Alles, was Kanye West ausmacht, steckt in einem Clip aus "Jeen-Yuhs"

Wer wissen möchte, wie Kanye West zu einem der einflussreichsten Künstler des Planeten geworden ist, der bekommt bei "Jeen-Yuhs" so etwas wie eine Antwort. Die dreiteilige Netflix-Doku feierte nun ihren Auftakt und zeigt Kanye, wie er schon früh in seiner Karriere genau das verkörpert, was man rückblickend als "typisch Kanye" beschreiben könnte. Dabei verbreitet sich gerade vor allem eine Szene der Doku auf Social Media.

Kanyes "All Falls Down" fällt durch

Um von der Welt gehört zu werden, braucht es eine Plattform. Also sehen wir Kanye West (jetzt auf Apple Music streamen) Anfang der 2000er in einem Bürogebäude. Er hat gerade einiges für Jay-Zs "The Blueprint" produziert und möchte bei Roc-A-Fella Records als Rapper unter Vertrag kommen. Um die Verantwortlichen von sich zu überzeugen, schneit Ye einfach spontan vorbei. "Lasst mich euch etwas vorspielen", sagt er einer Marketing-Mitarbeiterin. Dann legt er eine Demo-CD ein und "All Falls Down" beginnt. Kanye rappt mit, Kanye fühlt seinen Track. Eine Reaktion bleibt aus. Wirklich niemand in diesem Gebäude interessiert sich dafür. Es läuft einfach der normale Bürobetrieb.

Das Potenzial des Songs ging hier offenkundig unter. Nur Kanye war in diesem Moment scheinbar klar, dass sein Track mehr kann, als in einem Büro unterzugehen. Fairerweise: So ein unangemeldetes Hineinplatzen ist sicherlich auch nicht die beste Grundlage für Vertragsgespräche.

"All Falls Down" stieß später als dritte Single von Kanyes Debütalbum "The College Dropout" auf Platz #7 der US-Charts vor. Das Album verkaufte allein in der ersten Woche in den USA über 400.000 Einheiten. Kanye als Rapper: Funktioniert offenbar doch. Heute gilt Kanye als kreatives Supermind. Sein Impact geht weit über die Grenzen des Musikalischen hinaus – auch wenn er wohl auch vor dem Hintergrund einer bipolaren Störung immer wieder in Extreme ausbricht, die sein Ansehen beschädigen.

Kool Savas sieht Ye auf Van Gogh-Level

Für Kool Savas sind solche Szenen aus "Jeen-Yuhs" der Beweis dafür, dass "bei diesen Labels so gut wie niemand arbeitet [,] der wirklich etwas für Musik empfindet." Kanye erlebt dort schließlich, wie es ist, abgewiesen und nicht ernst genommen zu werden. Bringt ihn das von seinem Ziel ab? Nein, auf keinen Fall. Wer über seinen kompletten Karriereweg hinweg ein Kamera-Team draufhalten lässt, der muss schon sehr von sich überzeugt sein. Ye glaubt an Ye wie wohl niemand sonst. Ob er tatsächlich davon ausgegangen ist, 2020 Präsident der Vereinigten Staaten werden zu können? Gut möglich. Der Ansatz unterscheidet sich kaum von seinem damaligen Auftritt im Roc-A-Fella-Büro: Direkt und mit voller Hingabe verfolgt Kanye ein Ziel. Dass Scheitern kein Schlusspunkt sein muss, hat er mehr als begriffen.

Savas erkennt in diesem Verhalten jemanden, der "seine Kunst und seine Bedürfnisse" ernst nimmt. Ye sei als Artist "nicht weniger faszinierend" als der niederländische Maler Van Gogh. Auch dieser gilt als exzentrische Persönlichkeit. Als "angstfrei und unkontrollierbar" beschreibt Savas auf Twitter das Wirken von Kanye. Auch könne er sich vorstellen, dass man den US-Star und sein Schaffen "in 200 Jahren oder mehr noch kennen" wird. Cordae stimmt ein. Der US-Rapper findet die Doku unfassbar inspirierend. Auch Ahzumjot fühlt einen Push.

Die weiteren zwei Teile sollen in den nächsten Wochen ebenfalls auf Netflix folgen. Ein wichtiger Moment in Kanyes Rapkarriere war übrigens auch eine Kollabo mit Melbeatz.

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