"Bauch Beine Po": Shirin David sorgt für Bodyshaming-Diskussionen

Gestern hat Shirin David mit dem neuen Track "Bauch Beine Po" ihr musikalisches Comeback gegeben. Vor und vor allem nach Release sorgt die Rapperin wegen des Songs jedoch für reichlich Diskussionen in Netz und Kultur: Die Vorwürfe gehen dabei von Doppelmoral, problematischen Schönheitsidealen bis hin zu Fat- und Bodyshaming.

Fatshaming, Marketing, verzerrte Schönheitsideale: Kritik an Shirin Davids "Bauch Beine Po"

Ein Großteil der Kritik dreht sich hauptsächlich um den Fakt, dass Shirin David auf "Bauch Beine Po" ein verzerrtes Schönheitsideal propagiere. Vor allem die Zeile in der Hook des Tracks "Geh' ins Gymmie, werde skinny, mach' daraus eine Show / Wir sind pretty im Bikini, das ist Bauch, Beine, Po" steht dabei im Zentrum der Diskussion. Einige Fans kritisieren unter Shirin Davids Postings zu "Bauch Beine Po" die "toxische" Message des Tracks. Außerdem würde der Song Frauen, die ins Fitnessstudio gehen, sexualisieren und auf das "Hübschsein wollen" reduzieren. 

Die Moderatorin und Musikjournalistin Salwa Houmsi kritisierte die Message von "Bauch Beine Po" schon vor zwei Wochen: Nach der ersten Live-Performance des Tracks bei Shirins Auftritt auf dem splash! Festival sorgte sich Houmsi darum, dass der gefährliche Dünnheits-Trend der 2000er wieder in den Mainstream gerät:

"Es ist einfach so schlimm, wie die [Schönheitsideale der] 00er-Jahre zurück sind. [...] Wir sagen schon: 'Du solltest schon besser skinny sein' [...] Du willst 'nen 'Hot Girl Summer' haben? Du willst den neuen Shirin-Song dabei hören? Naja, you better be skinny."

Die Journalistin und Autorin Lisa Ludwig wundere es überhaupt nicht, dass einige Shirin-Fans wie eigentlich auch Salwa Houmsi wegen Shirins neuem Song enttäuscht von ihr seien. Im SPIEGEL-Format "SPIEGEL Shortcut" kritisiert Ludwig, dass Shirin David auf "Bauch Beine Po" das Gegenteil von dem präsentieren würde, was sie eigentlich sonst propagiert. In der Vergangenheit hat sich die Rapperin nämlich regelmäßig für Body Positivity ausgesprochen. Jetzt folgt Shirin David laut Ludwig auf Prominente wie die Kardashians und die Jenners und verbreitet den aktuellen Skinny-Trend damit weiter.

"Das finde ich sehr, sehr schade. Weil damit an ihre Fans weitergegeben wird: Selbst Shirin [...], die wir vielleicht als Freundin wahrnehmen oder die wir cool finden oder die so ein Vorbild für uns ist als starke Frau, die sich durchgesetzt hat im Rap... Wenn selbst die sagt, man muss jetzt wieder skinny sein, das macht natürlich was mit Leuten." [sic]

Vor allem junge Frauen, die nicht diesem dünnen Körperbild entsprechen, könnten sich dadurch ausgeschlossen fühlen, selbst wenn Shirin nicht direkt sagt, dass dicker zu sein schlecht oder hässlich sei. Ein weiterer Kritikpunkt für Lisa Ludwig sei, dass sich die Gym-Hymne "Bauch Beine Po" zu sehr nach Marketing oder einem Song für einen Fitnessstudio-Werbespot anfühlt. Und siehe da: Direkt zu Release des Tracks hat Shirin David eine Kooperation mit der Gym-Kette John Reed gesichert, bei der ihre Fans ein "Bauch Beine Po"-Workout mit ihr gewinnen können.

Shirin Davids "Bauch Beine Po": Es gibt nicht nur Kritik

Aber es gibt natürlich auch positives Feedback zu "Bauch Beine Po": In den Kommentaren in den sozialen Medien feiern einige Fans den Track. Besonders hervorgehoben wird oft, dass der Gym-Ohrwurm viele zum Sportmachen motivieren würde. "Habs beim Einschlafen gehört, bin im Plank aufgewacht", "Bin jetzt wieder am Gym durchziehen" und "Seit dem Lied trainiert Farid Bang Beine" sind da nur einige Beispiele, die auf YouTube, Instagram, TikTok und Co. auftauchen. Für Lisa Ludwig sei der Aspekt auch nicht schlimm, wenn da nicht die berüchtigte "Skinny"-Line wäre. Ihrer Meinung nach hätte Shirin David im Song selbst noch einen Bezug dazu herstellen müssen, warum das Schönheitsideal "Skinny = schön" "scheiße" sei.

"Ich glaube, was wahrscheinlich mehr positive Aufmerksamkeit generieren würde, wäre zum Beispiel, zu sagen, man nimmt diese Line [...], aber dann bricht man in dem Song damit. [...] Dann hast du im zweiten Teil des Songs etwas, das aufdeckt, wie scheiße das eigentlich ist. Dass man sich natürlich bewegen sollte und dass Sport wichtig ist, aber damit man gesund ist, damit man fit ist." [sic]

Hier könnt ihr euch die ganze Ausgabe von "SPIEGEL Shortcut" zu Shirin Davids "Bauch Beine Po" anschauen:

Shirin Davids neuer Track ist polarisierend - und wahrscheinlich genau deswegen ist das Musikvideo aktuell auf Platz Eins der deutschen YouTube-Trends:

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