Rapresidentz - Zum Greifen Nah

Release Titel

Veröffentlichungsdatum

Pressetext / Beschreibung

"Sieh uns zusammen auf der Bühne und sag 'Oh man, was für 'nen Team'" – nach einigen Shows als Support Act für Leute wie Savas, Olli Banjo, Too Strong oder Sido will ich das wohl glauben. Um aber alle Mitglieder auf einer Bühne zu sehen, braucht es wohl nicht nur etablierte Künstler als Headliner, sondern vor allem auch eine Menge Platz: Mit B.E., Dinnie, F.Y., 1-hoch-3, Gipsy King, Spyco, Ten, Tinn und Vito Vitality zählt die Rapresidentz Crew nämlich ganze neun Member. Die Frage nach der Herkunft bleibt auch nicht lange unbeantwortet: Siegen – oder mit anderen Worten: "Das ist Südwestfalen-Flavour in the air". Und nach dem ersten Track "Frag nach uns" ist auch schon klar, dass diese neun Leute ihren eigenen Style fahren. Soweit so gut. Bleibt die Frage, ob man soviele MCs auf einem Track überhaupt vernünftig unter einen Hut kriegt. Ehrliche Antwort: In diesem Falle besser gar nicht, denn die entsprechend voll gepackten Representer, wie der oben genannte "Frag nach uns" oder "9-Mann-Armee" leiden an der mangelnden Richtung und der fehlenden Geschlossenheit.

Auffallend besser sind da schon die konzeptionell ausgetüftelteren Tracks, die auch scoren können: "Rund um die Uhr" und "Es liegt in deiner Hand" avancieren da zu Anspiel-Tipps: "Bei Nacht" sportet dank Lou eine kompakte, schöne Hook und liefert die Erkenntnis, dass es auch in Siegen nicht immer freundlich zur Sache geht. Diese Tracks offenbaren auch die Stärken der Crew: Mal analytisch, mal ironisch, aber immer mit einer Portion Ernsthaftigkeit, die dazu führt, dass sie trotz betonter Straßennähe ihren Weg "vom Asphalt in die Schlacht" nicht mit Plattheiten und Standard Floskeln ebnen. Über mangelnde Abwechslung kann man ebenfalls nicht klagen. Auf "Ich weiß was du letzte Nacht getan hast" beschäftigen sich Ten, B.E., Tinn und F.Y. mit der Entsorgung einer Leiche, in anderen Songs werden düstere Themen wie Drogenmissbrauch angeschnitten und bevor man zwischendurch immer wieder betont wie "Glücklich" man trotz aller Widrigkeiten mit dem eigenen Leben ist. "It's a struggle to survive" heißt es nicht zuletzt bei Curse.

Auffallend sind auch die vielen ausgefeilten und zum Teil wirklich guten Beats, die man in Eigenregie gebaut hat, wie zum Beispiel das ganz straighte "Ratatatat". Am Ende muss man aber noch die Feststellung treffen, dass es einiges an Leerlauf gibt. Der Clubsong "Clap" ist sehr simpel und durchsichtig gehalten und der Tempo- und Flowechsel auf "Klack Klack Pamm" hat eher einen experimentellen Charakter. Nach 78 Minuten kann man ein Resümee ziehen: "Zum Greifen nah" ist ein solides Album geworden, das durchaus mit einigen guten Ansätzen aufwarten kann, aber bei dem längst nicht jeder Song sein Potential ausschöpft. Weniger wäre manchmal dann doch mehr gewesen.

Bewertung:    
3 von 6    
    
Fazit:
Die Rapresidentz Crew zählt neun Mitglieder aus acht Nationen und kann auf Albumlänge durchaus einige ihrer Stärken zeigen. Der Aufstieg hat aber gerade erst begonnen und der Gipfel ist noch längst nicht "Zum Greifen nah".