Brisk Fingaz Interview
Brisk Fingaz produziert schon seit mehreren Jahren Beats, unter anderem für Spax, MB1000, Franky Kubrick, Pal One, Snaga und Pillath, Kabelage und ZM Jay. Da ein Produzent meistens eher im Hintergrund fungiert – zumindest hierzulande – ist auch sein Name nie wirklich groß in Erscheinung getreten. Das wird sich nun ändern, denn Brisk präsentiert nun sein erstes Producer Album mit dem Namen "Gegenwind". Es wird immer deutlicher, dass man Brisk nach diesem Werk ebenfalls zu den vielversprechenden deutschen Nachwuchs-Produzenten zählen kann.  
  
Du hast für Spax früher einmal Beats gemacht. Dann kam es zu einem Bruch. Was bedeutete die Trennung für dich?
Meinst du, ob ich mit ihm ein Problem habe? Wir haben unsere Differenzen gehabt, aber mittlerweile ist das wieder geklärt. Für mich war die Trennung anfangs sicher nicht toll, es hatte aber auch einiges gutes. Ich konnte mich weiterentwickeln und mein Ding durchziehen. Wann hast du dich entscheiden, ein eigenes Album zu machen? Eigentlich wollte ich das schon immer machen. Seit ich angefangen habe Musik zu machen, habe ich mir immer überlegt, wie mein Album aussehen würde. Aber man muss ja auch erst einmal etwas vorweisen können, sonst interessiert sich ja eh keiner für dich. Egal, wie gut die Beats sind? Als ich meine Beat-CD zu denen geschickt habe, die ich auf meinem Album featuren wollte, haben mich alle vorher gefragt, was ich bisher gemacht habe. Als ich ihnen erzählt habe, dass ich früher für Spax gearbeitet habe, meinten sie nur, dass ich ihnen mal etwas zukommen lassen soll. Das habe ich dann getan. Und wie ging es weiter? Was sehr cool war: Jeder Künstler konnte auf der CD einen Beat oder mehrere für sich finden. Ich wollte unbedingt Stress & Trauma und Pal One auf meinem Album haben und dachte mir immer, wenn ich die Drei kriege, dann mache ich auch ein ganzes Album. Das hat dann ja anscheinend gut funktioniert. Ja. Es hat alles gut geklappt. Bei Pal One habe ich es echt leicht übertrieben, ich habe ihm eine CD mit 54 Beats geschickt. Es hat schon ein bisschen gedauert, bis er sich ein paar Sachen ausgesucht hatte. Aber als feststand, welchen Beat er letztendlich dann für den Track auf meinem Album benutzen möchte, ging alles sehr schnell. Pal ist echt eine Maschine. Man gibt ihm das Instrumental, und zwei Tage später bekommt man den abgemischten, fertigen Song wieder. Perfekt! Auf dem Album geben sich viele unterschiedliche Künstler die Ehre, etwa Pal One, Beneluxus, Maze, F.R., Stress und Trauma, Pillath und Faust, Ef-El-Oh, Saddam Syed, ZM Jay, Later One und Mr. Knight. Kanntest du alle MCees vorher? Ja, fast. Eine Ausnahme ist Mr. Knight. Der ist mir aufgefallen, weil er sehr viele Freestyle-Contests gewonnen hat und alles, was ich gehört habe, fand ich sehr cool. MB 1000 kannte ich aus den Studio-Zeiten mit Spax. Saddam Syed ist ja auch aus Hannover, da gab es auch schon Verbindungen. War es dir wichtig, unterschiedliche Styles von unterschiedlichen MCees auf dem Album zu präsentieren? Ein guter Vergleich ist vielleicht der Unterschied von mnemonic und Saddam Syed. Saddam ist charakterlich ein sehr cooler Typ, deshalb wollte ich ihn auch sehr gerne dabei haben. Ich wollte eben unterschiedliche Sachen drauf haben, nicht nur tiefgehende Songs oder nur Diss- und Battletracks. Da habe ich schon ein wenig aufgepasst – auch wenn das Album jetzt doch ein wenig düsterer geworden ist, aber das spiegelt ja auch mich wieder. Der Track "Gegenwind" von mnemonic ist für mich das aussagekräftigste Stück. Du hast dein Album auch so genannt – ist es für dich dann auch so? Der Track von mnemonic war der vorletzte Track, den ich bekommen habe. Als ihn gehört habe, wusste ich, dass das der Track war, der alles rund machen würde. Gegenwind ist der chilligste Track auf dem Album und drückt genau das aus, was ich fühle und denke. Was wolltest du anfangs mit deinem Album erreichen? Hat sich das von Track zu Track verändert? Also groß erreichen will und wollte ich nichts Spektakuläres damit. Klar möchte ich, dass die Leute cool finden und mögen, was ich mache. Aber ich wollte gucken, ob ich eine ganze LP selbstständig fertig machen kann. Das hatte ich ja vorher noch nie. Deshalb war das eher ein Test für mich. Was beinhaltet ein gutes Album? Wenn ich mir ein Album anhöre, wo der Rapper extrem gut ist und die Beats schlecht sind, kann ich mir das nicht geben. Wenn der Rapper schlecht ist und die Beats dafür sehr, sehr gut sind, kann ich mir das schon eher anhören. Obwohl es natürlich besser wäre, wenn beides harmonieren würde. Was war vorrangig bei der Konzeption deines Albums? Was von vornherein klar war: Dass Fitness von Later One der Opener wird. Das Stück sollte den weiteren Verlauf ankündigen. Schon am Anfang hört man, dass Gegenwind ein bisschen düsterer ist, und mit dem Outro löst sich das alles wieder ein bisschen auf. Bist du extremer Plattendigger? Wenn ja, in welcher Sparte findest du meistens die richtigen Samples für dich? Ich höre eigentlich alles von Rock über Soul bis hin zu Jazz. Die meisten Samples finde ich gerade im Progressive Rock. Im Moment stehe ich sehr auf diesen Gitarren-Sound. Wie findet man seinen eigenen Sound? Ich denke, dass man den in Deutschland eh nicht finden kann. Es gibt so viele extreme Phasen, erst stehen alle auf die Neptunes , dann wieder auf Kanye West . Solche Beats wollen sie dann alle auch oft selbst haben. Das muss man ihnen natürlich auch in Maßen bieten können, aber man sollte sich davon nicht beeinflussen lassen.  ------------------------------------------------------------------------ -------- " Man muss nicht unbedingt Amis featuren. Oder viel Geld reinstecken. Ich finde auch nicht, dass Amis wichtig auf einem Album sind. Vor allem nicht, wenn es genau so gut oder besser geworden und billiger gewesen wäre. Da sollte man das Geld lieber unter den anderen aufteilen."
