Jentown Cryhme - Der Mob aus Hamburg
Man kann sagen was man will. Aber diese Jungs bewegen was. Während Hamburg vor nicht allzu langer Zeit noch als Hauptstadt des Studentenrap galt und in zahlreichen Seitenhieben der Konkurrenz Erwähnung fand, sind die Klappen in den letzten Monaten auffällig kleiner geworden. Der Jentown-Mob um Label-Gründer Lukasz ist dabei, das Image der Hansestadt vom einen Extrem ins andere zu drehen: Wo früher der Reihenhaus-Rap sein nationales Zuhause hatte, ist heute unverklärte Ghetto-Musik der Stand der Kunst. Der Sampler "Rabenmukke Vol. 1" markiert dabei erst den Anfang der Metamorphose.


Woran liegt es eurer Meinung nach, dass Street-Rap aus Hamburg so lange nicht wahrgenommen wurde?

Weil es niemanden gab der Street-Rap gefördert hat. Die Rapper gab es schon immer, aber sie wurden schön unten gehalten. Wir haben das jetzt geändert und eine grosse Sache gestartet. Hamburg ist jetzt wach.

Was erwartet einen auf "Rabenmukke Vol. 1"? Ist es eine Ansammlung verschiedener Songs um die Künstler zu präsentieren, oder steckt ein tieferes Konzept dahinter?


In erster Linie präsentieren wir euch mit Rabenmukke Vol.1 alle Jentown Crhyme Künstler und stellen euch die Gesellschaft der Schwarzen Raben vor.

Habt ihr bei "Rabenmukke" auch mit Künstlern außerhalb des Jentown-Umfelds zusammengearbeitet?

Eigentlich arbeiten wir nur mit Leuten aus unserem Umfeld zusammen, die wir lange kennen. So gesehen ist Bacapon unser Henker aus dem Süden Hamburgs der einzige auf Rabenmukke, der nicht bei Jentown Crhyme gesignt ist. Er macht sein Ding und von seinen Jungs werdet ihr auch noch viel auf die Ohren bekommen.

Aggro Berlin und Bushido haben den Weg für deutschen Straßen-Rap in die Charts geebnet. Gesteht ihr ihnen diese Vorreiter-Rolle zu und denkt ihr, dass die Öffentlichkeit jetzt bereit für eure Musik ist?


Also für uns ist es wichtig gute und ehrliche Hamburger Rabenmukke zu machen und wenn wir in die Charts kommen, dann ist es ein schöner Nebeneffekt. Zu den von dir erwähnten Leuten "sei jedem der Erfolg gegönnt", aber für jemanden der ständig unsere Stadt disst können wir einfach nichts gutes übrig haben. Wir wissen, dass es Leute gibt die in Hamburg leben und Bushido hören, dass ist als ob jemand deine Mutter vergewaltigt und du bietest ihn einen Tee und Zisen dabei an. Wie war die Resonanz auf Karims Solo-Album? Hat er eure Erwartungen erfüllt?

Es war in Ordnung. Karim ist halt noch sehr jung und entwickelt sich ständig weiter. Schwarzer Rabe ist ein cooles Ding aber wenn wir uns mehr Zeit dabei gelassen hätten, wäre es viel besser geworden. Schwarzer Rabe hat sich in Hamburg und Umgebung sehr gut verkauft anderswo halt noch nicht ganz so gut.

LUKASZ, du selbst machst keine Musik, was war dein Antrieb, ein Label zu gründen?

Ich mache zwar keine Musik, komme aber aus der Hiphop-Scene. Ich habe '89 mit dem Writing angefangen, habe auch ein bisschen gebreakt, später bin ich dann in einer Strassengang gelandet und habe viel Scheiße gebaut. Nach meinen ersten Knastaufenthalt und nachdem meine damalige Freundin schwanger geworden ist, habe ich mich ein bisschen entspannt und eröffnete 1998 meinen Hip-Hop Laden G-Style. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass die Hamburger Jungs eine Plattform für ihre Musik brauchen und die habe ich mit Jentown Crhyme erschaffen.

Läuft bisher alles nach Plan, oder werden euch von der Industrie oder anderen Rappern Steine in den Weg gelegt?


Es läuft eigentlich alles cool, nur wäre es noch cooler wenn die Musiksender unsere Videos endlich spielen würden.

Ich denke viele Hamburger werden froh darüber sein, dass ihre Stadt nun auch von einer anderen Seite repräsentiert wird. Habt ihr trotzdem auch schon Kritik für euer Auftreten einstecken müssen? Die Raben-Masken zum Beispiel polarisieren sehr.

Eigentlich steht Hamburg hinter uns so wie wir hinter Hamburg stehen. Aber es gibt immer irgendwelche Honks die irgendetwas schlecht reden müssen und lieber dies hätten oder jenes, aber die Zeit kann man nun mal nicht zurück drehen. Die Masken sind cool, Wiedererkennung und so ne(lächelt).

Auch wenn ihr euch nach außen hin hart und aggressiv gebt, scheint euch der Zusammenhalt untereinander dafür umso wichtiger zu sein. Gehört das zu den Botschaften, die ihr dem Hörer mitgeben wollt?

Das Leben, welches die meisten von uns leben, hat uns hart gemacht und aggresiv sind wir nur, wenn jemand uns aggresiv kommt. Zusammenhalt, Loyalität und Respekt sind uns sehr wichtig und dies sind auch die Werte, die wir unseren Hörern vermitteln wollen, leider ist nicht jeder auf unseren Weg so gewesen und man kann hierzu nur sagen "Bitches kommen und Bitchez gehen".

Wie steht ihr zu Nicht-Straßenrap? Akzeptiert ihr sogenannten Studenten-Hiphop, auch wenn ihr ihn selber nicht hört, oder seid ihr strikt dagegen?

Wir finden, dass jeder das machen sollte was er will, nur er sollte dabei ehrlich bleiben und sich nicht verstellen.

Ist Charnell eigentlich bei Jentown gesignt oder ist er nur ein Freund?


Er ist bei uns gesignt.

Sind Gangs und Bezirke heute noch ein Thema in Hamburg? Oder hat es sich im Vergleich zu den 90ern beruhigt?

Klar gibts in Hamburg noch Strassengangs und manche Bezirke können sich nicht ab. Aber das spielt sich eher unter den Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren ab. Im Vergleich zu den 90ern hat sich das alles ein bisschen entspannt.

Was wird als nächstes bei Jentown Crhyme passieren? Wer wird als nächstes releasen?

Lasst euch überraschen, nach den Sommer ist die Schonzeit vorbei und dann gibts wieder was auf die Ohren.       

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