Markenstreit um "Skylines": Frankfurter Label klagt gegen Netflix

Gegen die Serie "Skylines" wurde eine einstweilige Verfügung beantragt. Jan Lehmann, Chef des Frankfurter Labels "Skyline Records" klagt aufgrund des gleichnamigen Labels in der Serie. Er befürchtet einen Imageschaden für sein Label durch die Thematisierung von Kriminalität, Gewalt und Drogen in "Skylines". Man klage nun unter anderem wegen Verletzung der Persönlichkeits- sowie Namensrechte. Dabei erhoffe man sich die Einstellung der Serie.

Skylines | Official Trailer | Netflix

It's about loyalty... music-producer Jinn believes he made when he signs with HipHop label Skyline Records. But it does not take long before things get heated. Watch Skylines, Only on Netflix: https://www.netflix.com/title/80220715 SUBSCRIBE: http://bit.ly/29qBUt7 About Netflix: Netflix is the world's leading internet entertainment service with over 151 million paid memberships in over 190 countries enjoying TV series, documentaries and feature films across a wide variety of genres and languages.

Realität vs. Fiktion: "Skyline Records" gibt es nicht nur in der Serie

In der Story der Serie "Skylines" stehen vor allem das titelgebende fiktive Label sowie der junge Produzent Jinn im Vordergrund, der dort einen Vertrag unterschreibt. Es stellt sich allerdings heraus, dass das Frankfurter Label mithilfe von Geld aus illegalen Geschäften mit Drogen errichtet wurde.

Das Problem um die Fiktivität von "Skyline Records" ist nun, dass es in Frankfurt tatsächlich ein Label mit diesem Namen gibt. Jan Lehmann, der das Label 2003 gründete und dort als "Cousin JMF" selbst Musik veröffentlicht, bekommt aktuell zu spüren, dass einige Zuschauer*innen Fiktion nicht immer von der Realität trennen können. Sein Anwalt Andreas Milch wird dazu so zitiert:

"Es melden sich viele Fans der Serie, die das Label Skyline Records für das Label aus der Serie halten. Was auch bedeutet, dass manche Zuschauer offensichtlich die Fiktion einer Serie nicht von der Realität unterscheiden können und das reale Skyline Records mit dem Label in der Serie assoziieren."

"Skyline Records": Cousin JMF stellte schon 2000 die Weichen für sein Label

Das Label hat seinen Ursprung bereits 2000 als die Rapper Giova C. und Jan Lehmann, der zudem als Produzent tätig war, die Hiphop-Crew und Plattform "ZUTIEFDRIN" gründeten. Deutscher Rap steckte noch in den Kinderschuhen als die beiden dort mit Rappern und Produzenten zusammenarbeiteten.

Ihre gemeinsame Wohnung wurde schnell zu einer Anlaufstelle für junge Rapper in Frankfurt. Hier konnten sie kostenfrei an ihren Projekten arbeiten. Das Label beschreibt die Arbeit Jan Lehmanns zu dieser Zeit wie folgt:

"Während jeder der Künstler selbstbestimmt und kostenfrei an ihren Projekten arbeiten konnte, war Cousin JMF so etwas wie der Produzent, Manager und Taktgeber für die Crew und kümmerte sich um alle Kontakte in der Szene."

Auch mit der offiziellen Gründung des Labels "Skyline Records" blieb der kommerzielle Durchbruch in den Medien aus. Die Verantwortlichen sehen die Ursache für den ausbleibenden Erfolg darin, dass sich die großen Labels bedroht gefühlt hätten. Dennoch wird bis heute über das Label Musik veröffentlicht. Auf seiner Seite bietet "Skyline Records" auch Musik zum kostenfreien Download an.

Bedenken schon vor dem Start von "Skylines" am 27. September

Die Gießener Allgemeine berichtete schon vor ein paar Wochen über Bedenken des Labelgründers. Bereits vor dem Start der Serie versuchte Jan Lehmann über seinen Anwalt eine Unterlassungsklage durchzusetzen. Damals ging es vor allem um die Rechte an dem Namen. Mit dem Start der Berichterstattung über "Skylines" sicherte sich Lehmann offenbar im Januar 2019 die Wortmarken "Skyline Records" sowie "Skylines".

Auch um das Image machte man sich bei dem Label durch die Thematisierung von Drogen, Gewalt und Kriminalität offenbar Sorgen.

"Es geht um Drogenhandel. Dadurch wird der Name des Labels in den Schmutz gezogen."

Dabei erkannten der Anwalt und sein Mandant nicht nur im Namen eine Parallele zu dem Label, sondern unterstellten der Produktion auch bezüglich anderer Aspekte, von Lehmann abgekupfert zu haben. Die beiden argumentierten mit dem Namen des Hauptprotagonisten Jinn, der dem Künstlernamen "JMF" ähnlich sei. Auch der Name "Momo" tauche sowohl in der Serie als auch in der Realität auf. Momo war nicht nur ein enger Freund des Labelchefs, sondern stand dort als Rapper und Produzent selbst unter Vertrag. Dazu soll ein Zitat des Labelchefs im Trailer verwendet worden sein.

Unser Autor hat die Parallelen unter anderem aufgrund der gesignten Rapper eher zu Haftbefehls Azzlackz-Label beziehungsweise 385 idéal gezogen.

Die neue Netflix-Serie "Skylines" macht "4 Blocks" Konkurrenz

"Skylines" steht seit Freitag als Stream auf Netflix zur Verfügung und hat übers Wochenende ordentlich Staub aufgewirbelt. Die Serie stellt eine der wenigen Netflix-Produktionen aus Deutschland dar und tritt in die Fußstapfen von "Dogs of Berlin" oder "4 Blocks". Aber bei "Skylines" steht die Musik noch sehr viel deutlicher im Vordergrund.

Netflix wies alle Vorwürfe von sich. Milch riet seinem Mandanten draufhin, zunächst den Start der Serie abzuwarten. Geschlagengeben wollte man sich aber noch nicht:

"Wir werden den Start nicht stoppen, was aber nicht bedeutet, dass wir die Serie nicht weiterhin stoppen wollen."

Nach der Sichtung der Folgen hat man sich offenbar ein paar Wochen später entschieden, mit der Klage weiter gegen den Streaminganbieter vorgehen zu wollen.

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