Donato - Damals Wie Heute

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Pressetext / Beschreibung

Ein "Newcomer"-Release wird für gewöhnlich mit ausgesprochen kritischen Augen betrachtet - auch oder vielleicht sogar gerade von mir. Bei Donatos Album "Damals wie heute" war das jedoch ein wenig anders. Sein Track auf Roey Marquis II.s "Momentaufnahmen 3" hat mich damals unglaublich beeindruckt, heute liegt also sein Debutalbum auf meinem Schreibtisch. Und vor allem dröhnt es durch meine Lautsprecher. Es ist acht Uhr zwanzig und ich hab' in der vergangenen Nacht - bedingt durch meine Grippe - nur wenig geschlafen. Nach einer solchen Nacht kann ich nichts gebrauchen, was mir stressig und penetrant entgegen schallt. Bei diesem Album ist es nicht so. Es ist anders. Ganz anders. Das wird mir schon bei "Alles anders" klar, welches meine "Katerstimmung" zu vertonen scheint. Donato spricht über Tage, welcher durch Tristesse und Monotonie überragt. Alles in einer Seelenruhe und enorm illustrierend. Wir kennen sie doch alle, diese Tage, an denen nichts funktioniert. Kein Geld auf der Bank, der Postbote bringt die Lieferung nicht, das Wetter ist beschissen und überhaupt möchte man die Sonne wieder hinter den Horizont schicken. Gerade wegen dieses hohen Identifikationspotenzials dürfte dieses Lied vielen Leuten ausgesprochen sympathisch sein.
Doch allen denen, welche schon jetzt meinen, Donato brächte uns ein Album, welches den Weltuntergang vorhersagte oder nur von dunklen Tagen spräche, der täuscht sich und zwar gewaltig! Natürlich sind Stücke wie "Kein Effekt" mit Pal One oder "Gegen den Strich" an Melancholie kaum zu überbieten, doch genauso finden sich auf diesem Album auch Lieder wie "Danke" (Screwaholic, für diesen Beat muss ich Dich küssen!) - der Titel spricht eigentlich für sich. Man dankt denen die man liebt, die da waren, wenn man schwere Zeiten durchstand. Und das in einer wirklich wunderbaren Art und Weise.

Vom einen Extrem in's andere getaucht, sollen aber auch die dazwischen liegenden Nuancen nicht vergessen werden. So zeigt der Dortmunder auf "Sightseeing III" und über einen grossartigen Roey Marquis II.-Beat, dass er das Storytelling drauf hat, wie kaum ein anderer. Mit seiner eindringlichen Stimme kommt dieser Junge und zieht den Hörer in seinen Bann, um genügend Raum für seine Geschichten frei zu schaffen. Wirklich sehr faszinierend.
Ein ähnlich atmosphärisches Lied ist "Surrender" mit Trauma, welchem Brisk Fingaz durch seinen Gitarrenbeat der etwas anderen Art die Basis für ein Lied verleiht, welches mehr ist, als pure Durchhalteparole. Roey Marquis II., Brisk Fingaz oder auch Screwaholic an den Beats, Pal One, mnemonic, Trauma und Rawstarr als Featurepartner - das verspricht schon einiges. Wenn der Leadrapper dann noch so unglaublich brilliert wie es Donato tut, avanciert ein Album zu einem kleinen Epos. Und als solchen könnte man "Damals wie heute" wirklich bezeichnen. Dem ein oder anderen dürfte das sicherlich zu schwer verdaulich sein, was Donato hier präsentiert und auch die Tatsache, dass die Tonqualitätsunterschiede unter den Tracks vorhanden sind (für eine genauere Erklärung bitte das Interview lesen), geben minimale Abzüge in der B-Note.

Bewertung:
4 von 6

Fazit:
Mit "Damals wie heute" liefert Donato ein grundsolides Debutalbum ab, das eigentlich schon mehr ist, als nur "solide". Der junge Dortmunder geht hier souverain seinen Weg und zieht seinen Stil zielstrebig durch. Er gewährt einen tiefen Einblick in Alltag, Leben und Seele. Das mag nicht jedem gefallen, weil es eben nichts ist, was man "mal eben" im Hintergrund hört. Dennoch ist "Damals wie heute" für mich das beste Pott-Album seit "Pottential".