Hecklah & Coch - Grundausbildung
Die jungen Berliner Hecklah & Coch werfen ihren ersten grossen Release auf den Markt und machen damit eine klare Ansage. Ihre Mini-LP war es uns Wert, mit den zwei Jungs zu sprechen.

Seit wann existiert die Formation Hecklah & Coch und wie kam es dazu, dass ihr euch als Team gefunden habt?

ZEM: Wir kannten uns eigentlich schon immer vom Sehen aus der Nachbarschaft in Berlin-Schöneberg. Wir sind uns immer mal auf dem Basketballplatz oder auf der Strasse begegnet. Angefangen zusammen zu Rappen haben wir erst 1999, als Sylvestah aus England zurückkam.

Wie sahen eure ersten musikalischen Einflüsse aus - sowohl persönlich als auch als Hecklah & Coch? Gibt es bestimmte Musiker, die noch heute eure Vorbilder sind?

SYLVESTAH: Wir sind eigentlich immer nur von Ami-Rappern beeinflusst worden. Deutschen Rap haben wir zwar immer irgendwie verfolgt, aber nie wirklich gehört oder gekauft. Zem hat schon während der Old-School Sachen wie NWA oder Public Enemy gehört, ich bin eher durch die Newschool eingestiegen und inspiriert worden. Zum Beispiel die Sachen von Notorious BIG oder Tha Lox oder die alten Wu-Sachen haben mich wesentlich geprägt.

ZEM: Heute sind wir sehr offen was alle Stylez angeht, wir mögen sowohl Blingbling-Shit als auch den Concious New York Style. Wenn die Amis von "Realness" reden, ist das irgendwie anders als in Deutschland (lacht). Nein Mann, in meinem Schrank findest du echt alles.

Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, rappt ihr ja fast über die selben Themen, wie auch viele andere Berliner Rapacts. Worin seht ihr aber trotzdem den Unterschied zwischen Hecklah & Coch und dem Rest der Berliner Rapszene?

ZEM: Wir können uns auf saubere, tighte Produktionen mit guter Klang-Qualität beziehen, das ist selten in Berlin. Ausserdem rappen wir einfach schneller als die meisten andern MCs aus der Hauptstadt, die ihre Lines immer zwischen 85 und 92 bpm ansiedeln.

SYLVESTAH: Wir stehen auf das Flex-Ding und wollen Rap auf deutsch in diese Richtung noch erheblich weiterentwickeln.

Woran orientiert ihr euch, wenn ihr einen Track produziert? Wie entsteht ein neuer Track von Hecklah & Coch?

SYLVESTAH: Das ist immer verschieden, Mann. Mal haben wir einen Beat, auf den einer was schreibt und der andere zieht hinterher, mal schreiben wir auf Ami-Instrumentals vor und suchen uns für den Text irgendwo den richtigen Beat aus oder wir haben zusammen eine Idee und setzen sie gemeinsam um. Entweder wir schreiben drauflos und lassen das Thema kommen, oder wir überlegen uns vorher die Richtung, in die der Text gehen soll.

ZEM: Wie gesagt, wir orientieren uns grösstenteils an der Produktionsqualität, die ist uns sehr wichtig. Es ist zum Beispiel ärgerlich, wenn man ein Feature für irgendjemanden macht und das ganze schon über ein schlechtes Mic oder mässige Technik aufgenommen wird. Der Track wird zwar Hammer, aber man weiss, dass man ihn besser hätte machen können.

Wer eure LP "Grundausbildung" hört, wird mit Battle- und Representer-Tracks nur so zugeschüttet. Wieso habt ihr nur solche Art von Tracks für eure erste LP gewählt?

SYLVESTAH: Wie der Titel der Platte schon sagt, wir wollten die Leute vorbereiten, sie hungrig auf noch mehr machen – deswegen sind auch nur 11 Titel drauf. Erst mal alles sprengen und kräftig polarisieren. Momentan kann sich zum Beispiel keiner vorstellen, wie wohl ein deeper Track von uns klingt. Die schieben wir dann nach, wenn die Zeit reif ist...

Nach welchen Kriterien habt ihr die Beats für eure aktuelle LP ausgewählt, von welchem Producer seid ihr besonders angetan?

ZEM: Wir wollen vielfältig unsere Stylez präsentieren, das gelingt nicht mit nur einem Produzenten. Wir haben also alle Leute, von denen wir überzeugt sind mit ins Boot geholt und haben so einen bunten Querschnitt durch Synthie- und Sample-Sachen geschaffen. Jeder unserer Producer hat seinen unverkennbaren Style, das zeichnet sie aus. Wir hätten zum Beispiel gerne noch ein Ding mit Mirror von den Creaturen der Nacht gemacht, aber die Zeit wurde knapp.

