4.9.0 - Die Frühen Jahre (Teil 1)

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Pressetext / Beschreibung

Vor ungefähr zwei Wochen fand "In den Strassen von 4.9.0" hier seine Erwähnung, nun schieben die Osnabrücker "Die frühen Jahre (Teil 1)" nach. Gleich zu Anfang sollte geklärt werden, dass - entgegen anders lautender Missverständnisse - nicht nur Aufnahmen aus den Mittneunzigern hier zu finden sind, sondern - bis auf zwei Tracks aus diesem Jahr - Material von 2003 auf CD gebannt wurde und nur zwei "alte" Tracks als Bonuslieder auf der CD zu finden sind. Der der beiden, welcher wohl für das meiste Interesse sorgen dürfte, ist "Fickt Euch" mit der "Original"-Sekte. Soll heissen: Jayo und Schlafwandler treffen auf sido, B-Tight, Rhymin Simon, Calle und Vokalmatador.

Ein deutliches Statement für die, die den Jungs vorwerfen, sie hingen sich nur an Berlin - vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass dieses Lied aus dem Jahre zweitausend ist. Doch der eigentliche Fokus sollte auf den "neuen" Tracks liegen, denn von diesen bekommt man gleich nach dem Intro den totalen Kracher: "Wir kommen" von den 4.9.0 Friedhofchillern sollte man als Massstab für Energetik in Sachen Musik anlegen, wo man nur kann. Die "gebrüllte" Hook, dieser bedrohliche Beat, die pure Aggression. Man könnte dieses Lied gerne als "Music to massacre" bezeichnen. Eigentlich dachte ich, danach könnte es nur steil bergab gehen, doch Sicc kreiert auf seinem "Schweige" eine solch psychotische Atmosphäre und Jayson zeigt auf derart nachdrucksvolle Weise, dass er mit "Neider & Feinden" kurzen Prozess macht, dass ein Qualitätsabfall nicht zu vermerken ist. Generell klingt dieses Album um einiges ausgereifter als der Vorgänger. Klarer erkennbare Strukturen, sauberere Raps und auch mal den ein oder anderen Track, welchen "Zartbeseitete" eher verdauen könnten, als es auf "In den Strassen von 4.9.0" der Fall war. Zwar kann ich mich persönlich zum Beispiel mit Tarums Stil noch immer nicht wirklich anfreunden, doch dass macht die Crew aus: Artenvielfalt. Hier kriegt jeder etwas. So gibt's neben Splatter- und Strassenlyrics auch etwas über Herzensdinge von Playa Smoove, welcher auf "Ich werd' aus Dir nicht schlau" (welchen er übrigens auch selbst produziert hat) ruhigere Töne wählt und die CD damit vorzüglich ergänzt.

Zuletzt sei noch "Träume" erwähnt. Ein auditiver Horrorfilm, dessen Protagonisten Sicc, Schlafwandler und MC Basstard sind. Die Kulisse (welche in diesem Fall der Beat ist) wird von Jayo geliefert, welcher wiedermal für den Grossteil der Produktion verantwortlich war, was nur von Vorteil sein kann, da er ein sehr gutes Gespühr für düstere Klangbilder und perfekte Inszenierung dieser zu haben scheint. Textlich bekommt man hier Alpträume von paranoider, misanthropischer und lebensmüder Art - "...unsere Träume spiegeln die verzerrte Wirklichkeit" - noch nie gefiel mir ein Alptraum so gut. Unbedingter Anspieltip.

Bewertung:
4 von 6

Fazit:
Nach intensivem Durchhören muss ich sagen, dass "Die frühen Jahre (Teil 1)" um einiges ausgereifter klingt, als es bei "In den Strassen von 4.9.0" der Fall war. Es ist natürlich kein Album, an welchem sich der Mainstream laben könnte, doch diejenigen, welche auf abwechslungsreichen Rap mit düsterem Südstaateneinschlag stehen, werden hier mehr als nur gut bedient.