Kollegah - Realtalk [Video]

Kollegah feiert mit einem Video das heutige Release seiner neuen Platte "Monument". Auf einem von Araabmuzik produzierten Beat liefert er knappe vier Minuten lang das, war er so als "Realtalk" bezeichnet. Es geht dabei um den jahrelangen Konflikt mit Laas, um Shindy, um Kollegahs angespanntes Verhältnis zur Medienwelt, Props für Fler, Kontra K, Azad und Savas und vieles mehr.

Inhaltlich sicher einer der spannendsten Tracks auf "Monument", aber dafür auch mit einer problematischen Passage, in der Kolle ein stinkendes Fass aufmacht:

"Mir sind Religion und Farbe scheißegal / Ich war in Auschwitz und pisse auf das Grab von jedem Nazi-General / Doch dass man hier kein'n Nationalstolz haben darf / Führt dazu, dass Kids heut Zusammenhalt fehlt wegen dem, was / war vor siebzig Jahr'n / Macht man sich dann noch für den Gazastreifen stark (woah) / Gilt das als größere Skandal-Verbrechenstat als das Bin-Laden-Attentat"

Auf Nazigräber pissen? Yes. Schöne Metapher, die gleichzeitig klarstellen soll, wie Kollegah zu rechtem Gedankengut steht. Die Zeilen, die unmittelbar danach gerappt werden, widersprechen dem zwar nicht, aber sorgen definitiv für Irritation. Er wünscht sich nämlich, dass Deutsche wieder stolz darauf sein sollen, dass sie in Deutschland zur Welt gekommen sind. Und das ausgerechnet vom Boss, der sonst ein starker Verfechter der Auffassung ist, dass man einen Menschen an seinen Taten messen soll. Warum sollte man sich selbst dann an seiner Nationalität festbeißen? Und wo soll es zu Zusammenhalt führen, wenn einzelne Grüppchen sich für unterschiedliche Fahnen feiern?

Mal abgesehen davon, dass nationalistische Regierungen in Polen, Ungarn, Italien, den USA und vielen weiteren Ländern aktuell das internationale Miteinander gefährden: Bei solchen Statements von einem Rapper mit Millionen Zuhörern kann sich die AfD gemütlich zurücklehnen und muss nicht mehr selbst auf den Schulhöfen Werbung machen. "Endlich" wieder stolzer Deutscher zu sein und sich nicht mehr so sehr an den Geschehnissen des zweiten Weltkriegs aufzuhängen – das sind Positionen, mit denen die Rechtspopulisten den Patriotismus nach und nach wieder in die Mitte der Gesellschaft einschleusen wollen. Erfolgreich, wie man immer wieder feststellen muss.

Einige andere Aussagen Kollegahs machen auch relativ deutlich, dass er das eigentlich nicht wollen kann. Er ist für ein Miteinander. Entweder versteht er die Tragweite seiner Worte nicht oder er freundet sich doch langsam mit der Rolle des Bösewichts an, der tapfer gegen den Mainstream kämpft – was auch immer das grade bedeuten mag.

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