Roger Rekless - Von Zuhause Aus

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Pressetext / Beschreibung

Ich könnte Tage damit verbringen Künstler zu zählen, die irgendwelche Kronen für sich beanspruchen und in ihren imaginären Thronsälen reihenweise Groupies ledern. Wenn man in Pressemitteilungen dann aber auf Bezeichnungen wie "der beste Studentenrapper Deutschlands" stößt, dann folgen darauf schon andere Assoziationen. Und genau zwei Tracks lang hält die vorgefertigte Erwartung auch an. Da hätten wir zum einen das saubere DJ Intro und den famos relaxten, gut geschliffenen und textlichen gehaltvollen Hitfarmers RMX von "Aber nein". Dann wird aber klar, dass man dieser Platte mit einem gängigen Schema nur schwer beikommen kann. Der Müncher Rapper, DJ, Produzent und Schauspieler (!) Roger Rekless liefert eben nicht nur Mellow Rap, um sich dann zurückzulehnen und entspannt die Eier zu schaukeln. Das Leben ist eben kein Ponyhof. Und so folgt auf die ersten netten Töne auch eine harschere Gangart: "Ich bin kein Gangster, dass heißt aber nicht, das ich dich nicht verletz". Don't take his kindness for weakness.

Dem letztlich kritischen "Du gehst heim", über einen Freund, der sich von Gewalt und Härte zu sehr hat faszinieren lassen und letztlich im Knast gelandet ist, folgt unter anderem das Familiendrama Porträt "Halt dein Kind hoch", das mangelndes Verständnis zwischen Eltern und Kindern näher beleuchtet. Überhaupt geht Roger mit offenen Augen durch eine Welt, in der längst nicht alles "Ok" ist. Da wundert es auch nicht, dass er den momentan gehypten Deutsch-Rap eben nicht mit seichtem Kopfnicken durch die Qualitätskontrolle nickt.

Soweit so gut. Die Jungs zu sich in die Bude einzuladen kann allerdings auch anders enden. Dem exzessiven Feiern wurde mit der "Ätzoanthem" dann auch gleich ein Denkmal gesetzt. Zum clubben kann man diese Platte dann aber nicht gebrauchen, denn Versuche wie den im Original ebenfalls enthaltenen Track "Ich freu mich für dich" über ein klapperndes Blechgerüst scheppern zu lassen und ihm das Label "Club RMX" aufzudrücken sind allenfalls ein kurzweiliges Vergnügen. Dass dann auch eher weniger technisch anspruchsvolle Flows und Lines gesportet werden, ist eigentlich nichts verwerfliches, einige Features wie Minit oder Westa MC auf "City Slickers" spitten dann aber doch einige Ecken zu simpel - "Ich bring die Raps so roh" heißt es auf "Ich tu es" und damit ist der Rapstil eben auch schon ganz gut umschrieben. Die Lines kommen mit on-beat Flow, der eher dreckig als klinisch rein gehalten wurde, über die stellenweise trockenen Beats und werden hier und da noch mit gegrölten Hooks garniert, so dass das Endergebnis sicher nicht jeden glücklich stimmen wird. Als Beispiel dient hier mal der als Representer gestylter Posse Cut "M.S.P.". Aber wenn man es mal andersrum sieht, dann wird der Pädagogik Student wohl auch nicht mit der ungeteilten Zuneigung des Deutschrap Publikums gerechnet haben. So hat er ein Album abgeliefert, das oft intelligent ist, stellenweise witzig wird, mit reichlich Ecken und Kanten aufwarten kann und das es sich nicht nehmen lässt auch mal über die Stränge zu schlagen. Über seine Liebe zum HipHop muss man nach den 16 Tracks sicher kein Wort mehr verlieren. Genauso wenig wie bei der Frage, ob es für jeden Track auch die gleiche Liebe zurückgibt. Ein klares "Nein". Doch eigentlich ist das auch nicht so tragisch, denn "das ist Roger Rekless, der rausgeworfene Held". Da hat er irgendwo auch Recht.

Bewertung:    
3 von 6
    
Fazit:
Nach einigen Crew Releases, unzähligen Konzerten und Feature Parts gibt es von Roger Rekless jetzt auch die erste Soloplatte. Und darauf gibt es mal nachdenkliche und mal ironisch verpackte Geschichten aus seinem Leben, die den Hörer mal nett und mal rough treffen, auch wenn technisch alles eher unauffällig gehalten wurde - eben "Von Zuhause aus".