Samy Deluxe bringt morgen - am 50. Geburtstag von Hiphop - sein neues Album "Hochkultur 2" raus und war aus diesem Anlass beim Stern im Interview zu Gast. Dort spricht er unter anderem über seinen Breakout-Track "Weck mich auf" und darüber, warum niemand "jemals wieder so einen Hit haben" wird.
Samy Deluxe über die Entwicklung der Rapszene
Blickt man rein auf die Zahlen, ist "Weck mich auf" keine Anomalie. Der Track wurde vor einigen Jahren mit einer goldenen Platte für 250.000 verkaufte Einheiten ausgezeichnet und hielt sich bei Veröffentlichung 14 Wochen in den deutschen Charts. Höchstposition, Platz vier. Nicht schlecht, aber auch nicht weltbewegend. Wie gesagt, wenn man nur auf die reinen Zahlen schaut.
Betrachtet man den Song in einem zeitlichen Kontext, dann sieht das ganz anders aus. 2001 war Deutschrap in den Charts noch lange nicht so verbreitet wie heute, geschweige denn, eine Top-5-Platzierung. Wir erinnern uns: zwei Jahre später war MC Rene "neidisch" auf Kool Savas, "denn er geht einfach so Platz 6". Und nicht nur konnte Samy mit dem Song ungeahnten kommerziellen Erfolg erreichen, er leitete außerdem eine neue Deutschrap-Ära ein. Hiphop auf Deutsch war plötzlich politisch und hatte eine Message. Und das, ohne uncool zu sein. Es ging auf einmal gegen Nazis und Kinderschänder, um eine depressive Generation und Perspektivlosigkeit.
Samy selbst sagte mal über den Song, dass er nie wieder so einen Hit haben werde. Angesprochen auf dieses Zitat führt er jetzt im Spiegel aus, dass er sogar glaubt: "Niemand wird jemals wieder so einen Hit haben!" Das sei vor allem der aktuellen Zeit und der Art, wie Musik konsumiert wird, geschuldet:
"Ich habe Millionen echter Tonträger verkauft, die jetzt irgendwo im Schrott liegen."
Heutzutage würden Songs nun mal primär gestreamt werden. Die Zielgruppe mit der meisten Zeit würde gleichzeitig für den größten Erfolg sorgen.
Weiter glaubt Samy, dass er so einen Song wie "Weck mich auf" mittlerweile gar nicht mehr so funktionieren würde. Das liege daran, dass die Trennung zwischen Gut und Böse in seinen Augen immer mehr verschwimme. Das mache Gesellschaftskritik zum Teil schwieriger:
"Der Gesellschaftsdiskurs ist sehr nuanciert geworden, die meisten Leute versuchen, ein Haar in der Suppe zu finden. Du machst auf eine Krise aufmerksam, wirst dann aber von Leuten angegangen, die sagen, dass du deren Krise nicht vertrittst. Weil jeder heute überall mitreden kann, hat sich relativiert, was gerade relevant für alle ist."
Der Gesellschaftsdiskurs sei für Samy "nur noch ein Fragezeichen".
Hier könnt ihr euch den All-Time-Classic noch einmal geben: