Bandit - Zurück in die rosige Zukunft?
Schweizer Rapfans ist Bandit kein Unbekannter. Bereits seit rund 15 Jahren treibt sich der Glarner sehr erfolgreich durch die Szene. Einen Namen machte er sich zum einen auf den unzähligen Freestylebattles der Schweiz, die er damals regelmäßig für sich entscheiden konnte. Als Teil des Duos Luut & Tüütli war er schließlich der Erste, der die Fahne für den "Schlitz", wie Glarus umgangssprachlich bezeichnet wird, oben hielt. Doch der Italo-Schweizer hatte schon immer einen weitaus größeren Output als sein Crewpartner Shpoiz und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Bandit vor einem Jahr sein erstes Soloalbum veröffentlichte. "Dr letschti wos git" , frei übersetzt "Der letzte seiner Art", war der Titel seines sehr persönlichen, aber auch nicht immer leicht zugänglichen Debüts. 2010 geht es nun Zrugg id Zuäkunft . Bandit : Grundsätzlich hat mein neues Album eine viel positivere Stimmung als mein Debüt Dr Letscht Wos Git . Es ist bei weitem nicht mehr so "schwer verdaulich". Das lag allerdings allein an meinem Gemütszustand, nicht daran, dass ich geplant hätte, ein  fröhlicheres Album zu machen. Meine Musik hört sich immer so an wie ich mich fühle. Bandit , der sich dem Leben eines Berufsmusikers verschrieben hat, fühlt sich  also offensichtlich sehr wohl. Schließlich ist alles eine Frage des Mindstates.  Auf seinem Debütalbum kollaborierte Bandit noch mit Mondo Marcio , einem der wenigen Toprapper Italiens. Zrugg id Zuäkunft wurde nun komplett von Shuko produziert, mit Franky Kubrick hat sich Bandit außerdem einen weiteren erfahrenen CH-Kollaborateur an Bord geholt. Den Starfaktor bringt schließlich Miss Platnum , die die Hookline zu Magisch singt: " Sie war sofort dabei. Ich mag ihre Musik und finde auch, dass das ein sehr cooler Track geworden ist." Bandit und Shuko nehmen den Hörer auf Zrugg id Zuäkunft mit auf eine Zeitreise. Herausgekommen sind Songs, die ebenso modern wie klassisch wirken: "Das Album ist eher klassisch... mit Betonung auf eher. Mit Dschungelmusig , Magisch und einigen anderen Tracks, sind auch moderne, futuristische Instrumentals dabei. Genau so sah das Konzept für das Album aus. Wie Lou Geniuz im Opener singt: 'From the old to the new, from the new to the old...' Diese Mischung macht das Album aus." Also liegt die Zukunft des HipHops in der Vergangenheit?
Mein Albumtitel passt aus diversen Gründen gut. Einerseits soll er natürlich zeigen woher ich komme. Bandit gibt es ja schon eine Weile. Ich wollte, dass man das dem Album anhört. Ich wollte zeigen wo meine Roots liegen, aber gleichzeitig auch zeigen, dass ich keinesfalls stehen geblieben bin. Eigentlich wollte ich einfach zeitlose, gute Musik machen. Oldschool, Newschool, Nowschool - Gestern, heute, morgen. Ich wollte den Vibe von früher mit dem Sound von heute vereinen.
Wie fühlt sich Hiphop gerade an? In den letzten Jahren waren alle Gangster und streng genommen durfte man fast schon keine Freude empfinden, wenn man auf Hiphop Veranstaltungen war. Nehmen sich viele zu ernst?
Ja, das finde ich schon. Mit Betonung auf "sich" - denn ihre Musik sollten die meisten etwas ernster nehmen. Das ist nicht wirklich neu, das gab es schon immer. Ob uns aber zum Beispiel die Dancehall Community da etwas voraus hat, wage ich mal zu bezweifeln. Klar, wenn der gute Phenomden vor zig Leuten von Liebe singt und man sieht, wie die Leute einfach friedlich feiern, ist das natürlich Sunshine Reggae. Aber wenn du dann auf einem Dance gehst, sind dort auch alle Rudeboys - das unterscheidet sich nicht wirklich von einem Hiphop Event. Deswegen hat mein Track Rudeness wunderbar zu Phenomden gepasst. Er konnte bei dem Thema schnell mitfühlen, da er das genauso kennt.

Wann hat die Hiphop-Community verlernt Spaß zu haben? Ich erinnere mich noch an "die guten, alten Zeiten" und auch wenn ich jetzt etwas altklug klinge: vor 10, 15 Jahren ging es eigentlich nur ums Party machen. Die Jams waren reine "Niceness"-Veranstaltungen...
Hmm... wann genau ist natürlich schwierig zu sagen.Es hat sich halt alles verändert. Zum Guten und zum Schlechten. Ja, Jams waren "Niceness"-Veranstaltungen. Aber sie wurden halt auch genau dafür organisiert. Alles war klein und familiär. Man traf sich, tanzte, rappte, malte. Jams gibt es eben nicht mehr. Wie alles andere auch, haben sich die Kids geändert. Heute sind halt andere Sachen wichtig. Feiern tun die ja auch, nur halt anders. Dass Luut & Tüütli zwar ein Stück schweizer Rapgeschichte-, allerdings noch lange nicht selbst Geschichte sind, hoffen die Fans nach wie vor. Mit einem Gastauftritt von Crewpartner Shpoiz auf Bis zur Sunnä keimt Hoffnung bei euren Fans. Könnte der Sound deines Soloalbums auch auf ein Crewalbum passen?
Ich denke nicht. Klar, beim dem einen oder anderen Track stimmt das sicherlich, schließlich bin ich eine Hälfte von Luut & Tüütli . Aber im Großen und Ganzen sind meine Soloalben persönlicher. Ich finde wir haben damals über andere Sachen gesprochen, als ich das heute tue. Was meine technischen Fähigkeiten betrifft, liegen natürlich auch Welten zwischen damals und heute.  L & T war immer ein Crew-Ding, durch und durch. Alles wurde zusammen entschieden, da geht man automatisch Kompromisse ein. Solo entscheide nur ich wie sich etwas anhört und worüber gesprochen wird . Was ein neues Luut & Tüütli Album betrifft, bitte ich alle Interessierten, sich direkt an den Herren Shpoiz zu wenden. Ich bin hier...
Bandit freut sich für's Erste auf die Konzerte und Open Airs des Sommers. Für viele wird der Sommer 2010 aber weniger durch musikalische Veranstaltungen geprägt sein, als durch die Fussballweltmeisterschaft in Südafrika. Wem die Daumen drücken, wenn man zur Hälfte Italiener und zur anderen Hälfte Schweizer ist? Die Seiten sind für Bandit klar: "Ich bin von klein an durch meinen Vater geschult worden, ein stolzer Fan der Squadra Azzurra zu sein. Deswegen hoffe ich natürlich auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Aber ich freue mich ungemein, dass die Schweiz auch wieder dabei ist und solange sie nicht gegen Italien spielen, drücke ich der Nati auf jeden Fall bei jedem Spiel die Daumen. Schließlich freut sich auch meine Mama wenn die Schweiz gewinnt und ich lebe ja hier. Ich kann dann immer für zwei Mannchaften so richtig fan-en. Jedenfalls freue ich mich voll auf die WM und verbringe sie, wie alle Fussballfans, Bier-trinkend und grölend..." Bandit grinst. Kann er auch. Schließlich hat er ein hörenswertes Album veröffentlicht. Die Zukunft schaut gut aus für ihn, warum also nicht zurück in die Zukunft reisen?


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