Heavy Rain (PS3)
Heavy Rain ist nicht umsonst einer der wichtigsten PS3-Titel des ersten Quartals. Entwickelt wurde das ambitionierte "interaktive Drama" von Quantic Dreams , die bereits 2007 mit Fahrenheit ein leider viel zu wenig beachtetes Adventure veröffentlicht hatten. Ganz im Mittelpunkt von Heavy Rain steht die packende Handlung um den Origamikiller. Zu Beginn der Handlung wird Ethan Mars, glücklicher und treusorgender Familienvater zweier Söhne. Dieses Glück wird zu Beginn des Spieles jedoch jäh zerstört, als Jayson, einer der beiden Söhne, an seinem zehnten Geburtstag bei einem Unfall ums Leben kommt. Die Familie zerbricht und Ethan Mars kümmert sich um seinen zweiten Sohn Shaun. Als dieser vom Origamikiller entführt wird gerät Ethans Leben komplett aus den Fugen und er macht sich auf, seinen Sohn zu retten. Unterstützt wird er dabei von Madison Page, einer Journalistin, die mit ihren Untersuchungen zu den Mordfällen die große Chance wittert, selbst groß raus zu kommen, Norman Jayden, einem jungen FBI-Profiler, der die örtliche Polizei bei ihren Untersuchungen unterstützt und last but not least Scott Shelby, der als Privatermittler auf eigene Faust versucht, die Geheimnisse um den Origamikiller zu lüften. Heavy Rain ist kein typisches "Ich bewege meinen Helden durch die Spielwelt und rette die Menschheit"-Spiele. Vielmehr ist Heavy Rain ein Film, in den man hier und da eingreifen kann und in dem diese Eingriffe die Handlung verändern. Say what? Will heißen, dass die Story mehr oder weniger automatisch abläuft und der Spieler im richtigen Moment bestimmte Tasten drücken muss. Je nachdem, wie gut man diese Quicktimeevents meistert oder wie man sich bei unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten verhält, kann die Handlung im restlichen Spiel anders verlaufen. Eilen wir z.B. einem Spielcharakter nicht zur Hilfe, sehen wir diesen in der nächsten Sequenz mit Feilchen oder helfen wir unserem Sohn nicht bei den Hausaufgaben gibt es einen Eintrag in der Schule. Was spielerisch sicherlich nicht unbedingt der große Wurf darzustellen scheint, schließlich ist das Game technisch betrachtet "nur" eine Ansammlung von Quicktimeevents, schafft es aufgrund seiner tiefen Atmosphäre ab der ersten Minute mitzureißen. Wenn man z.B. zu Beginn des Spieles mit den Kindern im Garten tollt, fühlt man regelrecht die Freude, die Ethan dabei hat. Aber auch später erlebt man immer wieder Momente die einen emotional mitreißen, vor allem dann, wenn sich mal wieder die Frage stellt: "Wie weit gehe ich, um das Leben meines Sohnes zu retten?". Letztendlich wird dies auch gerade deshalb erreicht, weil es eben keine Menüanzeigen gibt, sondern das Spiel "einfach" abläuft. Heavy Rain ist ein Film zum Mitspielen und die Präsentation ist definitiv blockbusterreif. So z.B. wenn die Handlung im Splitscreen (siehe Screenshot) weiterläuft und man seinen Charakter (mit R2 bewegt sich die Spielfigur) auf das Ziel zubewegt. Leider ist dies auch einer der wenigen Kritikpunkte. So läuft die Handlung oft wie auf Schienen und oft gaukelt das Spiel einem vor, man hätte wirklich die Entscheidung. Gerät man z.B. an einer bestimmten Stelle in Lebensgefahr und muss sich aus einem versinkenden Auto befreien ist es letztendlich egal, ob man etwas drückt oder nicht, da sich der entsprechende Charakter am Ende trotzdem aus dem Auto befreien kann. Dies merkt man natürlich nur unter Testbedingungen, weil man beim "normalen" Spiel so tief in der Handlung steckt, dass man den Charakter unbedingt befreien möchte, trotzdem trübt dies den Gesamteindruck. Grafisch und auch soundtechnisch spielt Heavy Rain definitiv in der ersten Liga. So sind die Sprecher (auch in der deutschen Fassung) wirklich gelungen, aber auch im englischen oder in einigen ausländischen Sprachen (darunter italienisch), sind die Sprecher keine Laiendarsteller. Löblich auch, dass man während des Spieles die Sprache manuell ändern kann – wann immer es einen danach ist. Grafisch darf man die Handlung mit gestochen scharfen Bildern und unglaublich realistischen Charaktermodellen Vorlieb nehmen. Bewertung:
5,5 von 6 Fazit:
Heavy Rain hat mich in seinen Bann gezogen und bis auf kleinste Kritikpunkte habe ich an dem Titel auch nichts auszusetzen. Dass sich die Amis an der (stilvoll in Szene gesetzten) Sexszene stören, war klar, für mich passt die Szene stimmig in die Story, wie einfach jedes Detail stimmig wirken will. Das ich nicht immer Herr der Handlung bin, ist hier für mich zweitrangig. Wer einmal ein Spielerlebnis der anderen Art erleben möchte, sollte hier zugreifen.

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