Lunafrow - Innere Konflikte

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Pressetext / Beschreibung

Fünf lange Jahre ist es her, dass die "Psychose"-12" auf meinem Plattenspieler rotierte. Fünf lange Jahre, in denen man von Lunafrow nur vereinzelte Feature-Tracks und Samplerbeiträge zu hören bekam. Doch nun ist es endlich soweit: der Frankfurter Lyricist bringt wieder ein Solo-Release. Diesmal mit Unterstützung von Brisk Fingaz in Form eines Mix-Tapes. "Innere Konflikte" nennt sich das ganze. Und dieser Titel spiegelt sich stetig im Produkt. Egal ob im Cover, auf welchem Lunafrow als "Wolf im Schafspelz" posiert oder in der extremen Mischung aus Battle-Tracks und sehr introvertierten Stücken.
        
Vorab sei gesagt, dass Lunafrow natürlich noch immer ein Künstler ist, welcher nicht jedem zugänglich sein wird. Sprache, Stimme und Flow sind noch immer sehr eigen, teilweise abstrakt und nicht für jeden zu greifen. Mittlerweile jedoch besser geschult, als dies zu "alten Zeiten" der Fall war. So rappt der Frankfurter auch mal ruhiger und gelassener, wie es auf "Moment der Inne" mit Menoosha der Fall ist. Über Nas' "Just a moment"-Beat gibt Luna tiefe Einblicke in Seele, Gedanken und in seine Vergangenheit. Wer hier richtig hinhört, wird einige Zusammenhänge endlich verstehen und Antworten auf Fragen bezüglich des Künstlers finden. Doch wer nach diesem Track denkt, Lunafrow wären die Zähne gezogen worden, der soll sich "Hass" anhören, auf welchem der Rapper seinen Online-Track "Was ist das" neu interpretiert und mit einer anderen Hook versieht. Eine Double-Time-Orgie - welche für einen Grossteil der Hörer jedoch ein harter Brocken sein dürfte, da ihm keine Verschnaufspause geboten wird - gefüttert von viel Aggression und Enttäuschung entfaltet sich auf diesem Track und bildet weniger Konflikt, als viel mehr "Gegenstück" zu einem Lied wie "Träume". Wie der Titel vermuten lässt, ist es Jims Version des The Game-Hits "Dreams". Was der Bornheimer hier zu Papier gebracht hat, ist wirklich extrem persönlich - wohl zu persönlich für die meisten Rapper. Einen solchen Text bekäme man nur von wenigen MCs - und das macht diese CD aus, die Psyche eines Menschens wird auditiv ausgebreitet und liegt offen wie ein Buch. Natürlich wäre es vermessen zu behaupten, man kenne eine Person, nur weil man ihr Street-Tape gehört hat, dennoch bietet diese Veröffentlichung mehr Einblick als das "übliche Maß". Von Extremen ist diese CD geprägt, ja, das ist sie. Wut und Aggression (siehe zum Beispiel "Direkt und indirekt" mit Mr. Knight a.k.a. Das Grossmaul, auf welchem Lunafrow mit einzelnen Freunden sehr öffentlich abrechnet) treffen auf Verzweiflung und Enttäuschung, wie sie in "Aus diesem Sumpf" oder auch "Verschwendete Kraft" zum Ausdruck gebracht werden.

Diese Aspekte treffen dann auf musikalische Arschtritte, welche zum Beispiel von Pal One unterstützt werden. Provokativ rappt Lunafrow hier "Ich bin das beste was dieser Stadt passiert, seit Johann Wolfgang Goethe..." kurz nachdem er darum bittet "bitte versteht mich falsch...". Ansonsten wird lyrische Schützenhilfe von Donato, MB1000, mnemonic, Abzstrakkt und Geis (34ers) geleistet. Diese schiessen scharf und zielen sicher. Lediglich der Sound der CD lässt stellenweise ein wenig zu wünschen übrig, was den Hörgenuss mitunter trübt.

Bewertung:
4,5 von 6

Fazit:
Die Mischung aus Brisk Fingaz- und Ami-Beats geht hier auf. Natürlich wird Lunafrow nie "Everybody's Darling" sein und Hits für die Masse produzieren, dennoch liefert er hier ein sehr solides Release ab, welches gespannt auf das Album warten lässt. Wer ihn früher nicht mochte, sollte hier mal reinhören - die Meinung könnte sich durchaus ändern. Wer ihn früher mochte, wird ihn jetzt lieben.