Bushido - Staatsfeind Nr. 1

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Pressetext / Beschreibung

Mit Bushido ist es wirklich so ähnlich, wie mit dem Tellerwäscher der zum Millionär avancierte. Von Schreibtischrapaufnahmen wurde dieser Mann an die Spitze des deutschen Rapgeschäfts katapultiert. Immer für ein provokatives Statement gut, wählte der Siebenundzwanzigjährige auch den Titel seines fünften Albums wieder ausgesprochen "diplomatisch" - "Staatsfeind Nr. 1" und wieder einmal heisst es "Nomen est Omen". Es sei vorab gesagt: wer ihn vorher hasste, wird ihn jetzt - was ist die Steigerung von "hassen?!" Egal, wer ihn vorher hasste, wird es jetzt wissen! Doch "Staatsfeind Nr. 1" ist mehr als reine Provokation und Fortsetzung eines Konzepts. Natürlich gibt es hier wieder Aussagen, die man von Bushido erwartet. Dass er vom Rappen Muskeln bekommt oder aus Spass Crack kocht - das ist eben das, was man erwarten MUSS, wenn man sich ein Bushido-Album anhört. Aber es gibt mehr als nur klare (Strassen-)Ansagen wie auf "Waffenhändler" - welches Sti zu einer wahren Synthiebombe macht - oder die obligatorischen Liebeslieder, wie es "Bis wir uns wiedersehen" mit Cassandra Steen eines ist (bin ich der Einzige, der findet, dass Bushido auf diesem Track rappt, als wäre es ein "Representer"?!).

Wer hätte denn zum Beispiel gedacht, dass man Bushido jemals über einen Pitch-Beat hören würde, welcher genauso gut auf einem Dipset-Mixtape zu finden sein könnte?! Paradoxer Weise kann man genau dies auf "Der Bösewicht" tun - Saads Track, welcher Bushido featuret (ja, ich WEISS was ich geschrieben habe, das war kein Fehler in der Satzstellung). Es ist schon ein wenig befremdlich, wie positiv dieser Beat klingt. Auf einem Bushido-Album hätte ich das nicht erwartet aber genau das macht die Attraktivität des Liedes aus. Zwar wird es mit Sicherheit viele Fans geben, denen dies zu "anders" ist, doch sollte man sich einfach mal darauf einlassen, wird man erkennen, dass das durchaus etwas für sich hat.
Was jedoch ein wenig störend auffällt, ist die Tatsache, dass das Album teilweise recht berechnend klingt. Man hat - neben all den Neuerungen - eben wieder das Rezept aus Liebesliedern, mentalen Krisen und "Arschlochansagen", welches schon auf "Electro Ghetto" so vorzüglich funktionierte. Ebenfalls auffallend ist die häuftige Verwendung des Wortes "Engel" - am ausgiebigsten natürlich im gleichnamigen Lied, welches Bushido als "Schutzengel" portraitiert und von diversen menschliche Tragödien berichtet. Ein wirklich schönes Konzept, welches unter die Haut geht.

Eine "alte Bekannte" bekommen wir übrigens auf "Wir regieren Deutschland" zu hören. Billy 13 gibt sich die Ehre und spricht sowohl ein Intro (wer könnte das "legendäre" Intro auf "Carlo Cokxxx Nutten" vergessen?!), als sie auch den Refrain mit ihrem Gesang verdelt. Textlich bringen Bushido und Saad wieder Zeilen wie "Ihr könnt Euch aufregen, geht und hängt Euch auf! Doch es ist Fakt, dass dieses Land einen Gangster braucht! (...) Ich hab' seit Jahren schon Koks unter den Fingernägeln." und kokettieren so treffsicher mit den Vorwürfen, welche ihnen immer wieder gemacht werden.

Zum Schluss möchte ich noch mein persönliches Highlight des Albums erwähnt wissen. "Sieh in meine Augen" featuret D-Bo und verbreitet vor allem eine ungemein bedrückende Atmosphäre - und das schon nach dem ersten erklingenden Takt. Nachdem D-Bo schon auf seinem zweiten Album "Deo Volente" zu überzeugen wusste, beweist er hier, dass seine rapperische Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich möchte garnicht viel zum Text sagen, denn das muss jeder selbst erleben. Nur ein kurzes Zitat aus der Hook "Look in these eyes, you'll see the dark..." - mehr Worte braucht es nicht.

Bewertung:
5 von 6

Fazit:

Er hat es wieder geschafft. Bushido liefert hier ein Album ab, welches die Nation abermals teilen wird. Ein perfekt durchdachtes Album wird seinen Zweck erfüllen und den Namen "Bushido/ersguterjunge" in Deutschland weiter manifestieren, auch wenn man sich ein wenig mehr Bass hätte wünschen können. Drohten die Bässe auf den Vorgängern noch mein Auto zu zerlegen, sind sie auf diesem Album leider ein wenig brav und hintergründig.