Album mit Takeoff, Shoutout an Ufo361 & mehr – Quavo im Interview
Quavo in orangener Jacke vor weißem Hintergrund

Dieses Interview wurde ein paar Tage vor dem tragischen Tod von Takeoff geführt und beinhaltet deswegen Fragen/Antworten in Bezug auf ihre gemeinsame musikalische Zukunft. R.I.P. Takeoff!

2008 gründete Quavo, Takeoff und Offset die Rap-Gruppe Migos. Das folgende Jahrzehnt stand quasi im Zeichen des Trios aus Atlanta. Zahlreiche Mixtapes und die legendäre "Culture"-Triologie prägten den Sound dieser Zeit maßgeblich und gelten heutzutage zum Teil als Klassiker. Nach über zehn Jahren Dreisamkeit entschieden sich Quavo und Takeoff in diesem Jahr mit "Only Built 4 Infinity Links" als Duo weiterzumachen. Die genauen Gründe hinter dieser Entscheidung sind nicht öffentlich bekannt. Klar also, dass verschiedenste Interpretationen und Analysen des Albums und der Aussagen um die Veröffentlichung im Netz kursieren. 

Unsere Redakteurin Christin hat sich mit Quavo zusammengesetzt und über das Album, die Herangehensweise als Duo und zukünftige Musik-Projekte gesprochen.

Quavo im Gespräch via Zoom

Quavo im Interview über "Only Built For Infinity Links"

Christin: Im letzten Monat haben du und Take euer erstes Duo-Projekt rausgebracht. Der Albumtitel "Only Built for Infinity Links" bezieht sich auf den HipHop-Klassiker "Only Built 4 Cuban Linx" . Weshalb?

Quavo: Unser Album soll eine Hommage an großartige amerikanische Rap-Duos sein. Wir kommen aus einer Gruppe und wollten nicht, dass der Fokus darauf liegt, ob sich unsere Wege nun trennen. Es sollte eher ein organischer Übergang werden, in dem wir die zeitlose Dynamik eines Duos hervorheben. "Only Built 4 Cuban Links" entstand als Raekwon und Ghostface Killah sich dazu entschieden, nach Wu-Tang ihr eigenes Ding zu machen. Deshalb wollten wir dieses Konzept übernehmen. "Only Built for Infinity Links" soll die moderne Version davon sein.

Christin: In Interviews habt ihr das Album als ein "besonderes Projekt" beschrieben, das "eine Menge Bastelei" erforderte. Wie kann man sich den Entstehungsprozess vorstellen?

Quavo: Bei "Culture III" haben die Leute vor allem auf die größten und einflussreichsten Featuregäste des Albums geschaut. Dabei kamen wir allerdings zu kurz und man hat selten unseren Namen gehört. Deswegen entschieden wir uns dazu, es nach zehn Jahren im Game anders anzugehen und diese Energie zu nutzen. Mit "Only Built For Infinity Links" gingen wir zurück zum Ursprung und erschufen einen Klassiker.

Christin: Würdest du sagen, das ist auch der Unterschied zwischen "Only Built For Infinity Links" und Migos-Alben?

Quavo: Ich denke, es ist einfach ein neues Kapitel. Und egal ob zu dritt, als Duo oder solo, wir werden immer aufeinander achten. Jetzt wollten wir zurück zum Anfang: Als die Hörer*innen dachten, wir seien zu zweit und noch nicht wussten, dass wir drei Rapper sind.

Christin: Euer Album wurde vielseitig interpretiert. Wie würdet ihr es selbst beschreiben?

Quavo: Auf jeden Fall ist es ein Klassiker. Das Album kam vor knapp zwei Wochen raus und viele unserer Fans hängen noch immer bei den ersten Songs. Es braucht auch seine Zeit, bis man die Emotionen, Bars und Geschichten dahinter aufgesogen und verstanden hat. Natürlich bekommt zunächst die kontroverse Seite der Platte mehr Aufmerksamkeit, aber sobald dieser Sturm vorüber ist, wird man sich hoffentlich den Rest anhören und seinen Lieblingssong finden (lacht).

Christin: Das Cover erinnert an OutKasts Album "Stankonia". Hinzukommend habt ihr in "Bars Into Captions" auf ein Sample von "So Fresh, So Clean" gerappt. Ist das als eine Hommage an eure Heimat Atlanta gemeint?

Quavo: Ja, ist es. OutKast repräsentieren den Staat Georgia und wir wollten Atlanta damit danken, dass es Teil unserer Reise war. Und obwohl wir aus einem Vorort stammen, hat man uns direkt in der Familie aufgenommen – uns fürsorglich, liebevoll und ehrlich behandelt. Deswegen mussten wir einfach die "Bars Into Captions" setzen (lacht).

