Jay-Z - Kingdom Come
Hova ist back! Eigentlich war es schon immer klar, Jay-Z kann nicht die Finger vom Rappen lassen und so bleibt das Black Album nicht der grandiose Schluss einer beispielosen Rapkarriere, sondern wird zu einem weiteren Meilenstein. Der nächste Stein ist mit Kingdom Come (VÖ: 24.11.2006) bereits gelegt. Ob der Black Album Nachfolger nun eine strahlende Wiedergeburt oder eher eine notdürftige Wiederbelebung ist, kannst du in unserer Listening Session selbst entscheiden.
No Gimmicks, alle Tracks, straigt 90 Sekunden auf die Ohren.

In unserem Artikel erfährst du, wie Jay-Z sich zur lebenden Legende machte und warum Kingdom Come ein Meilenstein der Rap-Geschichte ist. Alles was du wissen musst, bei Hiphop.de. Jay-Z - Show Me What You Got [youtube qopwiGItevI nolink]
Jay-Z - Zeugen Jay-Hovas

Ziemlich exakt drei Jahre ist es her, dass Jay-Z Abschied von unserer Welt nahm. Am 25. November 2005 schaute Rap auf den Madison Square Garden, in dem Jay-Hova seinen Ausstieg zelebrierte. Von den Roots bis Pharrell, Missy Elliot bis Afeni Shakur, begleitete alles dass einen bedeutenden Namen hatte seinen letzten Gang. Aufgezeichnet und veröffentlicht auf der Fade to Black DVD und als kongeniale Begleitung des herausragenden Black Albums. Jay-Z bewies gleichzeitig als Rapper und als Businessman Genie, brillante Lyrics wurden begleitet von ausgearbeitetem Agenda Setting und geschickter Propaganda. Plötzlich war Jay-Z der Greatest MC Of All Time.
Unerwartet kam diese Krönung sicherlich nicht. Wie die Legende will, stach Jiggas Talent schon immer heraus, bereits in den Zeiten als er mit dem Klassiker Reasonable Doubt und Roc-A-Fella Records den Grundstein für seine Dynasty legte.

"The more he kept recording, the better he got. Everybody was listening to Jay at that time, as far as the new person to hold down New York" [DJ Premier]

Jay-Z bestand neben The Notorious B.I.G. ohne Stift und Papier. Brooklyns Finest. Die acht folgenden, offiziellen Solo-Alben brachten ihm zusammen 20-fach Platin.

Selbstverständlich war Jay-Hovas gottgleicher Status, den er am 25.11.2006 mit seiner selbstinszenierten Kreuzigung etablierte, dennoch nicht. Den größten Battle der Rap Geschichte, gegen seinen heutigen Angestellten Nas, verlor Jay-Z. Zumindest der offiziellen Geschichtsschreibung zu folge, auch wenn sich diese eher auf eine einzelne Radio-Abstimmung, als auf den Common Sense stützt. Jay-Z machte erfolgreiche, hochwertige Alben, die allerdings einigen zu kommerziell waren. Er war unbestritten einer der größten MCs, das Charisma eines Tupac Shakur oder Christopher Wallace konnte er aber nie erreichen. Jay-Z war groß. Vielleicht der Top Dog, aber keine Legende.

Dann trat er zurück und ließ die ganze Welt wissen, dass der beste Rapper der Welt von nun an aus dem Spiel war. The Mike Jordan of Recording. Jigga war in Rente, wenn auch mit einer Einschränkung: alles außer Solo-Alben zählte nicht. Kollabos mit Linkin Park und R.Kelly brachten 2004 vier weitere Platin Plaketten.



