95Karat - Persönlich

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Pressetext / Beschreibung

Es soll Leute geben, die ihren Rap nur mit Skimasken und Eisenstangen mögen. 95Karat gehört sicherlich nicht dazu. Denn das Album des Wahlmünchners ist vielmehr warmherzig und offen – mit Soul und Herz. So sind die ersten Tracks wie 'Wie ich heiß!', 'Fensterglas' oder 'August 73' Musterbeispiele, wie man eine eher nachdenkliche und melancholische Stimmung verbreiten kann, ohne sich in engmaschigen Gefühlsoffenbarungen und klischeesüßen Äußerungen zu verfangen. Besonders gut erkennt man das an dem Titeltrack 'Persönlich', der es am besten schafft kleine Wahrheiten und Reflexionen ohne viel schmückendes Beiwerk auf den Punkt zu bringen. Auf manchen Tracks wirkt er beinahe nüchtern und analytisch, wenn er beispielsweise auf 'Fensterglas' mit Zeilen wie 'Es gibt viele Wege, nur die Auswahl engt uns ein' seine eigene Unfreiheit auf den Prüfstand stellt. Zusammen mit Loki und Capital-S kommt dann auch die 'Erkenntnis', dass überflüssiger Luxus letztendlich unnötig ist. Seinem Ziel 'Tracks mit Herz und Niveau' zu machen, wie er es auf 'Ich rap für...' zum Ausdruck bringt, ist er damit sicher nicht fern.

Wie es sich für ein Album mit diesem Titel gehört, hat er auch kaum jemanden anderen an seinen Beats feilen lassen. Kleine Ausnahmen bilden 'Nachtschatten' und 'Confused', bei denen S.L.A.P. mit von der Partie war, doch auch er fügt sich nahtlos in das homogene Klanggerüst ein. Deutliche Claps und Kicks bilden das statische Untergerüst, das wahlweise mit Pianotunes, Gitarrensounds oder Streicherklänge kombiniert wird. Was jetzt vielleicht unspektakulär klingt, passt gut zu der inhaltlichen Ausgewogenheit. Als etwas langweilig und einseitig entpuppen sich aber die technischen Fertigkeiten des Rappers. Ein Flow, der sich seicht an die Beats legt oder manchmal schon Eigenschaften von Spoken Poetry aufweist, ist heute nicht mehr der 'state of the art' und wirkt auf Albumlänge etwas zäh und vorhersehbar. Dazu hätte, nur mal so am Rande, einigen Tracks ein spritzigerer Sound sicherlich ganz gut getan. Die eine oder andere Überraschung hätte man ebenso gerne einbauen können. Sei's drum, 'Persönlich' ist jetzt überregional draußen und das ist gut so. Nicht weil hier jetzt ein aufstrebender und technisch versierter MC das Mic ergreift, sondern weil ein Rapper über persönliche Eindrücke, Empfindungen und Erlebnisse spricht. Das kann zwar manchmal etwas langwierig aber keinesfalls falsch sein.

Bewertung:
3,5 von 6
    
Fazit:
Bei 95Karat steht Ehrlichkeit hoch im Kurs. Auch wenn der Sound und der Flow manchmal griffiger hätte sein können, liegt er mit seinen tiefgehenden Lyrics und melodiösen, melancholischen Tunes schon ziemlich richtig. 'Es ist egal wie ich kling, Hauptsache ihr könnt mich fühlen'.