Quavos & Takeoffs "Only Built for Infinity Links": Das steckt hinter den Tracks

Christin: "Only Built for Infinity Links" hat insgesamt 18 Tracks, in denen man eine Entwicklung sehen kann: von selbstbewussten, zu hinterfragenden und ab "Look @ this" dann auch reflektierenden Songs. Stimmt das oder was waren eure Gedanken hinter der Trackliste?

Quavo: Du hast total recht! Wir haben versucht, dieses Album wie eine Achterbahn zu gestalten, die dich mitnimmt auf Berge, in Kurven, auf- und abwärts. Wir wollten drei Komponenten verbinden: Zum einen den Straßenrap, von dem wir kommen, zum anderen Moshpit-Momente für die Festivalbesucher*innen und die mixed season mit langsameren Tracks.

Christin: In "Hotel Lobby" rappst du im zweiten Verse "F*ckin’ shit up ‘cause we beat out the system": Über welches System sprichst du?

Quavo: Über das, in dem besonders Schwarze Männer und Jugendliche ohne Geld bzw. Leute aus der Mittelklasse und ärmeren Schichten feststecken. Es ist wie ein Teufelskreis und scheint vorherbestimmt. Diese Line ist Ausdruck meines Glücks und ich zelebriere dem Durchschnitt entkommen zu sein und das System, das das Schicksal des Schwarzen Mannes besiegelt, gebrochen zu haben.

Christin: In "Integration" zeigt ihr die noch immer starke Differenz zwischen Schwarz und weiß auf und bringt eure Errungenschaften in den Kontext von Rassismus. Eine Line lautet: "White collar shirt, white shoes, white jeans, it’s a white colony/All my diamonds white but I’m not racist". Was steckt genau hinter dem Song?

Quavo: Im Grunde leben wir in einer Welt, in der wir beide brauchen - Schwarze und weiße - und wir sollten uns dessen bewusst werden. Die Gesellschaft muss zusammenkommen und integrieren, statt zu trennen. Die schwarzen und weißen Gegenstände stehen für Menschen und ihre Relation zueinander. Während ich im ersten Part darüber rappe, als Schwarzer Mann weiße Besitztümer zu haben, spricht Takeoff später über seine Vorliebe zu schwarzen Sachen. Das soll zeigen, dass Schwarze sowohl die Weißen als auch ihre eigene Community brauchen. Am Anfang des Songs hört man ebenfalls, wie eine weiße Frau darüber spricht, wie sehr sie Schwarze Männer liebt. Weil weiße Menschen wiederum ebenfalls von der Schwarzen Community abhängig sind.

Quavo über seine musikalische Zukunft

Christin: Auf dem Album sind einige Features und auch in Vergangenheit habt ihr bereits mit vielen Rapper*innen zusammen gearbeitet. Da kommt die Frage auf, ob es überhaupt noch einen Wunsch-Featuregast für euch gibt, mit dem ihr in Zukunft zusammenarbeiten wollt?

Quavo: Ein richtiges "Wunsch-Feature" gibt es nicht. Ich glaube, es ist auch der Moment gekommen, für sich zu bleiben. Bei einem Feature wird die Kreativität automatisch geteilt, sodass man manchmal am Ende gar nicht mehr sagen kann, wer den Song gemacht hat. In den letzten zehn Jahren sind auch alle berühmt geworden, ebenso wie der Migos-Flow. Jetzt ist es aber an der Zeit, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Auch wenn es trotzdem unsere Freunde sind, geht es jetzt um Takeoff und Quavo und darum einen Onkel-Neffen-Moment zu haben.

Christin: Quavo, du warst in der Vergangenheit bereits auf einem Song von Ufo361 zu hören. Könntet ihr euch vorstellen, noch einmal mit einem*r Deutschrapper*in zusammenzuarbeiten? Habt ihr vielleicht schon jemanden im Kopf?

Quavo: Natürlich, ich bin offen dafür und auf jeden Fall bereit noch einmal mit einem deutschen Artist zusammenzuarbeiten. An diesem Punkt auch Shoutout an meinen Boy Ufo! Wir werden auf jeden Fall noch einmal nach Deutschland kommen und dort Spaß haben.

Christin: Betrachtet man eure Karrieren, erkennt man schnell, dass ihr einen sehr hohen Output habt. Deswegen die Frage: arbeitet ihr bereits an neuen Projekten und könnt vielleicht schon etwas dazu verraten?  

Quavo: Wir arbeiten gerade an einem neuen Projekt. Wissen aber noch nicht, ob daraus eine Deluxe-Version von "Only Built For Infinity Links" oder ein separates Album wird. Allerdings sind wir so zufrieden mit dem Resultat, dass ich finde, das es keine Deluxe-Version mehr braucht. Also wir werden sehen.

Hier könnt ihr in Quavos & Takeoffs neues Album "Only Built For Infinity Links" reinhören:

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