Tone - Zukunftsmusik

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Pressetext / Beschreibung

Müsste ich Tone mit einem Auto vergleichen, wäre er wohl ein "Mercedes CLK GTR" - perfektes Design, exzellente Technik und pure Power. Wenn man den Frankfurter Riesen hört, denkt man, er tränke ernsthaft Kerosin. Das Mikrophon scheint dann sowas wie ein Streichholz zu sein, welches das Gesamtgefüge zur Explosion bringt. Doubletime-Flows, Reimketten bis nach Neuseeland und Stimmbeherrschung par Excellence - das zeichnet Tone aus. Dass die gesamte Produktion dieses Albums dann noch von den Ulteamate-Jungs übernommen wurde, pumpt nochmal ein paar PS mehr unter die Haube dieses Reimbolidens.         
Doch wer sich von diesem Album pures Battlematerial erhofft, oder es wegen derlei Bedenken vielleicht nicht beachtet, dem sei gesagt, dass er sich irrt. Dieses Album trägt seinen Namen nicht umsonst. Hier wird mit Superlativen aufgewartet, dass der Rest der Szene nur noch die Rückleuchten sieht.
Um die Ausmaße der Innovation auf zu zeigen, sei einfach mal angeführt, dass sich Tone für die gesangliche Unterstützung auf "Süßes Gift" die "Original-Carmen" Pari Samar in's Studio holte. Wer sich jetzt denkt "Operngesang auf 'nem Rapalbum?!", der sollte ma' den Kopp zumachen - oder auf, je nachdem.
Tracks wie die elektronische Single "Reimroboter", wechseln sich mit selbstreflektierenden Stücken à la "Schick' mir 'nen Engel" mit Xavier Naidoo ab, um dem Hörer unmittelbar darauf zu verdeutlichen, was geschähe "Würd' ich nicht rappen".
"Abwechslungsreich" - oft als platte Plakette benutzt, hier definitiv zutreffend. Doch in dieser Vielfältigkeit ist immer die herausstechende Ulteamate-Handschrift heraus zu lesen. Der Sound dieses Albums ist wirklich beeindruckend. Beats, die zu hundert Prozent ausproduziert sind und ein Mastering, das das Hirn durch's Trommelfeld an die Wand klatscht.
Wenn Tone dann mit Düsman zum Tanz bittet und ein orientalischer Beat, der diesen Namen wirklich verdient das ganze untermalt, dann dürfte auch dem letzten Kritiker klar sein, dass dieser Mann die Bezeichnung "Maschine" definitiv verdient. "Maschine" - super Stichwort, denn "Ekelerregende Raps" ist sowas wie ein "Spruchmaschine 2". So viele GUTE Punchlines und Vergleiche habe ich selten gehört - was vor allem auffällt: Tone braucht keine Fäkalwörter oder Beschimpfungen um den Gegner nieder zu machen, das wird mit Wortwitz erwirkt, der jedoch keineswegs Vehemenz vermissen lässt.
Und wenn ich schon bei "Quasi-Konkret Finn-Fortsetzungen" bin, möchte ich an "Hip unne Hop" erinnern. Damals ging es um ultimative Saufgelage und vor allem die Katersituation. Auf "Zukunftsmusik" finden wir das Gegenstück - "Du brauchst mich". Tone schlüpft in die Rolle der Droge und spricht zu sich selbst. Es ist wirklich beeindruckend, wie dieser Mensch mit seiner (mittlerweile bewältigten) Sucht umgeht. Wer hierbei keine Gänsehaut bekommt muss klinisch tot sein.

Eigentlich wäre es jedes Lied dieses Albums wert, es gesondert durch zu nehmen, weil nur durch die Summe der einzelnen Lieder erfasst werden kann, was dieses Album eigentlich wert ist und darstellt. Da Platz und Zweck dieser Review jedoch ein andere sind, möchte ich zuletzt auf meinen persönlichen Favoriten hinweisen. "Griff nach den Sternen" beschreibt eine zerrüttete Beziehung, die den Zerfall einer "Lovestory" erzählt. Ein lyrisches Meisterwerk, welches ungemein zu fesseln weiss - Bintia trägt mit ihrem Gesang das Ihrige bei, um das Lied zum Erlebnis zu machen.

Bewertung:
5 von 6

Fazit:
Das Jahr zweitausendfünf hat ein (weiteres) Highlight. "Zukunftsmusik" ist das Album eines Mannes, der einen langen Weg hinter sich hat - und eben diesen Weg erlebt man auf diesem Album mit. Episch und monumental. Eine Mischung aus Aggression und Melancholie, elektronischen Klängen und Klassiksamples. Die Fusion von Mensch und Maschine. "Zukunftsmusik". Für mich persönlich mindestens eine 5,5 - um die Subjektivität ein wenig aus der Bewertung zu nehmen, einen halben Punkt weniger.