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  Wenn du in die Staaten guckst, gefällt es dir, in welche Richtung die großen Namen gehen? Lil Jon ist nicht mein Geschmack. Kanye finde ich manchmal gut, aber manche Samples sind meiner Meinung nach schlecht ausgesucht. Wie siehst du die Entwicklung der Beats in den letzten Jahren? In Deutschland und international? Für mich ging es vor kurzem zu sehr in die Neptunes-Richtung. Seit Kanye eben wieder in eine soulige Richtung. Soll mir recht sein, aber dadurch wird es auch schwieriger etwas zu finden, das nicht jeder benutzt. Kommen wir mal zu "I got dreams". Auf dem Track rappen Noz und Egocentrik. Wer sind die Beiden? Egocentrik ist Halb-Engländer, Halb-Deutscher und hat sehr lange in England gelebt. Er hat schon immer auf Englisch gerappt. Ich habe auch mal eine LP mit ihm gemacht, was natürlich keiner mitgekriegt hat, weil das über ein Under-Underground-Label veröffentlicht wurde. Und Noz wohnt in Manchester und kennt Egocentrik schon länger. Er hat den Kontakt klar gemacht. Ich finde beide sehr gut. Sehr stimmig auf dem Album finde ich auch "Behindert" mit Later One. Allerdings ist der Titel total absurd. Later One ist an sich schon ziemlich absurd (lacht). Ein Typ aus Hannover, der menschlich richtig gut drauf ist und auch noch rappen kann. Er ist auf demselben Label wie Saddam. Later ist technisch sehr gut und hat einen sehr krassen Flow. Er hat Ende 2004 ein Album rausgebracht, wo die Tracks auch "zwei Meter fick dich", "zwei Meter Eigenschaft", "zwei Meter vollbreit" und eben "zwei Meter behindert" hießen. Ich glaube, er macht sich darüber auch keine Gedanken, wie er einen Track nennt. Du präsentierst sehr eigenständige Beats. Aber hast du Vorbilder, was das Produzieren angeht? Für mich ist Alchemist einer der Top-Produzenten und die früheren Sachen von Premo finde ich cool. Das ist natürlich auch heute noch prägend. Von vielen Producern weiß ich aber auch gar nicht die Namen. Mit welchem Equipment arbeitest du? Eher analog oder digital? Ich mache alles digital. Jeder Produzent sagt, dass er das beste Programm hat, deshalb erwähne ich es erst gar nicht. Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten? Ich will jetzt nicht tausend Amis aufzählen, weil das ja eh utopisch wäre. Wenn ich mir aber etwas aussuchen könnte, würde ich MOP wählen. Trotzdem denke ich, dass man eher mal hierzulande sehen sollte, dass wir das alles nach vorne bringen. Natürlich würde ich gerne mit Savas oder Azad zusammen arbeiten. Man muss nicht unbedingt Amis featuren. Oder viel Geld reinstecken. Ich finde auch nicht, dass Amis wichtig auf einem Album sind. Vor allem nicht, wenn es genau so gut oder besser geworden und billiger gewesen wäre. Da sollte man das Geld lieber unter den anderen aufteilen. Klar: Wenn man sich damit einen Traum erfüllen will, warum nicht. Aber ich will mit allen zusammenarbeiten um eine Vielfalt zu haben, und ich finde es sehr interessant zu sehen, wie die alle so arbeiten. In Zukunft werden wir bestimmt auch noch häufiger von dir hören. Du hast deine Beats quer durch Deutschland gestreut. Ich habe für die Alben, EPs - und was da nicht alles kommt - für mnemonic, Mr . Knight , F.R ., Jonesmann , Pal One , für das Debüt von Stress und Trauma und für die neuen Sachen von Franky Kubrick gearbeitet. Aber was da im Endeffekt raus kommt und wann und wo, ist immer die große Frage. Keine Ahnung. Aber jetzt gibt es ja erst einmal "Gegenwind". Danke für das Interview.

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