Gris - - Kunststück - ...wie Gris Die Welt Veränderte...

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Pressetext / Beschreibung

Gris - Kunststück - ...wie Gris die Welt veränderte...
"Früher" war Kunst fest definiert. Es gab strikte Richtlinien, an die sich Künstler zu halten hatten - ansonsten galt es als "entartet" und eben Gegenteil zur (angestrebten) Kunst. Dies wandelte sich mit der Zeit. Heut zu Tage ist Kunst oft das, was den Konventionen widerstrebt und eigene Wege geht, ja, sie selbst auf zu zeigen weiss. Dies in der heutigen Konsummentalität zu etablieren ist wahrlich ein "Kunststück". So ist der Titel von Gris' neuem Album treffender und weniger grössenwahnsinnig gewählt, als man es im ersten Moment wohl vermuten möchte.
    
Gleich zu Anfang sei gesagt: wer vom (teilweise sehr abstrakten) "Progrisiv" etwas abgeschreckt wurde, sollte hier auf jeden Fall reinhören, da der Untertitel "...wie Gris die Welt veränderte..." (wenn auch wahrscheinlich ungewollt) die künstlerische Entwicklung des Berliners thematisiert. Denn auf "Kunststück" wird nicht durchgehend darauf geachtet, durchgehend nur extreme Flexerpassagen und "experimentelle" Beats zum Besten zu geben. Das zeigt vor allem der Video-Track "Wie gehts", in dem Gris die "Post-Progrisiv-Zeit" erklärt und somit die Extrem-Irrglauben vieler Hörer widerlegt. Wer denkt, Rapper müssten entweder unglaublich reich oder "broke und real" sein, der sollte sich das Lied mal etwas genauer anhören und verstehen.
Das ganze geschieht dann in einer musikalischen Leichtigkeit und Klarheit, die (vor allem) für ein Underground-Release wirklich beispielhaft ist.

Und so zieht es sich durch dieses Album. Natürlich verliert man die "Kunst" nicht aus dem Auge. Es ist immer noch "Rap-Avantgarde", doch ohne einen zu hohen Grad der Abstraktion zu erreichen. So bekommt sowohl ruhiges Story-Telling wie auf "Couch" mit Meyah Don aber auch extreme Hass-Ansagen wie auf "Aggrisiv". Was man hier geboten bekommt, ist KEINESFALLS "leichte Kost", selbst für "schwere Kost" ist es zu krass. Für Zartbeseitete nicht empfehlenswert - für alle Möchtegern-Gangster dafür umso mehr. Wer danach noch den Harten machen möchte, der soll sich doch bitte bei mir melden, damit ich ihm Gris' Telefonnummer geben kann.

So langsam wird der Platz knapp und dabei gäbe es noch soviel zu schreiben. Was wohl noch zu nennen wäre, wäre "Durch". Das ist das Lied für diejenigen, denen "Zahnrad aus Fleisch" gefiel. Wieder wird die kontemporäre Leistungsgesellschaft stark kritisiert - dieses Mal jedoch weniger desillusionierend, als es auf dem Vorgänger der Fall war. Sehr grosser Track. Ein "Anspieltip" der etwas anderen Sorte!

Bewertung:
4,5 von 6
    
Fazit:
"Kunststück - ...wie Gris die Welt veränderte..." ist nicht nur für "Underground"- oder Berlin-Rap-Fans empfehlenswert. Jeder der sich mit Musik anfreuden, der sich auf sie einlassen und auf sich wirken lassen kann, sollte dieses Album hören - er wird es lieben lernen, das verspreche ich Euch.