"Homosexuelle Propaganda": Russischer Rapper wird inhaftiert

Der russische Rapper Vacío besuchte vor knapp zwei Wochen eine freizügige Party in Moskau. Das offenherzige Event stößt bei dem konservativen Teil der russischen Bevölkerung auf Protest – wenig später wird der Rapper von den russischen Behörden verhaftet und verurteilt. 

Nach Party-Besuch: Rapper Vacío wird zu 15 Tagen Haft verurteilt

Am 20. Dezember feierten russische Prominente, darunter auch einige russische Musiker*innen, eine Party im Nachtclub "Mutabor" in Moskau. Das Motto des Events? "Almost Naked". Dementsprechend waren die Personen vor Ort spärlich bekleidet – so auch der russische Rapper Nikolai Vasilyev alias Vacío. Er besuchte die Party mit einem besonderen Outfit: Der Rapper trug lediglich eine Socke über den Genitalien.

Später machten Aufnahmen von der Party im Internet die Runde. Wie unter anderem ntv berichtet, hätten zunächst ultrakonservative Personen Kritik an der freizügigen Promi-Party geübt. Auch die russischen Staatsmedien sollen nach Angaben von ntv das Bild der "dekadenten" Promi-Party weiter verbreitet haben. Kritisiert wurde das Event vor allen Dingen angesichts des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine. Die russischen Staatsmedien prangern das Verhalten der Prominenten an: Während sie ausgelassen feiern, würden russische Soldaten in der Ukraine um ihr Leben kämpfen. Der Kreml hat die Party-Aufnahmen zunächst nicht kommentiert. Durch die Aufruhr im Internet schalteten sich letzten Endes auch die russischen Behörden in das Geschehen ein.                                                                                                           
Vacío wurde festgenommen und nach Angaben von ntv zu 15 Tagen Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 2.000 Euro verurteilt. Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS werde ihm wegen seines Outfits angeblich "homosexuelle Propaganda" und "Rowdytum" vorgeworfen. In Russland wird die LGBTQ+-Community mittlerweile auf prekäre Weise eingeschränkt. Erst vor knapp einem Monat wurde ein Gesetz zum Verbot von sogenannter "LGBTQ+-Propaganda" beschlossen – darunter fällt auch das angebliche Vergehen des russischen Rappers. Wie t-online berichtet, soll der Rapper sich angesichts der Inhaftierung via Telegram unbekümmert geäußert haben: 

"Sch**ß drauf, ich werde Sport treiben und Bücher lesen."

Später sei laut t-online ein Entschuldigungs-Video des Rappers von der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti veröffentlicht worden. Vacío beteuert in diesem, dass er niemanden beleidigen wollte und darüber hinaus nichts mit der LGBTQ+-Community zu tun habe. 

Russische Artists müssen mit Konsequenzen rechnen

Aber nicht nur Vacío wurde für seinen Party-Besuch bestraft: Auch weitere prominente Artists, wie die russischen Sänger Filipp Kirkorow und Dima Bilan, werden mit weitreichenden Maßnahmen konfrontiert. So drohe Filipp Kirkorow nach Angaben von ntv die Aberkennung seines Titels "Volkskünstler", welcher ihm vom Kultusministerium verliehen worden sei. Darüber hinaus sei mehreren russischen Artists quasi ein Auftrittsverbot verhängt worden. Außerdem seien wichtige Kooperationen und Auftritte abgesagt worden. Die Veranstaltungs-Location, der Moskauer Nachtclub "Mutabor", wurde inzwischen geschlossen.

Auch im Iran wird die Meinungsfreiheit und künstlerische Freiheit von Rap-Artists massiv eingeschränkt. Der iranische Rapper Toomaj Salehi wurde nach seiner Haftentlassung vor wenigen Wochen erneut verhaftet: 

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