SYLVESTAH: Jeder der Beatbastler hat seine individuellen Qualitäten, auf die wir immer unterschiedlich spitten mussten, das hat uns sehr inspiriert. Quickmix, der Rawzone-Hausproduzent, ist bei uns für die stabbigen Sachen zuständig. P-Dog, zwei Jungs aus Berlin, machen die Bling-Bling-mässigen Club-Dinger, dann haben wir Djorkaeff und Knickneck, die mehr so wie Premo klingen und unsere eigenen Beats, die immer für die Doubletime-Texte gedacht sind. Unsere Favoriten sind aber auf jeden Fall die P-Dog Sachen, darauf spucken wir am liebsten, solche Beats hat keiner in Deutschland.

Was ist euer Lieblingstrack auf der "Grundausbildung" und wieso?

ZEM: Meine Favoriten sind "Mein Block" und "Kies mit Raps", die sind einfach Ansage - aber ich kann alle Dinger jederzeit hören!

SYLVESTAH: "Was Jetzt" ist auch ein Hammerding geworden, auch wenn hier das Mastering nicht so gut geklappt hat, wie Zem schon vorhin sagte, es ist nicht optimal aufgenommen, weil wir es untergrundmässig bei Djorkaeff produziert haben.

Wie sieht euer eigener Anspruch an eure Musik und vor allem an eurer aktuellen LP aus? Was erwartet ihr euch von "Grundausbildung"?

ZEM: Wir sind auf jeden Fall erstmal präsent. Wir haben das Ding in drei Monaten, glaube ich, aufgenommen. Was am längsten gedauert hat waren die technischen Sachen: mischen, mastern, pressen und all der ganze Kram, der halt leider sein muss.

SYLVESTAH: Ja, Mann – Wir konnten zeigen das wir da sind, in die Magazine und ins Radio kommen, Promotionerfahrungen machen. Das Album ist auch mehr als Promo-Ding gedacht. Auf dem nächsten Teil kommen wir mit 15 – 20 Tracks um die Ecke und dann sollte man uns auch endgültig kennen.

ZEM: Das Album läuft auf jeden Fall bis jetzt sehr gut, wir haben es ja ab dem 7.7.03 übers Netz und die kleineren Hiphopläden vertrieben, daraufhin hat sich gleich Sony bei uns gemeldet und wollte damit an die Märkte, da steht das Ding dann ab dem 29.9.03. Wir kamen erst überhaupt nicht mit dem Nachpressen hinterher, verkaufsmässig passiert also eine Menge.

Ihr seid ja bei Rawzone Records auf einem Untergrund Label gesignt. Seid ihr mit Rawzone zufrieden und wie sieht eure Entscheidung aus, wenn irgendwann mal ein Major-Label anklopfen würde?

ZEM: Wir machen Rawzone eigentlich komplett selbst. Von Promotion, Fotos, Internet, Vertrieb bis Finanzen haben wir unsere eigenen Leute. Wir können alles frei entscheiden. So gesehen haben wir ja einen Major im Hintergrund, einen exklusiven Vertriebsdeal mit Sony halt. Aber eben nur Vertrieb, nicht Finanzierung.

SYLVESTAH: Durch unsere negative Erfahrung mit Majors in der Vergangenheit sind wir so jetzt eigentlich ziemlich glücklich. Lies unsere Bio, dann weißt du was ich meine.

Wo und wann haben die Leute da draussen die Möglichkeit euch Beide mal Live auf der Bühne zu sehen? Wird es in absehbarer Zeit vielleicht sogar eine kleine Tour geben?

SYLVESTAH: In Berlin und Umgebung sind wir auf jeden Fall immer "round". Wir haben Gigs und Bookings ohne Ende, wir müssen sehr viel absagen, da wir Studiomässig für nächsten Projekte gerade wieder sehr busy sind.

ZEM: Checkt unsere Webseite www.rawzone-records.de für Termine oder Bookinganfragen.

Wie sehen eure konkreten Planungen und Wünsche für die Zukunft aus? Werdet ihr nach dieser Mini-LP nun ein ganzes Hecklah & Coch Album produzieren?

SYLVESTAH: Das nächste Album von uns kommt im Früjahr 04, mit deutlich mehr Tracks und expliziteren Styles. Vorher gibt’s noch einen Rawzone-Labelsampler mit unseren Acts Rhymez & Prok, Da Poise, Sandy und eben uns, Hecklah & Coch, mit massig Features. Niemand kann uns stoppen, Mann...

ZEM: Ausserdem kommen auch ne Menge anderer Alben und Compilations auf den Markt, wo wir mit Tracks oder Features vertreten sind.

Habt ihr vielleicht noch ein paar letzte Worte an unsere Community?

ZEM: Deutscher Rap ist nicht tot! Er hat vielleicht geschlafen, aber wir werden ihn aufwecken. Deutscher Rap muss ruffer werden aber im gleichen Zug nicht niveaulos oder schlecht produziert sein.

SYLVESTAH: Kauft die "Grundausbildung" und geht mit der Clique in den Puff!!!

Vielen Dank für das Interview.

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