Al-Gear sorgt mit Aussagen zur Kinderehe für Aufsehen

Zurzeit macht ein Livestream-Ausschnitt die Runde, in dem Al-Gear mit dem zum Christentum konvertierten Amir Arabpour über Religion diskutiert. Konkret geht es in dem viral gegangenen Clip um das Verheiraten von Kindern mit erwachsenen Männern.

Al-Gear: Diskussion über Kinderehe geht viral

In besagtem Video konfrontiert Amir Arabpour den Düsseldorfer Rapper damit, dass in islamischen Ländern Kinder verheiratet würden, die noch "mit Puppen spielen". Al-Gear entgegnet dem, dass man die Kinder dort nicht mit Kindern in Deutschland vergleichen könne. In diesen Ländern würden Kinder einfach früher "reifer" werden. Das erkenne man laut Al-Gear unter anderem daran, dass die Neunjährigen dort schon "ein Fünf-Sterne-Menü" kochen könnten, anstatt mit Puppen zu spielen.

Arabpour erwidert daraufhin: "Okay, sie kann kochen, muss sie aber auch ihre Beine breit machen?". Worauf Al-Gear mit "Wenn der Vater sie versprochen hat." antwortet.

Der Ausschnitt stammt aus einem insgesamt mehr als 40 Minuten langen TikTok-Livestream von vor einigen Tagen. Auslöser für das Gespräch über Kinderehen ist eine Debatte um Aischa – die bei der Heirat (je nach Überlieferung) sechs Jahre alte Ehefrau des islamischen Propheten Mohammed. Während es in dem Clip so wirken mag, als würden sich Al-Gear und Amir streiten, wird beim Schauen des gesamten Streams schnell deutlich, dass sich die beiden augenscheinlich gut verstehen und auch schon länger kennen.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs erklärt Al-Gear dann noch, was er damit meint, wenn er sagt, die Kinder dort würden schneller reifen als Kinder in Deutschland. Dafür erzählt er, wie er einen achtjährigen Jungen getroffen hat, als er das letzte Mal in Algerien war. Dieser Junge sei gerade von der Arbeit gekommen, viele Kilometer entfernt von seinem Zuhause. Er habe gearbeitet, um sich um seine Mutter zu kümmern, da sein Vater verstorben war. So etwas würde es in Deutschland nicht geben, also könne man Al-Gear zufolge auch nicht davon sprechen, dass die Kinder hierzulande "gleich reif" wären.

Sowohl während des Livestreams im Chat als auch unter den zahlreichen Re-Uploads des Ausschnitts gibt es viel Kritik für Al-Gear und dessen Aussagen. In den Kommentaren unter dem gesamten Stream, der ebenfalls abgefilmt und bei YouTube hochgeladen wurde, ist das Stimmungsbild durchwachsener. Während einige ebenfalls Kritik an Al-Gears Äußerungen üben, heben andere hervor, dass die beiden trotz des emotionalen Themas gut und friedlich miteinander diskutiert hätten.

Hier könnt ihr euch das Ganze anschauen (ab circa Minute 23:00 geht es um das Thema):

Wie verbreitet sind Kinderehen?

UNICEF schätzt, dass weltweit 650 Millionen Mädchen und 115 Millionen Jungen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden. Aktuell rechne man damit, dass pro Jahr 12 Millionen minderjährige Mädchen verheiratet werden. Das Kinderhilfswerk hebt dabei hervor, dass die Annahme, Kinder würden vor allem in islamischen Gemeinschaften verheiratet, ein Vorurteil ist. In Wahrheit werden Kinder "quer durch verschiedene Länder, Religionen, Kulturen und ethnische Gruppen" mit Erwachsenen verheiratet:

"Religiöse Traditionen sind einer von vielen Gründen, Mädchen früh zu verheiraten, aber nicht die Hauptursache."

Die Gründe für die Ehen in jungen Jahren sind vielschichtig: "Armut, soziale Normen und Rollenbilder, die Annahme, dass Mädchen durch eine Heirat besser geschützt sind, fehlende Bildungsmöglichkeiten für Mädchen, religiöse Bräuche und nicht ausreichende Gesetze." Hinzu käme häufig ein mangelndes Verständnis dafür, wie schädlich eine Heirat für Kinder sein kann sowie ein teils enormer sozialer Druck in Gemeinschaften, wo das Heiraten in jungen Jahren üblich ist.

Stand Februar dieses Jahres gibt es den UNICEF-Informationen zufolge die meisten Frühehen in Subsahara-Afrika und im südlichen Asien. Dort werden bis zu 37 Prozent der Mädchen bereits vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. In Lateinamerika, beziehungsweise der Karibik, sind es 21 Prozent und in Osteuropa und Zentralasien zehn Prozent.

Die Frühehen haben in den meisten Fällen äußerst negative Auswirkungen auf die Entwicklung der betroffenen Kinder: von einem erhöhten Gesundheitsrisiko bei jungen Schwangerschaften bis hin zu einem erhöhten Risiko von häuslicher Gewalt sowie einem oft abrupten Ende der Schullaufbahn und damit eingeschränkte Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Aus diesen und weiteren Gründen haben sich die Vereinten Nationen das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die Praxis der Kinderhochzeiten zu beenden.

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