2015 'til infinity: 10 Songs, die mein Jahr geprägt haben
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So langsam hat jeder seine wichtige Meinung zum 2015er Rap-Geschehen veröffentlicht. Rückblicke wurden reichlich unters Volk gebracht und jetzt gibt es eine weitere Liste, auf die keiner gewartet hat, obendrauf. Einfach 10 geile Songs, die das letzte Jahr von mindestens einem begeisterten Rap-Fan geprägt haben.

Acts, die eigentlich auch in meine 2015er-Liste gehören, aber hier nicht drin sind: Kendrick Lamar, A$AP Rocky, Logic, LGoony, Zugezogen Maskulin und mehr.

Die Reihenfolge wird relativ wilkürlich sein. Den Anfang macht das Ende. Seit Haftis neues Tape Unzensiert draußen ist, läuft das Ding auf Heavy Rotation. Er und besonders sein Produzent Bazzazian (Interview zum Tape abchecken!) haben RICHTIG abgeliefert.

069 ist für mich das perfekte Beispiel dafür, wie sehr der Sound zwischen Oldschool-Samples und hartem Elektro ballert. Auf die Frage, warum das Album schon wieder im Winter kommt (und damit unser Awards-Voting knapp verpasst hat), wird hier die einzig legitime Antwort geliefert:

"Das ist Räubermusik und da wird's früher dunkel, was 'ne Frage, behindert!?"

Für mich persönlich DIE Entdeckung des Jahres! Den Namen Vince Staples hatte man schon mal gehört, der ein oder andere Track wusste zu gefallen und dann kam das Album...

Nachdem der Opener Ramona Park Legend Pt. 1 und Lift Me Up bereits auf den düsteren, diffusen Sound der LP einstimmen, kommt mit Norf Norf an dritter Stelle der Song, der mich überzeugte, Summertime '06 das ganze Jahr und darüberhinaus zu pumpen.

Die gute Chemie zwischen Vince Staples und dem für die LP zuständigen Produzenten, Kanye West-Mentor No I.D., spürt man an allen Ecken. Dabei ist Norf Norf (prod. Clams Casino) einer der fünf Tracks, an denen er nicht beteilgt war (Tracklist und Produzenten).

Beim Openair Frauenfeld haben wir einen super bodenständigen, fast schüchternen Vince Staples getroffen:

Die Jungs von der Strassenbande hatten einfach ein phänomenales Jahr. 2015 führte ganz einfach kein Weg an Gzuz, Bonez, Jambeatz und all den anderen Jungs, die zum engen oder erweiterten Kreis der 187ers zählen, vorbei.

Dass im Oktober dann ein Street-Video aus Jamaika zu einem Track mit saftiger Dancehall-Note kam, war einer der Moves, die besonders Eindruck hinterlassen haben. Wem das gefällt, der darf sich getrost auf Bonez' Album freuen, auf dem es dancehall-technisch gemeinsam mit RAF Camora weitergeht (Hörprobe).

SSIO ist genauso ein OTTO wie Hafti. Am 15. Dezember starten wir das Voting zu unseren diesjährigen Hiphop.de Awards. Drei Tage später kommen dieses Video und das Haftbefehl-Tape raus.

Naja, es passieren schlimmere Dinge auf der Welt. Für 2016 haben wir jetzt jedenfalls schon ein paar Sachen auf dem Zettel. Viel wichtiger ist doch, dass der Bonner Jung nichts verlernt hat.

Kopfnicker-Sound von Reaf + maßgeschneiderte, unverkennbar geflowte Lyrics + ein Schaf in muttergef*ckten Pampers. Vorfreude auf den 29. Januar IZ DA!

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Als Freddie Gibbs 2014 gemeinsam mit Madlib Piñata veröffentlichte, habe ich mich noch rausgeredet – "kenn' ich nicht, soll sich f*cken"-mäßig. Aber wo würden wir hinkommen, wenn wir uns immer nur auf Altbewährtes verlassen?

Wenn man sich diverse Rapper also ohnehin aus beruflichen Gründen gibt, findet man manchmal richtige Schmuckstückchen und fragt sich, wie man das so lange ignorieren konnte.

10 Times kommt raus, ist geil. Album? – Schon draußen, heißt Shadow of a Doubt. Anhören... dope, dope, dope! Auch wenn Extradite (für mich) hier das Highlight ist, gib dir am besten die komplette LP: Freddie Gibbs - Shadow of a Doubt (Stream)

Mein erstes Mal Splash!: Marsis Ring der Nebelungen ist noch keinen Monat alt und die Festival-Besucher sind sich schon vor dem vernebelten Auftritt einig, dass Anarchie einer ihrer Lieblingssongs ist. Die Nummer scheint wie für ein Festival gemacht.

Die Leute wissen, was sie am Freitagabend erwartet und werden nicht enttäuscht. Besonders dann nicht, wenn sie neben einem der Typen stehen, die am laufenden Band Pyrotechnik in die Luft schießen und das Splash! in grünen Rauch tauchen.

Eine dunkle Erinnerung: Sonntagnachts stecke ich schlaftrunken den Kopf aus dem Zelt. Irgendwo brennt es und der Nachthimmel leuchtet rot. Jemand hört Marsi. Fühlt sich an wie Anarchie.

Kaum einen Track kann man so gut als Symbol für die Präsenz von 187 benutzen. Mieeeses Instrumental (natürlich Jambeatz!), starker Einstieg von Gazi und dann kommt einfach mal Xatar.

Als der Song gerade frisch veröffentlicht war, stand nichts vom AoN-Boss oder Hanybal, sondern nur ein zwinkender Smiley im Titel bei YouTube. Wieder so ein 187-Move.

Der Azzlackz-Schatzi zeigt Deutschrap dann auch mal eben, wie das mit den Adlibs richtig geht und lässt sein Haupthaar lasziv im Fahrtwind flattern. Soooo gangsta!

Im Artikel 8 starke Deutschrap-Beiträge zum Thema des Jahres hatte ich schon geschrieben: "Vermutlich einer der besten, wichtigsten und nachhaltigsten Songs 2015."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Anfang des Jahres haben die Jungs in der Grime-Szene um die Wette gedisst. Skepta hat seine Antwort an Devilman auf ein bitterböses Instrumental von 2005 gepackt und das Ding einfach mal zerrissen – Flow sein Vater!

Während Allgood – vollkommen nachvollziehbar – Skeptas Shutdown als Single des Jahres sieht, feier ich persönlich diesen Disstrack noch eine Ecke heftiger, obwohl der Beat ein gestandenes Jahrzehnt alt ist. Vielleicht auch gerade aus diesem Grund.

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Joey Bada$$ hat im Januar zu seinem Geburtstag ein richtig starkes Debütalbum abgeliefert und ist seitdem rund um die Welt getourt. Dass er dann auch noch das Instrumental einer aufstrebenden Indie Rock Band aus UK so auseinandernimmt, verdeutlicht, dass in Zukunft mit dem gerade mal 20-Jährigen zu rechnen ist.

Dieser Song gehört zu den Highlights, weil Rap und andere Genres 2015 selten SO einen starken Hybriden erschaffen haben, der mehr ist als die Summe seiner Teile (sorry, für die Phrase).

Das war mein persönliches 2015. Wie sieht's bei dir aus? Schreib doch mal drei Songs in die Kommentare, die du auch in 10 Jahren noch feiern wirst!

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