Franky Kubrick - Mein Moneyfest
Die Zeiten als Franky Kubrick noch Karibik Frank hieß, sind schon lange passé. Nun moneyfestiert der frisch gebackene Optiker neue Werte und Facetten und greift zu guter Letzt dennoch das ein oder andere Mal auf alte Zeiten zurück. Im Interview erzählt der Rapper über die 'alten Zeiten', was vor ihm liegt und wer in Stuttgart gerade sein Ding macht.

Und, hat dich das WM-Fieber auch schon gepackt, wie laufen die Wetten? Großes Moneyfest oder doch eher viel Schotter verloren?


Ehrlich gesagt würde ich mich in Zusammenhang mit Geld nicht auf mein Glück verlassen, dafür besitze ich zu wenig. Mich würd's natürlich freuen wenn Deutschland Weltmeister wird, aber ich denke Argentinien oder Brasilien wird’s rocken!

Clueso sagte mal in einem Interview, dass er dein Debüt-Album "Mit dem Rücken zur Wand" "wie ein Spiegel für die nächste Generation" beschreiben würde. Wie würdest du dein neues Street Album "Mein Moneyfest" bezeichnen? Ist das der Next-Level-Shit?

"Mein Moneyfest" lässt sich nicht wirklich mit "Rücken zur Wand" vergleichen, da ich Letzteres mit dem Hintergedanken gemacht habe, dass es ein Album war. Ich habe auf dem Album andere Sachen verarbeitet als auf dem Mixtape, wir haben es über einen längeren Zeitraum (4 Jahre) aufgenommen und ich wollte Songs darauf haben, die nicht so sehr auf technischem Shit basieren sondern die Leute und letztendlich mich selbst irgendwie touchen. Ich wollte, dass es zeitlos klingt. Bei "Mein Moneyfest" represente ich die Seite in mir, die ich auf "Rücken zur Wand" vernachlässigt habe. Nach dem Bruch mit Four war ich schon etwas pissed und dementsprechend sind die Tracks auch mehr in die Fresse als vorher. Privat hatte ich die letzten zwei Jahre auch so einiges um die Ohren und in meinem Leben hat sich viel verändert, trotzdem, denke ich, klingt "Mein Moneyfest" nicht frustriert oder neidisch sondern einfach hungrig und raptechnisch habe ich mich auf jeden Fall gesteigert.

Auf eben genanntem Street Album sind Tracks mit den Namen "Mein Money", "Schotter" oder "Moneypoliert" vertreten. Welchen Wert besitzt Geld wirklich für dich?

Geld hat mir nie viel bedeutet. Ich bin kein überanspruchsvoller Mensch und geb mich auch gern mit wenig zufrieden. Weißt du, mir war klar, dass viele Leute dieses Geldgerede haten würden. Wenn man aber genau hinhört, geht es in den Tracks in erster Linie darum, dass ich nie viel Geld gesehen habe und dass sich dieser Fakt ändern sollte, da ich es meiner Meinung nach verdient hab. Hinzu kommt, dass mein Struggle einfach ein anderer ist, da ich Vater bin und mein Sohn mittlerweile 6 Jahre alt ist.
"Das ist mein Moneyfest verdammt, ich will mein Money jetzt!"

Die Frage, die sich ganz Deutschland - neben der momentan so akkuten 'ist Ronaldo Schwanger?'-Frage stellt: Wie kam es zu einem Deal mit Kool Savas' Optik Records?

Wir kannten uns schon länger flüchtig von diversen Jams & Festivals und kommen gut aufeinander klar. Als ich dann nicht mehr bei Four gesignt war, haben wir auf ner’ Party in Berlin gerappt und geredet und Savas hat mir das Angebot gemacht, ein Mixtape zu releasen. Ich hab dann erstmal weiter aufgenommen und hin und her überlegt, bin dann aber zu dem Entschluss gekommen, dass Optik für mich ganz genau das richtige Label ist. Wenn ich jetzt release, wird auch ohne riesen Budget jeder mitkriegen, dass meine Platte draußen steht. Four Music ist einfach kein Hip-Hop Label.

