YNW Melly-Prozess: Verteidigung fordert Fehlprozess
YNW Melly vor Gericht

YNW Melly muss sich derzeit vor Gericht für die Morde an einem 19-Jährigen und einem 21-Jährigen verantworten. Sollte er schuldig gesprochen werden, könnte ihm die Todesstrafe drohen. Nun fordern seine Anwälte jedoch einen sogenannten Fehlprozess (Mistrial), nachdem die Mutter von Mellys Ex-Freundin als Zeugin aussagen musste.

YNW Melly: Anwälte fordern einen Fehlprozess

Am vierten Prozesstag musste Felicia Holmes, die Mutter von YNW Mellys Ex-Freundin, aussagen. Sie gab vor Gericht jedoch an, sich von der stellvertretenden Staatsanwältin Kristine Bradley bedroht zu fühlen, und dass der Staat ihr "Leben ruiniert" hätte. Sie sei unter Druck gesetzt worden, auszusagen. Man habe ihr angeblich sogar mit einer Verhaftung gedroht und bezüglich einer Vorladung gelogen, was sie dazu gezwungen hätte, sich einen Anwalt zu nehmen.

Holmes wurde als "hostile witness" (z.Dt. feindliche Zeugin) deklariert. Das beschreibt nach amerikanischem Recht Zeugen, die der Partei, die sie in den Zeugenstand gerufen haben, antagonistisch gegenüber eingestellt sind. Das bedeutet praktisch jedoch nur, dass ihr auch die Staatsanwaltschaft Suggestivfragen stellen darf und nicht nur die Verteidigung. Aussagen musste sie trotzdem.

Während der Vernehmung soll Staatsanwältin Bradley mehrfach vom vorsitzenden Richter John Murphy für die Art ihrer Befragung und ihre Versuche, unzulässige Zeugenaussagen einzuführen, gerügt worden sein. An einem Punkt bezeichnete Murphy die Befragung der Staatsanwaltschaft als "völlig unangemessen". Die Staatsanwaltschaft soll Holmes zum Verlesen außergerichtlicher Aussagen aufgerufen haben, in denen es um einen Austausch von Geld zwischen Holmes und Mellys Camp geht. Wohl um anzudeuten, dass sie womöglich als Zeugin bestochen wurde. Das Gericht hatte im Vorhinein allerdings entschieden, dass diese Aussagen nicht als Beweise zulässig sind.

In der Folge bezeichnete YNW Mellys Anwalt David Howard das Ganze als "Fiasko", bei dem Melly aufgrund der nicht zulässigen Beweise vorverurteilt worden sei. Das bedeutet, die Beweise hätten keinen Zweck im Verfahren erfüllt, sondern lediglich dazu beigetragen, YNW Melly schlecht darstehen zu lassen. Ihm zufolge seien die Geschworenen durch die angeblich unzulässige Vernehmung maßgeblich beeinflusst worden.

"Die Geschworenen saßen da und sahen zu, wie sich dieses Fiasko entfaltete [...] Diese Jury wurde manipuliert."

Aufgrund dessen forderte er einen Fehlprozess. Richter Murphy schien diesem Antrag gegenüber nicht abgeneigt, und riet Mellys Anwälten, sich mit dem Rapper zu beraten, ob man diese Richtung wirklich einschlagen wolle. Dem amerikanischen Rechtsmagazin Law & Crime zufolge ein relativ eindeutiger Hinweis darauf, dass der Richter gewillt wäre, dem Antrag stattzugeben.

YNW Melly: Fehlprozess nicht unrealistisch

Ein Fehlprozess würde nicht automatisch einen Freispruch für Melly bedeuten. Die Staatsanwaltschaft hätte dann 90 Tage zeit, ein neues Verfahren einzuleiten. Sollten YNW Melly und seine Anwälte das Gefühl haben, es laufe gut für sie, könnten sie aber von einem offiziellen Antrag auf einen Fehlprozess absehen.

Law & Crime schreibt, dass ein Fehlprozess vor allem dann realistisch ist, wenn die Staatsanwaltschaft auf Beweise hinweist, die nicht für den Prozess zugelassen wurden. Kommenden Dienstag soll entschieden werden, ob und wie es mit dem Prozess weitergeht.

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