Ice Cube - In the Movies
Es gibt Unmengen von Rappern und vermutlich noch viel mehr Schauspieler. Ice Cube ist beides - und das auch noch im Superlativ: Er ist ein Rapheld und Filmstar. Dass er dabei noch über einen Ruf und eine Kredibilität verfügt, die kein Label der Welt schlüsselfertig liefern kann, macht ihn zu sowas wie einer Institution. Er hat Gangster-Rap berühmt- und Kifferfilme zu Kultstreifen gemacht. Es reichen drei Buchstaben, um seinen Status in der Rapwelt zu umschreiben: N.W.A.

Here's a murder rap to keep you dancing with a crime record like Charles Manson

Doch der eigentliche Kick-off für die Karriere von O'Shea Jackson beginnt noch etwas früher mit drei anderen Buchstaben: C.I.A. – seine erste Formation mit Sir Jinx und K-Dee schafft es zwar nur auf eine EP aber Ice Cube verdient sich die ersten Rapsporen und trifft die richtigen Leute. Einer dieser Leute ist ein DJ, der in Compton und Umgebung einen guten Ruf genießt und ehrgeizige Ziele hat: Dr. Dre. Der Rapgott muss an diesem Tag gut gelaunt gewesen sein, denn aus dieser Bekanntschaft entsteht, zusammen mit MC Ren, Eazy-E, Arabian Prince und DJ Yella, eine Crew, die ebenso erfolgreich wie kontrovers ist: Niggaz With Attitude. Das erste richtige Album Straight Outta Compton erscheint 1989 und schlägt im gesitteten Amerika wie eine Bombe ein. Songs wie Fuck Tha Police sorgen für empörte Eltern und aufgebrachte Politiker, thematisieren aber auch das Leben in den Blocks von South Central L.A. und schießen die Crew an die HipHop Spitze – Doppelplatinstatus inklusive. Der Gangster-Rap, der auch durch Schooly D, Ice-T und die Geto Boys populär wird, hat seine Oberhäupter gefunden und die Vormachtstellung der Ostküste ist erstmals wirklich in Gefahr. Die Platte wird von Unmengen MCs als größte Inspiration angesehen – und den Großteil der Texte liefert Ice Cube.
          
Sometimes I got away clean, sometimes people got hurt

Der logische Schritt ist daher ein Soloalbum. Dank crewinterner Querelen lässt das auch nicht lange auf sich warten. AmeriKKKa's Most Wanted, zum Großteil produziert von Public Enemys Bomb Squad, knackt 1990 innerhalb von zehn Tagen die Goldmarke und pulverisiert kurze Zeit später auch die Platingrenze. Als wäre das noch nicht genug, entschließt sich Ice Cube das Schauspielgame mal aufzumischen – und im Gegensatz zu vielen anderen Musikern, die das Genre wechseln, hat er damit auch Erfolg. Zwar hagelt es keine Oscars aber mit dem ersten Auftritt in John Singletons Boyz N the Hood hat er einen Fuß in der Tür. Danach folgen Kultfilme wie Friday oder aber auch Mainstream Blockbuster wie Anaconda, Three Kings oder XXX: State of the Union.

Since I had on a shirt that said I was dope he thought I was selling base and couldn't hear my case


Was ihn aber nach wie vor auszeichnet ist seine Musik. Über Priority Records peilt er 1991 die Spitze der Charts an: Death Certificate wird zu einem der umstrittensten Alben der HipHop Geschichte - und das soll ja schon was heißen. No Vaseline stößt mit antisemitischen Äußerungen übel auf, Black Korea wird gemeinhin als Aufforderung verstanden, koreanische Geschäfte zu plündern, und zwischen den Zeilen sympathisiert man deutlich mit der militanten Nation of Islam. Ein Liebling der Nation wird man damit wohl nicht mehr, die Platte wird, als erste überhaupt, von den Billboard Listen gestrichen. Trotzdem stürmen die Leute die Läden mit der Konsequenz, dass die Platte auf Platz Zwei der Charts landet und die Platinmarke mit Leichtigkeit durchbricht. Seine Texte besitzen aber weiterhin eine politische Dimension. Er greift Crack Dealer an und verurteilt drogensüchtige Schwarze, die die Verantwortung für ihre Schwäche einfach auf andere schieben. Das macht ihn, ebenso wie Public Enemy an der Ostküste, zu Galionsfiguren und Sprechern der Projects. Der Appell an den Stolz der schwarzen Bevölkerung verbindet die Küsten – oder wie es in einem Track heißt: Like Jordan, I'm going coast to coast.

There goes the billboard pull it and see up I'm still number one with the bullet

Das '92er Album The Predator bringt Ice Cube endgültig an die Spitze und belegt gleichzeitig die Spitzenposition der R&B und Pop Charts. Wenn Lethal Injection das auch nicht mehr toppen kann und es nach der War & Peace Reihe lange Zeit ruhiger um den Musiker wird, zeigt das 2006er Comeback Laugh Now, Cry Later dass er immer noch zubeißen kann wie eine Mischung aus Mike Tyson und DMX: Call me an animal up in the system but who's the animal that built this prison?. Ice Cube ist wieder da wo er hingehört und schafft den Spagat bei dem andere sich beide Beine brechen. Musik zu machen, die man gerne hört und dabei die Probleme trotzdem nicht aus dem Blick verliert: I know the scripture but there's something wrong with this picture. Mit dem neuen Album verbindet Ice Cube seine beiden Karrierezweige und Leidenschaften: Musik und Filme. Oder besser gesagt Musik in Filmen, denn In the Movies featured Tracks, die bisher meist nur auf Soundtracks zu finden waren. Was zuerst einmal nicht besonders berauschend klingt und sicher nicht soviel Buzz wie ein neues Album erzeugen kann, passt durchaus ins Konzept und ist mehr als nur ein schmückendes Gimmick für Fanatiker. Um das mal besser auf den Punkt zu bringen: Wie viele Hammertracks hat Ice Cube schon für diverse Filmprojekte geliefert und wie viele der dazugehörigen Soundtracks stehen zuhause im Regal?! Somit steht In the Movies besonders für zwei Dinge: schwergewichtiges und klassisches Material – von Tracks wie The World Is Mine bis Natural Born Killaz. Als kleiner Anreiz wurde auch noch ein wenig unveröffentlichtes Material obendrauf gepackt. Um dich auf die Platte ein wenig einzustimmen, haben wir außerdem mal einige Clips von In the Movies in der Videosektion zusammengetragen. Für die, die mit allem dann gar nichts anfangen können, hat Ice Cube aber auch die passende Line parat: No matter how many niggas say we ain't the shit, bitch.

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