ersguterjunge - Nemesis

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Pressetext / Beschreibung

Was macht ein renomierter Künstler, wenn er solo so ziemlich alles erreicht hat? Genau - er entscheidet sich dafür einen Labelsampler zu produzieren (oder ein Produzentenalbum auf zu nehmen - was sich in Bushidos Falle ja erübrigt). So nun auch der Südberliner mit dem Deal bei Urban. Auf einundzwanzig Tracks (plus Outro) wird das gesamte ersguterjunge-Lager samt Labelfreunden präsentiert und wieder mächtig Radau gemacht. Bereits die Singleauskopplung des Titeltracks wies die Richtung für diesen Sampler, welche auch konsequent durchgezogen wird.
        
Vorweg sei gesagt, dass der Teufel bei diesem Album im Detail liegt. Wer die Musik nur zur Berieselung im Hintergrund laufen lassen und sich nicht ernsthaft mit ihr auseinander setzen möchte, der bekommt hier reichlich für's Geld. Beginnt man jedoch Lupe und weisse Handschuhe aus zu packen, lässt sich das ein oder andere Manko ausfindig machen.
So produzieren Beatlefield (DJ Stickle und Chakuza) mit "Nemesis" zwar eine fulminante Single, lassen bei ihren sonstigen Produktionen jedoch Druck vermissen. Teilweise klingen die Instrumentale wie Practice Versions oder MP3-Mixdowns, die noch ausproduziert werden sollten (man nehme Ekos "Der König persönlich" zum Beispiel).
Wenn Bizzy Montana
und Chakuza dann über "Boom" rappen und man sich a) fragt, ob einer der beiden einfach eine gespaltene Persönlichkeit beherbergt und das ein Solotrack ist, da sich beide in Stimme und Flow wirklich ungemein ähneln und b) auffällt, dass die Homophobie bei beiden wohl extrem ausgeprägt ist (ich bin sicherlich der Letzte, der ein Problem mit dem Wort "schwul" hat, doch irgendwo kann man es auch übertreiben), befürchtet man für den restlichen Sampler schlimmes.
Dass diese jedoch nicht vollkommen berechtigt ist, beweist D-Bo dann mit "Du bist out" - dem besten Track des Sampler (Hassmails bitte an die unten angeführte Adresse). Ich möchte D-Bos Flow nicht mit dem eines Ekos vergleichen, doch hier stimmt der Vibe wirklich perfekt. Vollkommen arrogant, selbstsicher und ausgesprochen individuell rappt "der Mann hinter der Musik" einen Solotrack hin, der mich mit der Zunge schnalzen und dem Kopf nicken lässt.
Eine weitere Naturgewalt entfesseln dann Eko Fresh und Bushido auf "So viele Nummern". Nein, der Text ist nicht wirklich originell. Ja, es gab schon viele Tracks über Groupies - aber gottverdammt, wie krass rappt Eko hier bitte?! Ein Doubletimebombardement par Excellence regnet auf den Hörer nieder, so dass er sich kaum wieder aufrichten kann. Auch Bushidos Hook und Beat überzeugen bedingungslos.
Krasse Enttäuschung macht sich dann jedoch bei Billys "Weil ich auf Dich scheiss'" breit. Das Mädchen, das mich auf "Vom Bordstein bis zur Skyline" noch so verzückte, liefert hier ein Lied ab, welches vollkommen anteilnahmslos an mir vorbei zieht - schade, nach ihren Hooks hätte man sich hierfür wirklich mehr erwartet.

Bewertung:
4 von 6
    
Fazit:
Resumierend lässt sich sagen, dass vor allem die "Newcomer" wie Bizzy Montana und Nyze nicht annähernd überzeugen können. Bushido und Saad überzeugen wie gewohnt. Eko und D-Bo brillieren unerwartet. Der Sound der CD lässt Bass und Druck vermissen und Rufe nach Ilans begnadeten Soundfingern laut werden.