Fabolous - Return of the Hustle
Schon lange bevor 50 Cent sich den Ruf des personifizierten Rapper-Klischees erstritt, hatte es ein junger Spitter aus Brooklyn geschafft sich selbst als wohl stereotypstes Abziehbild von allen Vorurteilen, die man gegen HipHop haben kann, zu inszenieren. Egal ob Videos, Beats oder Outfits - bei niemandem wurde Rap so auf die Zwölf in Szene gesetzt. Die Rede ist von F.A.B. aka Fabolous, bei dem sogar sein bürgerlicher Name John Jackson so unfassbar stromlinienförmig ist, dass selbst die Aerodynamik-Abteilung von Airbus feuchte Augen bekäme. Fabolous war nie ein Leader, kein Trendsetter oder treibende Innovations-Kraft. Seine Tracks hatten, abgesehen von seiner eigenen, markanten Stimme, weder vom Konzept noch vom lyrischen Gehalt etwas Weltbewegendes zu bieten. Aber eines stimmte immer: das Timing.

Zum Beispiel als er DJ Clue, früher hauptberuflich seinen-Namen-Sager, heute hauptberuflich seinen-Namen-irgendwann-mal-gesagt-Haber, kennen lernte. Die Story, wie er Noreaga während einer Radioshow von Clue alt aussehen ließ, dürfte mittlerweile jedem und seiner Mudder bekannt sein, zusammenfassend lässt sich nur sagen, dass er seine Chance mehr als nutzte. Clue, der ihn bis zu diesem Moment noch nicht einmal kannte, signte den Jungspund umgehend auf sein damals frisch gegründetes Label Desert Storm und stellte ihm mit "Ghetto Fabolous" ein Album vor die Tür, dass einem Newcomer wie ihm eigentlich erstmal ordentlich Pipi in die Augen hätte treiben müssen. Denn als völlig unbekannter Act, der bis dahin nur an den Blocks von BK seine Rhymes gekickt hatte, plötzlich auf einem Album mit Timbaland, Just Blaze und (zu dieser Zeit Über-Star) Ja Rule zu sein, hätte den ein oder anderen sicher mächtig unter Druck gesetzt. Fab haute jedoch routiniert einen Sechzehner nach dem nächsten raus und sein Debüt-Album "Ghetto Fabolous" sicherte ihm seine erste Platinplakette. Lil Jon hätte gesagt: Yeeeeaaaaahhh!!!

Nachdem Album Nummer zwei ("Street Dreams") und zweieinhalb ("More Street Dreams Pt 2") Fab's eingeschlagenen Weg stur weiterverfolgten und er mit "Can't let you go" auch ein gut und gerne als Überhit zu bezeichnendes Stück Konsens-Musik abgeliefert hatte, zeigte das Geschäftsmodell Fabolous jedoch erste Ermüdungserscheinungen. Die Hater mehrten sich und auch Weggefährte Clue, Meister des halben Hits, konnte Fab nicht mehr als eben jene liefern. Kurzum, die ersten Abgesänge auf den ehemaligen Boy Wonder fingen an und in den Augen Vieler war er weg vom Fenster. Zeit zum umdenken. "Real Talk", sein 2004 veröffentlichtes drittes Album, sollte wieder Boden auf den Straßen gut machen. Mit der Just Blaze-Bombe "Breathe", einem Sample-Geschoss der spektakulären Sorte, war dann auch wirklich Ende im Gelände für jeden, der nicht bei 3 auf dem Baum oder sonstwo war. Leider hatte das Album ansonsten nicht viel mehr als den Standard der Stunde zu bieten. Fab war zwar zweifelsohne auf der Höhe der Zeit, aber den wirklich großen Wurf hatte er mit "Real Talk", auch wenn er es immerhin noch auf Gold brachte, nicht geschafft.In der Folgezeit machte er vor allem durch Gossip von sich reden. NBA-Spieler Sebastian Telfair schoss ihm ins Bein, nachdem ein Homie von Fab dessen Kette gesnatcht hatte. Nebenbei stampfte er mit Rich Yung eine eigene Modelinie aus dem Boden und wechselte von Desert Storm zu Def Jam. Im Jahr 2007 soll es für ihn wieder um Musik gehen.Die erste Single zu seinem am 12. Juni erscheinenden Album "From Nothin' to Somethin'" schwimmt auf jeden Fall schon mal genau auf der Welle, die man gemeinhin als "Zeitgeist" bezeichnet: Dirty South-Fiepen trifft auf Just Blaze-Getrommel, garniert mit einem Young Jeezy-Feature. Dazu regnet es Diamanten vom Himmel und Steve Morales lässt beständig die "Hey-Hey's" aus dem Zwinger. Ein bisschen screwen und choppen ist natürlich auch drin. Spannend ist anders, schlecht aber auch. "Diamonds on My damn Chain" nennt sich die Sause und versammelt so ziemlich alles, was man in der neuen Schule momentan schick findet. Fehlt eigentlich nur noch Slim Thug. Remix, wir kommen.Trotz seiner langjährigen Erfahrung im Game wirkt Fabolous oft fast wie ein Newcomer. Man kennt zig Tracks von ihm, aber irgendwie hat man immer das Gefühl, als wäre er gerade erst um die Ecke gekommen. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass er immer Musik gemacht hat, die ihrer Zeit perfekt entsprach. Experimente überließ und überlässt er anderen. Aber während seine Kritiker sich über ihn das Maul zerreißen, sitzt Fab verdammt nochmal im Jet um die Welt, landet im Vorbeigehen einen Welthit mit Lumidee und lässt es in bester Lil Wayne/Fat Joe-Manier regnen bis die Dämme brechen. Und das von den Straßen Brooklyns bis an den Strand von St. Tropez. From Nothin' to Somethin eben. ###YOUTUBE###

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