Wenn Shaolin auf Wu-Tang trifft...
Dass Ami-Rap-Releases in Deutschland früher veröffentlicht werden als im Mutterland des Hiphops, kommt nicht allzu oft vor. Aus Angst, das Album würde geleakt im Netz landen, bekamen wir dann auch erst kurz vor Veröffentlichung ein Exemplar zugeschickt. Am 4. März erschien dann Raekwon s neues Album Shaolin vs. Wu-Tang.
An ein Album des Wu-Tang -Rappers ran zugehen ist immer eine Sache für sich. Vergleicht man die Scheibe jetzt mit den in Stein gemeißelten Meisterwerken Only Built for Cuban Linx I und II, schielt man gen Wu-Tang , oder sollte man sich besser von jeglichen Erwartungen frei machen? Keine Erwartungen können natürlich nicht enttäuscht werden. Wer bei Shaolin vs. Wu-Tang aber mit der Vorstellung an ein grundsolides Wu -Album rangeht... der wird definitiv nicht enttäuscht! Fakt ist einfach, dass Raekwon aus einem Kinderbuch vorlesen kann und immer noch mehr Flow und Style dabei versprüht als 99 % aller Rapper. 



Direkt zu Anfang fällt auf, dass Clan Mastermind RZA es diesmal gar nicht auf die Scheibe geschafft hat. Das mag verwundern, da er auf drei von vier Raekwon Alben vertreten war. Während des letzten Wu-Tang Clan Albums 8 Diagrams hatte sich der Superproducer aber neu erfunden, wobei ihm seine alten Weggefährten nicht folgen wollten. Rae erklärte damals, RZA habe sich für seine Begriffe zu weit vom Wu -Sound entfernt, woran sich nichts geändert zu haben scheint. RZA und Raekwon sind zwar cool miteinander, wie schon auf dem 2010er Kollabo-Album mit Ghostface und Method Man , Wu-Massacre , arbeitet er aber mit anderen Produzenten. Wu -Sound besorgen die Vollmitglieder Mathematics , Cilvaringz und Bronze Nazareth , ergänzt durch hochprofessionelle Leiharbeiter wie The Hitmen , Oh No , Havoc oder Alchemist . Der Sound der Platte ist brachial, was durch den Einsatz altbewährter Kung-Fu-Samples unterstrichen wird. Dass die Beats dabei größtenteils auf taktzerstörende Sample-Einsätze ala RZA verzichten, tut dem Gesamtbild irgendwie gut.
Die Featureliste liest sich wie eine Wunschliste von so manchem Rapper. Method Man und Ghostface Killah tauchen natürlich des Öfteren auf, Inspectah Deck , Rick Ross, Lloyd Banks , Jim Jones , The Roots Rapper Black Thought , Nas und Busta Rhymes steuern Rap-Parts bei; Estelle trällert die Hook zu Chong Chong Ninja .
Ums kurz auf den Punkt zu bringen: Raekwon , aka Lex Diamond , aka Shallah schafft es mal wieder ein dickes Brett an Wu-Tang -Album hinzulegen. Meiner Meinung nach übertrifft Corey Woods , so der New Yorker bürgerlich, die letzten Wu-Tang Veröffentlichungen an Style und Flow um Längen. Es scheint, als würde er solo die besten Wu -Alben bringen, verblasst doch auch Wu-Massacre - das Kollabo-Album mit Ghostface und Meth - gegenüber dem neuen Album recht stark. Ist das jetzt eine Fortsetzung von OB4CL ? Nein, ist es nicht und muss es auch gar nicht sein! Der Film läuft auch unter anderem Namen - der in diesem Fall Programm ist! Solange Raekwon es solo immer wieder schafft, Maßstäbe zu setzen und zu halten, so lange werden die Schwerter des Wu-Raps nicht verstum(m/pf)en!
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