Favorite & Jason - Rappen Kann Tödlich Sein

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Pressetext / Beschreibung

Die beiden Essener Pott Kids Favorite und Jason entern das Biz mit 15 Tracks, ergänzt von Intro, Outro und drei Skits.
Was man für sein Geld bekommt, lässt sich schnell sagen: kranken Battle Rap, noch krankere Storys, tighte Lines und sehr überzeugende Beats.
Letztere werden hauptsächlich beigesteuert vom Frankfurter Produzenten Rizbo, der auch Bushidos neue Single Endgegner sowie einige Tracks auf dem Electro Ghetto-Album produzierte, und nun exklusiv für Selfmade arbeitet. Auch die Beiträge von I-Pro-Deuce und Vizir können überzeugen.
Die positiven Kritiken im Vorfeld des Albums, bezogen sich fast ausschließlich auf den (bei Selfmade gesignten) Favorite, Jason fällt aber keinesfalls mit schlechten Parts auf. Auch wenn er das Niveau seines Partners nicht ganz halten kann, er hilft Abwechslung in das Album zu bringen. Hinter den Kulissen und das Solo Needful Things zeigen absolut was Jason kann.
Auf weitere Rap-Features wurde so dann auch, abgesehen von einem Lakmann Part auf Spot an, verzichtet.

Favorite überzeugt wie gewohnt mit schnellen, exakten Rap Parts und witzigen Lines. Die mit dem Schwarzes Gold-Beitrag Ruhrpott 4 Life bereits extrem hoch gelegte Meßlatte, kann er hier nicht noch höher legen, dafür ergänzt er sein Sortiment mit unterhaltsamem Storytelling. So zum Beispiel auf Ganz normaler Tag, Stalker Slut (beide zusammen mit Jason) oder dem Splatter-Track Unendliche Geschichte, der mir persönlich wenig gibt, aber einigen gefallen dürfte.

Fav's Punchlines rocken durchaus, nach dem dein Schwanz...-Ding und den gezielten Schüssen auf Ex-Partner PA Sports, die bereits vor dem Album die Runde machten, ist das Arsenal hier aber schon fast enttäuschend.
Als Bewerbung für einen Titelkampf reicht die Punch-Stärke aber dennoch, auch durch die erfrischende Respektlosigkeit, mit der fast jeder (Savas bleibt selbst hier unangetastet) geknockt wird.
Große Variationen im Rap-Style präsentiert Favorite nicht, relaxtere Varianten fallen ganz aus. Hier ist also durchaus noch Platz für Entwicklung.
Jasons ähnlicher Style erklärt sich wohl durch die gemeinsamen Anfänge. Auch er rappt grundsätzlich druckvoll, kleinere Variationen im Flow erinnern teilweise an verschiedene Berliner Kollegen.

Die Kombination aus HighTech-Battle und kranken Storys über Frauen, Gewalt und Drogen werden abgerundet durch anderthalb Club Tracks (die Fuffies...-Antwort Granaten im Club und vielleicht Glock Talk mit Nelson-Hook) und das deepere Abwärts, auf dem die beiden ihren Atheismus mit all dem Schlechten auf der Welt begründen.

Der kleine Deepnes-Ausflug überzeugt nur begrenzt, da sich durchaus die Frage stellt, wie gerechtfertigt es ist, nach einer knappen Dreiviertelstunde unterhaltsamer Gewalt- und Drogen Stories zu fragen, wo "all der Hass" herkommt.

Tiefe Weisheiten sind aber auch nicht das, was Rappen kann tödlich sein bieten soll. Stattdessen geht es um Unterhaltung und Provokation, die auch absolut geboten wird.
Anspieltips sind Reloaded, Ganz normaler Tag, Im Westen, Needful Things und Stalker Slut,... große Schwankungen im Niveau bleiben aber auch aus.

Nahezu alle Tracks gehen hart nach vorne, was das hören ein wenig anstrengend machen kann. Da man hauptsächlich zwei MCs mit ähnlichem Style über die Beats von Rizbo hört, ist das erste große Selfmade-Release nicht großartig abwechslungsreich. Auch thematisch beschränkt man sich, wie erwähnt, größtenteils auf Battle/Representer Tracks und lustige Fantasiegeschichten. Die US-Standardformel für erfolgreiche Alben, Battle/Gangsta Talk + etwas Club + etwas persönliche Leidensgeschichte + etwas Liebe wurde trocken ignoriert.

Bleibt also ein Album das klar in einer Kategorie steht, Interessierte aber auch nicht enttäuschen sollte.

Bewertung:
4 ,5 von 6
        
Fazit:
Eine unterhaltsame Bereicherung der deutschen Rap Landschaft. Kein Klassiker, aber definitiv ein rundum ausgefeiltes Album, dass in allen gebotenen Bereichen begeistern kann.