Die Zeit der großen Moves hatte gerade erst begonnen. Roc-A-Fella wurde an Def Jam verkauft. Boom. Das Ende einer Ära. Jay-Z wurde CEO und Präsident von Def Jam. Boom. Lässt die eigene Firma schlucken, um Boss der größeren zu werden. Ein neuer Anfang, wenn schon nicht für Dame Dash und einen Großteil der alten Wegbegleiter, dann doch für Jay-Z. Auf den Tod folgte die Auferstehung. Die Zeugen Jay-Hovas: alle von T.I. bis Kanye West, Paul Wall bis Ne-Yo. Jay-Z lud zum I Declare War-Konzert und machte es zum Friedensgipfel. Die Bühne zierte ein Nachbau des Oval Office, Jay-Z war nun "the United Nations of this rap shit" und sorgte für die größte anzunehmende Überraschung: er versöhnte sich mit Nas und gab ihn als neustes Def Jam Signing bekannt. Jay-Z war zurück. Nicht nur als vielleicht bester Rapper, sondern als Def Jam Präsident, erfolgreicher Geschäftsmann, Multi-Millionär, Lebensgefährte von Beyoncé Knowles, als wiederauferstandene Legende, größer als je zuvor, bigger than life.

Als Jay-Z seine musikalische Karriere 2004 einfror, hatte er seine Gründe. Rappen gab ihm nichts mehr. Er hatte American Football-Trikots erfolgreich gegen Designer Hemden getauscht und die gesamte Rap-Welt wischte den Dirt von der Shoulder. Die Musik ebenso in die Volljährigkeit zu zwingen, hatte er aber scheinbar nicht vor. Die Themen reizten ihn nicht mehr, Felgen schienen dem Mann mit dem Privat Jet kein spannendes Thema mehr zu sein. Jay-Z gab bekannt, dass er mit Rap nicht mehr viel anfangen konnte und deshalb damit aufhörte. Warum? Warum nutzte er nicht seinen, mit dem Black Album gewonnen, Status um Rap seinem persönlichen Entwicklungsstatus anzupassen, wenn er sich schon nicht mehr Rap anpassen wollte? Das Black Album war doch schon absolut erwachsen, etwas neues und musikalisch anspruchsvolles, über perfekten Rap und nett gewählte Samples hinaus. Wie sollte Rap erwachsen- und damit überlebensfähig werden, wenn sein bester Künstler lieber direkt in Rente ging? Dann kam der August 2006.

XXL: Heißt das, du machst noch ein weiteres Album?

Jay-Z: Ich weiß es nicht. Ich denke mir, wenn es nichts außergewöhnliches ist, warum sollte ich es machen? Wenn wir etwas schaffen könnten das außergewöhnlich ist, wäre es perfekt. Es wäre eine große Sache für Hiphop.

Drei Monate später war es vollbracht. Ein weiteres Linkin Park Album war es glücklicherweise nicht, dass ihn schließlich zurück in die Booth brachte. Stattdessen machte Jay-Z genau das, was er nach dem Black Album in seiner Situation, im Jahr 2006 nach Christi Geburt, zu tun hatte. Kingdom Come. Und es geht nicht nur um New York, International Hov wäre gerne Hiphops Savior.

Jay-Z macht mit Kingdom Come da weiter, wo das Black Album aufhörte, ohne auf Innovationen zu verzichten. Er rappt auf Beach Chair über einen, von Coldplays Chris Martin produzierten Soundtrack und macht Musik die man auch mit 40 noch problemlos genießen könnte, wie Papa seine alten Beatles Platten. Vor dem Strandkorb stehen bereits 13 Tracks classic material. Vielleicht ein Stück weg von Bed Stuy, Brooklyn. Eher "im Privat Jet von Paris zu den Bahamas", als "sellin rocks on the block".

"Some said 'Hov how you get so fly?' - I said from not being afraid to fall out the sky"

Ähnlich wie Def Jam-Artist Ghostface Killah, etabliert President Carter scheinbar gerade sowas wie Grown Up Rap, Rap-Musik auf einem anderen Level. Sicherlich keinen Ersatz für Jim Jones' Ballin, aber etwas großes und verdammt wertvolles. Jay-Z ist mehr als erwachsen, kurz vor den Vierzigern, aber 30's the new 20. You little fucks fall back, for real.
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