Mike Fiction - Dreckiges Deutsch

Release Titel

Veröffentlichungsdatum

Label

Pressetext / Beschreibung

Als Berlins Rapzug startete stand Mike Fiction als Mitglied der Kaosloge unter hauseigenem Label Tempeltainment an vorderster Front. Die Musik war damals durchdrungen von Verschwörungstheorien und den Geschichten des Alltags. Nun also ist Mike bei Snuffpro untergekommen und stellt sein Solodebüt Dreckiges Deutsch vor. CD eingelegt und "Play":

Das Intro als Einstieg. Homies erklingen und benennen erstmal die Pseudonyme des Protagonisten: Mike Fiction aka Mike Ficker, aka Mike Adler. Ich begrüße ihn also und warte auf Track 2. Mike, "der Assi mit Abi," wie er mehrmals auf der gesamten Spiellänge verlauten lässt, stellt sich auf Wer bist du selbst vor. Die Frage wird immerzu mit jeweils zwei Bars beantwortet, die in bekannter, kranker Stimme und Flow Kombi gehüllt sind. Der nächste Song markiert den Titeltrack und gegen die Vermutung, dass mit vulgärer Sprache um sich geschmissen wird, werden die Missstände des Landes aufgezeigt. Leider nervt die Hook, was im weiteren Verlauf der LP keine Ausnahme bleibt. Der Innovationsgedanke beim Refrain ist unüberhörbar, doch skippt man das Ergebnis nur allzu gerne weg. Gleiches gilt für den gesamten Track Alles für Dich. Ein Liebeslied das die Trennung beschleunigt. Die dünnstimmlichen Features von Tatjana und Alexis tun da ihr Übriges. Die Liebe zum Mic auf Mein Spielzeug ist dagegen wieder schmeichelnd für den Gehörgang und Mike lässt persönliche Seiten aufblitzen. Kurz darauf folgt der Höhepunkt des Albums. Deja vu zusammen mit Chefkoch überzeugt durch harmonische Abstimmung von Thema, Text, Stimme, Flow und Beat. Auch der Featuretrack Halt die Fresse mit Morlock Dilemma & V-Mann könnte gefallen, hätte man sich eine andere musikalische Unterlage besorgt. Anatomie mit Bektas und Chefkoch lässt mich wieder aufhorchen, findet man sich doch im Hörsaal einer Anatomievorlesung wieder und die drei geben einen verbalen Blutrausch zum besten.

Festzuhalten bleibt: Mike Fiction ist meist als Mike Ficker unterwegs und ist definitiv kein Hook-König. Seine kranke Art zu rappen hat zwar Wiedererkennungswert, macht das Folgen, über die gesamte Albumlänge hinweg, jedoch sehr schwierig. Innovationen sollten ausgereifter sein und auch erinnert manches zu sehr an amerikanische Vorbilder. "Groopie" ist da das deutsche Pendant zu Groupie Love von 213 und der Abschlussbeat zu Ich buddel ein Loch scheint mit der gleichen Schaufel wie Busta Rhymes Legend Of The Fall Offs aufgenommen zu sein. Der Solopfad Mike Fictions sollte lieber wieder mit der Gruppendynamik einer Kaosloge eingetauscht werden.

Bewertung:
2,0 von 6
    
Fazit:
Mike Fiction versucht sich in Innovation, aber scheitert entweder an der Umsetzung, oder orientiert sich zu sehr an Vorbildern. Der hohe Wiedererkennungswert in Stimme und Style ist gut, jedoch nicht für Solopfade geschaffen. Eher als Bereicherung einer Gruppe funktionierend.