Randgruppe - Alles Oder Nichts

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Manchmal ist es schon erstaunlich, was sogenannte 'Newcomer-Crews' mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln aus einer Platte herausholen können. Da die Frankfurter Randgruppe mit 'Alles Oder Nichts' bereits ihr zweites Album veröffentlicht, kann man ihnen im Grunde nicht mehr den Rookie-Status anheften. Qualitativ gesehen bewegt sich die Crew, bestehend aus den vier MCs Jonny Gun, Mr. Hankey, Albow Flash, Kosmo84 und dem Produzenten & DJ Kamisa.One auf durchaus nicht zu unterschätzendem Niveau.    

Bereits auf Ercandizes 'Ear 2 the Streets'-Allstar Projekt durften sie mitwirken und ein weiterer musikalischer Beitrag befindet sich auf dem 'Kopfnicker' Mixtape von DJ High Time. Nun nehmen sie auf 23 Tracks die Zügel selbst in die Hand und geben dem Pferdchen ordentlich die Sporen, wie schon das "Intro [Guten Tag]" beweist. Hier stellen sich die vier MCs auf ehrliche und amüsante Weise vor und vermitteln den Eindruck, dass sich die Crew suchte und schließlich in der richtigen Konstellation zusammen fand.

"We are back" offenbart eine stilistische Eigenheit der Randgruppe, die mir persönlich sehr gut gefiel. Runder, flüssiger Flow der einzelnen Crewmember, gepaart mit einer energiegeladenen, von allen vier MCs performten Hook hören sich schon äußerst gediegen an. Dieser Style zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album und macht sich auf Tracks wie "Wie Ne Glock", "Roll until we die" oder "Boom" bemerkbar.

Auch der oftmals so schwierige und umstrittene Spagat zwischen Proll-Attitüde, gespickt mit Metaphern und Übertreibungen und Deep- & Consciousness gelingt der Randgruppe. Warum? Weil man bei ihren Lyrics eine klare Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit sieht, die oftmals durch das gewisse Mehr an Humor herausragt. Als gegensätzliche Beispiele wären hier "Aus dem Weg" alias die inoffizielle Fortsetzung zu "Mach mal Platz" und das tragische "Alkoholiks feat. der Patient" aufzuführen.

Natürlich rappen sich die vier MCs der Randgruppe stark in den Vordergrund, unbeachtet dürfen jedoch auch nicht die Produktionskünste der Musiker bleiben. Ein Großteil der Beats stammt von Johnny Gun, der seinen Job ebenso wie Kamisa.One hervorragend erledigte und auch Albow Flash legte beim ein oder anderen Stück Hand an.

Den einzigen Vorwurf, den man der Randgruppe machen könnte ist, dass sie sich sehr stark an der amerikanischen Rapszene orientieren, was man sowohl aus den Texten, als auch aus den Scratches von Kamisa.One heraus hört. An einigen Stellen hätte es ein bisschen weniger "brääät" oder "scheah" auch getan. Dies beeinflusst den Hörfluss der Platte allerdings höchstens unmerklich.

Bewertung:    
4,5 von 6
    
Fazit:
Was die Randgruppe mit "Alles Oder Nichts" abliefert ist ganz bestimmt kein Einheitsbrei. Schon lange hat mich kein so gutes Album einer noch so unbekannten Crew erreicht. Um es nochmals mit einer Titeladaption zu sagen: Alles hervorragende Tunes, Nichts in dieser Review ist übertrieben.