Onyx - Second Round's On Me

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Pressetext / Beschreibung

Weiterentwicklung bedeutet meist, sich auf neue Pfade zu begeben um selbst einen Schritt weiter zu kommen. Weiterentwicklung im Hiphop Game dagegen steht auf einer Stufe mit der Phrase "The next level shit". Die Messlatte für Obie Trice lag nach seinem überraschend erfrischenden "Cheers" bereits auf Olympia-Höhe. Nun geht es in die zweite Runde und Eminems Protegé nimmt Anlauf zum bisher höchsten Sprung seiner Karriere.

Gleich vorab: Wer typische Eminem-Beats nicht ausstehen kann, sollte lieber die Finger von "Second Round's On Me" lassen. Denn bei 8 von 18 Tracks saß Mr. Marshall Mathers hinter den Reglern und kreierte den vielzitierten "roten Faden" der Platte. Doch nicht nur Obie ist die Weiterentwicklung anzumerken, auch Eminem macht seinen Job als Produzent hervorragend, wie man z.B. am aggressiv-traurigen "Wake Up" erkennen kann, auf dem Obie Trice über verlorene Freunde und das Glück des Lebens philosophiert. Erstaunlich düster und selbstreflektierend ist das Gesamtwerk Obies geworden. "Violent" - ebenfalls von Eminem produziert - erzählt eine typische Gewaltstory, wie sie in einer amerikanischen Hood täglich passiert und das auf Doubletime getrimmte "Lay Down" setzt auf die Faktoren Mut und Stolz.

Ein wenig aus der Reihe tanzt hingegen die zweite Singleauskopplung "Jamaican Girl", welche die beiden Artists Brick und Lace featured. Charttechnisch dürfte diesem Track wohl wenig im Wege stehen, der gute Em hat hier einen rhythmischen Beat erschaffen und die Hook ist durchaus ein Ohrwurm. Weitere wirklich charttaugliche Stücke sucht man hingegen auf "Second Round's On Me" vergebens. Selbst "Everywhere I Go" featuring 50 Cent hat meines Erachtens einen zu düsteren Beat (guess who's the producer...), um auf die Toplists der Club-DJs zu rutschen.

Neben dem von Eminem gelegten roten Faden zeichnet sich noch ein weiteres Muster auf der Platte ab: Die beiden mit Trey Songz, den ich allgemein für einen begnadeten Sänger halte, aufgenommenen Stücke sind recht schwach. Zum einen wäre da das schräge "Ghetto", das sowohl musikalisch als auch textlich mittelmäßig klingt. Zum anderen hätten wir da "Mama", welches musikalisch und textlich einfach nicht so recht zusammenpassen mag. Von einem Lied über die eigene Mutter hätte ich doch ein wenig mehr Gefühl im Beat und auch im Text erwartet.

Was "Mama" fehlt, macht das autobiographische letzte Stück "Obie Story" wieder wett. In 16 Bars bündelt Obie mehr Emotionen als auf eben genanntem Tune. In Dialogform unterhält er sich auf rührende Weise mit seiner Mum:
[Mutter]"Momma's so proud of you, you did so good on that report card today baby / I'mma let you pick out whatever you want"
[Obie]"Ma, I can get any shoes I want"
[Mutter]"That's right, today is your day / Momma don't have much, but I'll spend it all on you today"
[Obie]"Okay, I want these. Ah man, I'mma look fresh when I go to school".

Bewertung:
4,5 von 6    
    
Fazit:
Mit "Second Round's On Me" übertrifft Obie Trice sein Debüt-Album "Cheers" um Längen. Der Zögling Eminems ist aus den Kinderschuhen herausgewachsen, widmet sich nun anderen Themen, reflektiert sich selbst wider und spricht stellenweise die Sprache eines "Street-Predigers". Bis auf die Trey Songz Features ein durchweg gelungenes Nachfolgealbum, das in keinem Shady Records Fanregal fehlen sollte.