Die Problematik der Bildsprache in Cashmos "Alman"-Video

Kommentare, die man in einem Rechtsrock-Forum vermuten würde:

"Endlich ein stabiler deutscher der die Wahrheit ausspricht"[sic]

Nun steht so ein Kommentar unter Cashmos neuer Single "Alman", jedoch umringt von gleichartigen Support-Bekundungen. Zwischen deutschen Fahnen und Muskel-Emojis ergießt sich eine Flut von Danksagungen – nicht nur von Deutschen. Viele heben lobend hervor, dass endlich einmal vermeintlicher Rassismus gegen Deutsche angeprangert wird. Damit ist eigentlich schon klar, dass hier etwas gründlich in die falsche Richtung läuft.

Dabei ist es nicht so, dass Cashmos Storys aus der Hood herbeifantasiert klingen. Dass es Situationen in seinem Leben gab, in denen es nicht von Vorteil war, der "Alman" zu sein, will ihm niemand absprechen. Genauso wenig wie anderen "Deutschen", für die ihre Herkunft in individuellen Situationen ein Problem gewesen sein kann.

Als Cashmo kürzlich bei uns im Interview zu Gast war, haben er und Toxik in aller Ausführlichkeit über die Motivation hinter dem Song sowie die Problematik gesprochen, die das Thema mit sich bringt (ab Minute 54:00). Die beiden sind sich einig, dass Rassisten im Hiphop nichts zu suchen haben. Der Brudi appelliert an gegenseitigen Respekt zwischen allen Menschen und ein multikulturelles Miteinander. Ebenso erkennt er die Gefahr in der AfD und rechten Gewalttaten:

Weder Cashmo noch all diejenigen, die positiv unter dem Video kommentieren, möchten wir pauschal in eine Ecke schieben. Ja, viele verstehen den Song so, wie er gemeint ist. Die vom Brudi eingesetzte Bildsprache ist allerdings Wasser auf die Mühlen des rechten Rands. Da wird die Fahne auf einem der deutschesten Autos überhaupt präsentiert und sich per Vorschlaghammer von den als lästig empfundenen Momenten der Geschichte losgesagt. Dazu schauen Adler und Schäferhund in die Kamera. Eine Reihe weißer Statisten posiert zudem mit Tape vor dem Mund. Die Message: Im heutigen Deutschland darf nicht mehr alles gesagt werden. Cashmo bedient reihenweise Narrative, mit denen AfD und Co. auf Stimmenfang gehen.

Er persönlich habe, wie er in dem Text darlegt tatsächlich nichts mit Hitler zu tun – aber wohin die Reise geht, wenn sich rechte Kräfte bündeln, liegt kaum ein Jahrhundert zurück. Jeder Einzelne hat insofern etwas mit den deutschen Verbrechen der Vergangenheit zu tun, indem er dafür Sorge zu tragen hat, dass auch nicht der Hauch einer Chance besteht, dass sich so etwas wie der Holocaust wiederholt.

Eine integrative und per se linke Kultur wie Hiphop ist eigentlich Träger dieser Botschaft. Einen schwarz-rot-goldenen Clip, der Nationalstolz propagiert, macht sich zwangsläufig die Gegenseite zu eigen. Wenn Deutschrap sich als Projektionsfläche für rechte Parolen eignet und Cashmo von einer braunen Bubble hofiert wird, ist das eine absurde Gemengelage. Warum in diesem Kontext eher von Diskriminierung als von Rassismus zu sprechen ist, haben wir vor nicht allzu langer Zeit in diesem Artikel erklärt:

Warum es keinen Rassismus gegen Weiße geben kann

Nein, es gibt keinen Rassismus gegen Weiße. Selbst wenn die sich das teilweise regelrecht zu wünschen scheinen. Weil so viele Leute das anscheinend immer noch nicht kapiert haben...

Auf textlicher Ebene grenzt sich Cashmo gegen Ende deutlich von allen Nazis und Konsorten ab. Doch da haben die Bilder und der Grundtenor des Songs schon genügend Fans gefunden, die es ansonsten für sinnvoll erachten, voller Härte und Stolz ihr Deutschsein abzufeiern.

"Komm mir nicht mit braun, rechts, Nazi und Rassist / Denn jeder von ihnen weiß, dass der Brudi keiner ist"

In einer früheren Version des Artikels war die Rede von einem "rechten Mob", der sich in dem Kommentaren unter Video tummeln würde. Um Missverständnisse, zu denen es nach der Veröffentlichung gekommen ist, aus dem Weg zu räumen, haben wir diese Wortwahl geändert. Damit waren nicht Cashmos Fans gemeint, sondern eben Leute, mit denen wir schon seit der Veröffentlichung des Interviews konfrontiert wurden.

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