Marsimoto - Halloziehnation

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Nach dem ersten Hördurchlauf von "Halloziehnation" bleibt, mal ganz ehrlich gesagt, das Verständnis etwas auf der Strecke. Wenn man sich im Geiste schon einen Bewertungsmaßstab zurechtgelegt hat, dann kann man ihn für dieses Album mit Sicherheit getrost vergessen. Dass das auch am erklärten Konzept der Marsimoto Crew um Rapper Marteria, Marsimoto, DJ Focut und Produzent Dead Rabbit liegt, kann man sich nach dem einleitenden "Soundcheck" schon denken: "Drei Joints, vier Becks, erst dann machen wir Marsimoto Tracks". Aha. Wer es noch nicht ahnt, die Bezeichnung 'Joint' kann man hier nicht nur als Synonym für Tracks benutzen, sondern bezeichnet auch den inhaltlichen Dreh- und Angelpunkt der 30 Songs.

So stehen "Deine Weedlingsrapper" Marteria und sein stimmlich haushoch gepitchtes Alter Ego Marsimoto im Vordergrund und die haben vor allem Gefallen an Wortspielereinen gefunden, was man den einzelnen Titeln schon ganz gut entnehmen kann. "Spiel mir das Lied von Dope", "Weedness da Fitness" oder "Haze of Base" sind da nur einige Beispiele. Die Liebe und Verbundenheit zum THC dringt jedem Track aus den Poren. Das klingt zuerst nicht gerade kreativ, aber wie das Thema immer wieder eingebracht wird ohne sterbenslangweilig zu klingen verdient schon ein wenig Respekt. Der Kifferheißhunger findet auf "Der Döner in mir" ein würdiges Forum, wer sich schon immer fragte was Hardcore Kiffer in ihren Taschen mit sich schleppen, der muss nur "Mein Scout" hören und das Aufstiegsrezept für Hansa Rostock auf "Bundesliga Pur" lautet "Holt die Kamerun Shirts aus dem Schrank, raucht einen Blunt und malt sie Blau-Weiß an".

Produzent Dead Rabbit hat am Mischpult meist schwer synthielastige und druckvolle Bretter auf den Weg gebracht, wie zum Beispiel der Titeltrack "Halloziehnation" oder das pumpende "Cuba Clubbing Junior". Das große madlib'sche Soundvorbild Quasimoto aus diesem Muster zu erahnen ist allerdings in der rauchgeschwängerten Atmosphäre nicht so einfach, was genauer heißt, dass zwar Verweise deutlich werden aber die Qualität des Stones Throw Masterminds nicht erreicht werden kann.

Es gibt also ausgeklügelte Textverweise, größtenteils solide Synthie Shots und einen Batzen Kreativität gepaart mit einer sehr gesunden Portion Selbstdarstellung. Doch die können die wirr wirkende Konstruktion des Albums genauso wenig überdecken wie andere hausgemachte Probleme. Bestes Beispiel dafür ist die extrem hochgeschraubte Stimme Marsimotos. Der klingt wie ein Albinokaninchen auf Helium - was kurzfistig interessant und einfaltsreich wirkt, auf Dauer aber gnadenlos nervt. Da sie aber jung sind und das Geld verrauchen gibt es jetzt noch eine warme Kaufempfehlung an Gleichgesinnte und den Rat an alle, die sich in das zeitweise genial auftrumpfende Universum Marsimotos begeben wollen ihre Fernbedienung mitzunehmen. Sie werden sie brauchen.

Bewertung:    
3 von 6    
    
Fazit:
Marsimotos "Halloziehnation" ist ein Album zum Geister scheiden. Das omnipräsente Thema 'Kiffen' bringt zum Teil wirklich durchdachte, witzige Lines und Beats mit Potential hervor, die 30 Songs von oft unter 2 Minuten Länge machen es aber schwer von Kontinuität zu sprechen. Unterm Strich: Für einige wohl 'revolutionär', für mich letztlich nur halbgar.