Ty - Closer

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Dass man mit massig Preisen wie dem Mercury Award, überschüttet mit Kritikerlob aus allen Lagern und einem konzeptionell sensationell stimmigen Album, denn nichts anderes war letztlich "Upwards", immer noch viel zu wenig Beachtung in den Musik Annalen Großbritaniens gefunden hat und immer noch ohne viel Airplay und kommerzielle Aufmerksamkeit struggeln muss, hat bei Ty Spuren hinterlassen. Das hört man "Closer" auch deutlich an, denn Tracks wie "Everybody" oder das persönliche und ehrliche "Hustle" klingen doch ein Stück zynischer als zuvor, ohne aber weniger lyrisch anspruchsvoll oder mit Liebe zum Detail gestaltet worden zu sein.

Dieser neuen Philosophie entspricht auch "Oh!" bei dem Ty zusammen mit Bahamadia und Zion I an die Massaker in Ruanda von 1994 erinnert. Explizit politisch wie hier hat man Ty vorher selten gehört. Dass weitere Features wie De La Soul auf "The Idea" oder Speech aus den Arrested Development Reihen auf "This here is music" aus den Staaten kommen ist auf den zweiten Blick nur eine konsequente Weiterentwicklung, wenn man bedenkt wie hartnäckig Ty der korrekte Stellenwert in seinem Heimatland irgendwie verwehrt wird. Wer da jetzt denkt, dass der typische Sound deshalb verwässert wurde, ist aber völlig auf der falschen Spur, denn die Platte klingt nicht weniger britisch als ihre Vorgänger – ein Fakt, der für Tys Können spricht und auch für die Qualität von weiteren Gästen wie der Sängerin Eska, die auf den sperrigen "Aim for your Goals" ebenso eine perfekte Ergänzung ist, wie auf dem Übertrack "Sophisticated and Coarse", der mit einem relaxten musikalischen Vibe und wiederum sozialkritischen Sticheleien a la "You say war, we say oil" aufwartet. Und wo wir gerade bei den Perlen des Albums angekommen sind: Mit einer wirklich ansteckenden Bassline und einem überraschenden African Vibe kann "Sweating for your Salary" ebenso einen Treffer landen wie der überragende Titeltrack "Closer".

Die ganze Platte mit einem Satz musikalisch einzuordnen ist ebenso unsinnvoll wie unmöglich. "I rock but I'm not Billy Idol, HipHop Version of Coldplay" – die Platte steckt voller großartiger Momente, die aber erstmal entdeckt werden wollen, denn zwischen Stücken, die sofort begeistern, werden auch kompliziertere Styles gekickt, mit denen man erst nach einigen Durchläufen warm wird. Doch von welcher Seite man es auch betrachtet, ob man den Style feiert oder nicht: Anerkennung kann man dem Vauxhall Hustler Ben Chijioke wohl nicht mehr vorenthalten.

Bewertung:

4.5 von 6
    
Fazit:
Wo Ty beim letzten Album noch den netten Jungen von nebenan gemimt hat, zeigt "Closer" jetzt auch eine neue zynischere Komponente. Typisch für ihn ist aber, dass er sich trotzdem kein Stück frustriert anhört, sondern daraus neue kreative Potentiale schöpft. Und das unterstreicht, was viele schon vorher wussten: Großartiger Lyricist.