Du warst Anfangs bei Kopfnicker Records, dann auf Four Music gesignt. Was ist am Optik-Camp grundlegend anders als bei deinen vorherigen Labels und kannst du den Lesern einige Details des Deals nennen? Ist er auf Zeit befristet oder für mehrere Releases ausgerichtet?

Als ich bei Kopfnicker gesignt hab, dass war 2000/2001, hatte man von EastWest ne’ Menge Geld zur Verfügung gestellt bekommen. Geld, das allerdings nicht groß in mich investiert wurde, da ich damals nur ne’ EP (Psychisch Frank) am Start hatte. Man hat teure Videos gedreht und sich verkalkuliert, so dass ich, als mein Album an der Reihe war, plötzlich ohne Major im Rücken da stand. Wir haben dann einfach weiter aufgenommen und uns umgehört. Dann kamen die Coversongs und „Du blutest voll“ wurde über 100.000 mal gedownloadet. Letztendlich konnten wir „Rücken zur Wand“ in Zusammenarbeit mit Four Music releasen. Haben 2 Videos gedreht, Geld aus dem Fenster geworfen und nichts ist passiert, weil die Platte auch 3 Wochen nach dem Release nicht in den Läden stand. Bei Optik wird nicht mit Geld rumgeschmissen, aber jeder reißt sich den Arsch auf und die Kommunikation stimmt. Ich bin jetzt mehr als zufrieden.

Auf "Click, Click" rappst du in bester CIA-Manier darüber, wie du ständig von den Helfern in Grün überwacht wirst. Ist da was Wahres dran oder ist die Story rein fiktional, wie kamst du auf die Idee gerade darüber zu schreiben?

Ich hatte tatsächlich letztes Jahr ein paar Mal mit der Polizei zu tun. Einer von den Jungs in grün wusste nach kurzem Durchfunken auch meinem Rap-Namen. Wodurch ich auch auf die Idee zu dem Song gekommen bin. Es ist natürlich sehr übertrieben und paranoid dargestellt, hat aber einen wahren Kern und ich fand die Idee lustig.

Bereits auf dem ersten Track deines Streetalbums ist Labelchef Kool Savas zu hören. Wie würdest du die Arbeit mit ihm beschreiben? Ist er für dich auch so etwas wie ein Mentor, dessen Arbeitsmethoden du dir genau einprägst?

Ich habe Savas’ Tracks schon lange, bevor ich ihn persönlich kannte, gefeiert. Als wir das erste Mal zusammen im Studio waren und er in 10 Minuten einen dopen Part geschrieben und gerappt hatte, war ich auch nicht gerade unbeeindruckt. Ich selber brauche immer n’ bisschen, bis ich mit meinem Stuff zufrieden bin. Was das Einrappen angeht, hört man auf meinem Mixtape aber schon den einen oder anderen First Take. Man lernt natürlich nie aus, aber ich denke, ich mache den Shit schon lange genug und hab meine Methode entwickelt.

Früher warst du eher dafür bekannt, Geschichten über den alltäglichen Struggle zu präsentieren. Mit deinem neuen Streetalbum scheint auch ein neuer Style eingekehrt zu sein. Jetzt geht es mehr um Money und Bitches - Player Style eben. Wieso diese doch nicht zu übersehende Veränderung?

Das sehe ich anders. "Mein Moneyfest" geht mehr nach vorne und ist mehr aus dem Bauch heraus, was aber meiner Meinung nach dem Flow sehr gut getan hat. Sicher gibt es den einen oder anderen Player Song, den ich auch schon immer machen wollte aber grundsätzlich geht es auf „Mein Moneyfest“ immer noch um den Struggle und gegen Ende wird das Tape auch etwas ruhiger und deeper. Im Endeffekt wollte ich mich nicht eins zu eins wiederholen und den Leuten einfach 'ne andere Seite von mir zeigen.

Hast du "Mein Moneyfest" auf eine bestimmte Käuferschicht zugeschnitten? "Mit dem Rücken zur Wand" klang doch schon sehr erwachsen und war durchaus auch für die älteren Hörer reizvoll. Glaubst du, diesmal rennen die Kids in den Laden, weil du nun auf Optik gesigned bist?

