Peter Fox reagiert auf Kritik zu "Zukunft Pink"

Update vom 25.10.2022:

Malcolm Ohanwe und Peter Fox haben mittlerweile erklärt, persönlich über die Thematik gesprochen zu haben. Zudem soll nun ein Talk in der Öffentlichkeit folgen:

Originalmeldung vom 24.10.2022:

Peter Fox sieht sich durch seinen ersten Song nach 14 Jahren Kritik ausgesetzt. Konkret wird ihm bei "Zukunft Pink" kulturelle Aneignung vorgeworfen. Journalist Malcolm Ohanwe findet Peter Fox 1.2 zwar "sehr gut", aber erkennt einen Track, der "1 zu 1 Amapiano-Sound aus Südafrika" aufgreift, ohne diesem Einfluss genügend Wertschätzung entgegenzubringen (Amapiano ist ein südafrikanisches House-Genre). Peter Fox hat via Instagram auf diese Vorwürfe geantwortet.

Peter Fox äußert Verständnis, aber sieht eher ein mediales Problem

Hat Peter Fox zu wenig in den Fokus gerückt, wo er sich bei seinem Comeback-Song inspiriert hat? Nein, findet der Berliner. Er "verstehe den Punkt", aber weist von sich, seinen Song als große Innovation verkauft zu haben. Er habe seine Inspiration stets transparent gemacht. Zum Beweis führt er zum einen die Spotify-Playlists zu seiner Radiosendung "Pierre On Air" an. Dort habe er es als Mission begriffen, seine Lieblingsmusik "beim deutschen Publikum bekannter zu machen". Zu seinen Favs zählt er: "Afrobeat, Dancehall, RnB usw". Seine eigene Musik habe er dort nie gespielt.

Zum anderen beruft sich Peter Fox auf den Pressetext zu seiner Comeback-Single. Dort stehe "eindeutig etwas von süd- und westafrikanischen Einflüssen." Im Pressetext heißt es:

"'Zukunft Pink' ist inspiriert von familiären Hinterhofparties und dem Morgen danach, von Beats aus Süd- und Westafrika, sowie dem glasklaren Morgentau über den Weiten Brandenburgs."

Für die fehlenden Hinweise auf diese Ursprünge in der deutschen Medienlandschaft könne man Peter Fox nun nicht "verhaften". Das Wort "Amapiano" ist im Pressetext nicht zu lesen. Ausgehend von Südafrika ist das Genre massiv auf dem Vormarsch. Der Mix aus House, Jazz, Hiphop-Elementen und südafrikanischen Stilrichtungen wie Kwaito oder Gqom erfreut sich auch Dank TikTok weit über die Grenzen Südafrikas hinaus immer größerer Beliebtheit. Kabza de Small, Sha Sha, Samething Soweto, Focalistic, Mr JazziQ, DBN Gogo oder Kamo Mphela zählen etwa zu den bekanntesten Artists des boomenden Genres.

Zuletzt zieht Peter Fox noch eine Insta-Story heran, die er vor wenigen Tagen gepostet hat. In dieser schreibt er: "Big shoutout and maximum respect to the Dancehall-Innovators, the Afrobeat Creators, the RnB-Masters as well the Classical Composers I love..." [sic!]

Die Kritik an Peter Fox' "Zukunft Pink"

Malcom Ohanwe glaubt, dass sich Peter Fox mit seiner Amapiano-Nummer eine "goldene Nase" verdienen werde, während Artists aus Südafrika auf der Strecke blieben. Er kann im Rahmen von "Zukunft Pink" keinen ausreichenden Support erkennen: "Wenn man sich deren kreative Errungenschaften schnappt und sie verdrängt, kann man sie auch pushen".

Im Zuge dessen prophezeit der Journalist, eine Amapiano-Wave im deutschsprachigen Raum, während Acts aus Südafrika "keinen ordentlichen Tour-Promoter finden". Ohne Hinweise auf die Menschen, die das Genre erfunden haben, würden Peter Fox und Co. "Anerkennung und Lob für Innovation bekommen". Props, die ihnen gar nicht zustehen würden. Malcom Ohanwe wirft Peter Fox vor, seiner Hörerschaft den Track als etwas "Bahnbrechendes" zu präsentieren und über die Ursprünge des Ganzen im Unklaren zu lassen.

Kulturelle Aneignung – Apache 207 bleibt nicht gleich

Von Kultureller Aneignung oder cultural appropriation spricht man laut Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismus-Arbeit e.V, wenn "Elemente einer Kultur enteignet und aus dem Zusammenhang gerissen in einen anderen Kontext gesetzt werden." Wo dieses Konzept anfängt und wo es aufhört, ist oft nicht so leicht auszumachen.

Grob umrissen: Sich etwas aneignen, aber nicht ausreichend auf die Ursprünge hinweisen wack. Im Hiphop-Slang würde hier wohl auch Biting ganz gut passen. Es geht um Credits und um klare Verweise auf die Herkunft. Noch besser als bloßes Benennen: Die Artists, welche die Inspiration liefern, supporten und pushen – beispielsweise durch ein Feature einem viel breiteren Publikum vorstellen.

Elemente einer Kultur beschränken sich natürlich nicht nur auf das Musikalische. Apache 207 hat jüngst im Interview mit der F.A.Z. erklärt, dass alles rund um das Thema Indianer nicht mehr in seiner Kunst stattfinden werde. Um zu dieser Entscheidung zu gelangen, habe er sich mit kultureller Aneignung auseinandergesetzt. Die Sache mit Federschmuck und Totem ist durch (zu sehen im Musikvideo zu "Kein Problem").

"[...] seitdem verwende ich den Begriff "Indianer" in meinen Songtexten nicht mehr – und verkleide mich in meinen Musikvideos auch nicht mehr als Indianer."

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