Devin - Straight outta Orange County
"Walk up in the session with my dick in my hand" – wer Lieder so beginnt, müsste eigentlich nicht weiter vorgestellt werden. Bei Devin "The Dude" Copeland aus Orange County, Florida, ist das etwas anderes. Wer kennt schon Tracks wie "Ligole Bips" oder "Lacville '79"? Hauptsächlich Fans des Houstoner Rapgeschehens, denn der Vollzeitraucher veröffentlicht seit Tag eins auf dem legendären Rap-A-Lot Records-Label, welches schon Scarface und den Geto Boys Heimat bot. Am treffendsten beschreibt man Devins Style wohl mit seinen eigenen Worten "All I talk about is: drinking, smoking and fucking, cause that's all I do". Klingt langweilig? Ist es nicht. Selbst diejenigen unter Euch, die dem Lasterleben abgeschworen haben, werden an Mr. Reefer ihre helle Freude haben, denn kaum jemand berappt und -singt seine Exzesse so gelassen und "What the fuck you want?!". Doch was Devin neben seinen Nichtsnutztexten vor allem auszeichnet, ist seine ausgesprochen aussergewöhnliche Stimme. Diese dürfte den meisten sicherlich bekannt sein, da sie für Dr. Dres "Fuck you" den Refrain des Jahres 1999 ablieferte. Über das Privatleben und die Kindheit des ehemaligen Coughee Brothaz ist offiziell nur wenig bekannt. Kaum ein Wort findet man on- oder offline über die Zeit vor Devins Hip Hop-Umzug nach Houston, über die IN Houston ist im Endeffekt genauso wenig überliefert. Der "Richard Pryor des Rap", der sein erstes Album (und seinen Spitznamen) mit "The Dude" gleichermaßen nach einer Smokey Robinson-LP benannte und seinem musikalischen Vorbild somit Tribut zollte, bewegt sich meist außerhalb der Öffentlichkeit. Was ehrlich gesagt recht unglaublich klingt, wenn man weiß, dass er auf Platten von Jay-Z, Nas, Raphael Saadiq oder De La Soul zu hören war. Doch es ist in der Tat so, denn keines seiner Alben erreichte auch nur die Billboard 200 Charts – und doch wurden sie allesamt zu Underground-Klassikern. Wer das Cover des Debüt-Albums sieht, auf welchem Devin rauchend und zeitunglesend auf der Toilette sitzt, weiß, dass er es hier mit einem besonderen Stück Musik zu tun haben muss. Diese vollkommene Arroganz und Ignoranz, die dieses Cover verkörpert, zieht sich wie ein roter Faden durch das Schaffenswerk des Dudes.Und doch wirkt es keineswegs unsympathisch oder aufgesetzt. Dieser Junge ist echt. In all seinen kaputten und verwirrten Gehirnwindungen muss das Genie des Wahnsinns schlummern. Wie wäre es sonst zu erklären, dass er dem Houstoner Rapmogul schlechthin – Rap-A-Lot-CEO James Smith – von DJ Screw höchst persönlich vorgestellt wurde?! Wem dieser Name nichts sagt: der Herr gilt als Erfinder des Choppen und Screwens und war Gründungsmitglied der "Screwed Up Click" – der unter anderem Z-Ro und Lil' Flip angehör(t)en. Auch Devins Beteiligung an Scarfaces Produzentenprojekt "Facemob" spricht eine deutliche Sprache, da der große alte Mann aus dem Süden der Staaten auch nicht für jeden die Finger an die Regler legt oder gar das Mikrophon mit ihm teilt.Nach neun Jahren Solokarriere und drei Alben steht Devin nun wohl vor dem größten Prüfstein überhaupt: sein neues Album "Waitin' to inhale" steht seit dem zwanzigsten März in den Läden. Mit "Lil' girl gone" schickt Devin nun eine Single in's Rennen, die – nicht nur dank Lil' Wayne und Bun B – endlich mal was in Sachen Öffentlichkeitsarbeit leisten könnte. Es geht nämlich das erste Mal wirklich in eine ernstere Ecke. Der Dude besingt nicht das Kiffen oder Saufen, spricht nicht davon, lieber auf dem Klo zu hängen, als mit seiner Alten zu pennen, sondern widmet sich den verirrten Wegen eines jungen Mädchens, dass – wie so viele Ghettokids in Amerika – ohne wirkliche Chance geboren wurde.Sozialkritische Töne vom Suchtrapper überhaupt, mögen ungewöhnlich anmuten, doch dass dies alles andere als peinlich wirken muss, hat er ansatzweise schon mit "Anything", der Single seines letzten Albums "To tha X-treme", bewiesen. Ob ihm der Drahtseilakt zwischen Underground und Mainstream gelingt, wird sich bald zeigen. Zu wünschen wäre es dem charismatischen Jungen mit dem Froschmaul definitiv.

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