlt.

"Ein großer Teil von Animus als Künstler basiert auf dem, was ich gemacht habe. [...] Ich schöpfe eigentlich aus mir selber wieder zurück."

Wie Animus das Ganze in seinem Podcast aufgerollt hat, habe Azad "sehr verletzt". Es sei "schäbig" und "charakterschwach" vom Heidelberger.

Was wiederum "weitestgehend wahrheitsgetreu" sei, ist die Story zum Track "Schutzengel". Dieser ist auf "Der Bozz 2" (2019) zu finden und stamme größtenteils aus Animus' Feder. Der Track soll in einer Session für ein schließlich eingestampftes Trap-Album entstanden sein. Mit dieser Entstehungsgeschichte fühle sich Azad heutzutage auch nicht mehr wohl. Dieser eine Song liege bei ihm wie ein "Stein auf dem Herzen". Nach den Erfahrungen mit Animus habe sich Azad nicht mehr auch nur ein Wort zuwerfen lassen.

Es gebe jedoch einen Moment in seiner Karriere, bei dem er vorsätzlich einen Ghostwriter hinzugezogen habe. Namentlich: Eko Fresh. Beim Track "Credibil" (2008) mit La Honda und Manuellsen habe Azad sich gefragt: "Wie ist denn das so?" Für das Ghostwriter-Feeling habe er sich einen Part von Eko schreiben lassen – diesen jedoch nicht verwendet: "Ich hab's angehört und ich fand's nicht so nice."

Nach diesem Urteil habe er denn Verse letztlich selbst geschrieben. Es gebe niemanden, der zu seiner Zufriedenheit auf seinem Level schreiben könne.

Azad blickt auf Trennung von Animus

2019 gingen Animus und Azad nach nicht einmal zwei Jahren getrennte Wege. "Animus war der erste Künstler auf dem Label, mit dem ich Geld verdient habe", erklärt Azad. Hier herrschte für den Frankfurter statt Freundschaft ein "Geschäftsgedanke" vor. 

Azad habe nach dem schlagkräftigen Vorfall zwischen Manuellsen und Animus als Labelboss handeln müssen. Er habe Animus vorgeschlagen, erst einmal zu überlegen, wie es von dort weitergehen könne. Animus habe jedoch auf eigene Projekte und einen Vorschuss gedrängt.

Schließlich habe Animus emotional erklärt, dass er sich vollends von der Musik abwenden wolle. Azad habe angeboten, das Vertragliche zu regeln und ihm noch 20.000 Euro für einen "Neuaufbau" in Aussicht gestellt. Azad haben dann regelrecht "geschockt" reagiert, als Animus wenige Wochen später bei Ersguterjunge landete. Animus sei ein "Gauner", der ihm permanent "Kopfschmerzen" bereitet hätte. Dabei sei es in der Karriere von Animus nirgends so entspannt zugegangen wie bei Bozz Music. "Für kurze Zeit war das Thema Animus nicht mehr mit Dreck behaftet", erklärt Azad. Der Gang zu Bushido habe sich für Animus vielleicht wie ein höheres Level angefühlt, mutmaßt Azad.

Die Zusammenarbeit mit Animus bereut die Frankfurter Legende heute, wie er gegenüber Simon unmissverständlich festhält:

"Safe. Bereue ich es. Mit so einem Menschenschlag hatte ich in meinem engeren Umfeld noch nie 'was zu tun."

Das ganze Interview, das thematisch weit über Animus hinausgeht, kannst du hier sehen:

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