Ich hatte vor, nach "Rücken zur Wand" kein Mixtape, sondern gleich das 2te Album zu releasen. Als dann klar wurde, dass ich ein Mixtape machen würde, saß ich bereits auf 10-15 Tracks, von denen vielleicht die Hälfte ins Konzept von Moneyfest gepasst haben. Die andere Hälfte halte ich fürs Album zurück. Darunter sind Songs wie "Im Herz", den ich für meinen Sohn geschrieben habe. Meine Schwester hat geweint, als sie den Song gehört hat.
Als ich mein Album released habe, kannten mich nicht viele, trotzdem war es so persönlich, wie andere vielleicht auf ihrem 3. Album werden. Ich wollte, dass es wenigstens für mich ein kleiner Klassiker wird, was es auch ist. Ich hoffe die, die mich jetzt erst kennen lernen, hören dadurch mal in "Rücken zur Wand" rein.

Auch der ein oder andere Stuttgart-Representer Track hat den Weg auf das Street-Album gefunden. Bist du dort immer noch ansässig oder in der Zwischenzeit umgezogen?

Ich wohne immer noch in Stuttgart. Diese Representer Tracks waren meiner Meinung nach einfach mal wieder nötig, Stuttgart hat raptechnisch einfach viel zu bieten und auch viele Erfolge vorzuweisen. Besonders wenn man bedenkt, dass Stuttgart eigentlich ein Kaff ist, brauchen wir uns nicht zu verstecken.

Du galtest früher als die größte Hoffnung der Stadt in Sachen Rapmusik. Siehst du 2006 neue, aufstrebende Hoffnungsträger, die den mauen Output aus Benztown beenden könnten?

Es gibt viele Leute in Stuttgart, die ihr Ding machen. Plan B & Maekkes spielen unglaublich viele Live Gigs, Kodimey macht viel. Meine Homies Amaris & Jifusi sind non-stop am aufnehmen, Fetsum wird alles wegburnen. Es gibt so viele, die was machen, aber es ist nicht wie zu Kolchose Zeiten – die Meisten kochen ihr eigenes Süppchen.

Zusammen mit Clueso warst du auf Tour und du ließt durchblicken, dass du irgendwann mal gerne etwas mit einer Live-Band machen würdest. Steht das immer noch im Raum oder hast du dich von dem Gedanken entfernt?

Weißt du, ich konzentriere mich seit einem Jahr wieder zu 100% auf Rap und mache nichts anderes. Dadurch, dass ich auf das Geld der Live Gigs angewiesen bin und die Gagen einfach nicht hoch genug sind um den Sprinter für die Band und die Band zu zahlen, ist so etwas gerade unmöglich. Grundsätzlich hätte ich aber Bock drauf.

Was steht nach dem Release von "Mein Moneyfest" an? Gibt es schon detaillierte Infos für ein zweites Solo-Album oder Feature-Beiträgen deinerseits?

Wir müssen jetzt erstmal abwarten, wie das Mixtape sich verkaufen wird. Ich schreib' sowieso die ganze Zeit und hoffe, dass ich dieses Jahr noch ein Album releasen werde. Ausserdem bin ich auf Olli Banjos "Sparring 2", dem Optik Takover Sampler, DJ Jones Mixtape, Shukos Clubbers-Guide Mixtape (feat. Tre Robinson & Mobb Deep) und so weiter.

Zum Schluss möchte ich mit dir etwas Neues versuchen, das ich so auch noch keinen Künstler gefragt habe. Folgendes Prinzip: Du hast die Wörter "Moneyfest", "Optik", "Kool Savas" und "Ronaldo" zur Verfügung. Aufgabe: Forme einen kleinen, sich reimenden Text, der diese Wörter enthält...

Mann ich bin broke und mein Konto tief im Saldo
Ich will mein Money jetzt mein Moneyfest ich kick Shit wie Ronaldo
Bis ich Shit flip wie n’ Salto, Scheine zähl und auf Cash kacken kann
Savas hat mich gesignt der Optik Boom
Hat gerad’ erst angefangen.

Vielen Dank für das Interview.

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