Warum PA Sports mit Life is Pain das spannendste Label 2021 anführt [Meinung]

Hätte man mich 2016 gefragt, wer in fünf Jahren das vielversprechendste Label in Deutschland führen würde, hätte ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht PA Sports gesagt. Und hätte damit komplett daneben gelegen. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es der selbst ernannte Ruhrpott-King geschafft hat, sich mit Life is Pain so breit aufzustellen wie kein anderes (Indie-)Label in Deutschland.

Label is Pain: "Squad X Showtime"

Anfang März erschien in Vorbereitung auf PAs anstehendes Album "Streben nach Glück" der Labeltrack "Squad X Showtime". Auf nur knapp vier Minuten Machtdemonstration präsentierte sich da jeder seiner Artists in absoluter Bestform und bewies, dass mit wirklich keinem LiP-Member zu spaßen ist.

Grund genug also, mal genauer unter die Lupe zu nehmen, was auf diesem Label eigentlich alles abgeht.

PA Sports: "Life is Pain ist das krasseste Label in Deutschland"

Über Life is Pain veröffentlichen neben PA selbst auch Kianush, Fourty, Hamzo500, Rua und Jamule. Auf den ersten Blick handelt es sich dabei vielleicht nicht um die aktuell größten Namen im Deutschrap. Doch als Komplettpaket und mit Blick auf die Zukunft deckt PA Sports mit seinen Künstler*innen den gesamten Deutschrap-Markt ab. Der Essener lässt keine Zielgruppe liegen.

Rua

LiPs jüngstes Signing Rua machte kürzlich auf sich aufmerksam, als sie im Zuge der Ruhrpott-King-Debatte mit in eine Auseinandersetzung zwischen Manuellsen und PA Sports geriet. Sie hatte sich schützend vor ihren Labelboss stellen wollen, als der Konflikt langsam aufkam. PA bedankte sich im Nachhinein bei ihr und zeigte auch, warum er das Deutschrap-Game wie kaum ein anderer verstanden hat. Er bat seine Künstlerin nämlich, sich in Zukunft aus seinen öffentlichen Streitereien rauszuhalten. PA weiß wohl, dass diese Form der Aufmerksamkeit Rua mehr schadet als nützt.

Fard verhindert Manuellsens "Inferno" gegen PA Sports-Signing

PA Sports hat mit seinen " 100 Bars Final Kill" ordentlich was losgetreten. Auf dem Track betitelte sich das Life is Pain-Oberhaupt als King des Ruhrpotts und stieß Ruhrpott-Matador-Nummer-Eins Manuellsen damit scheinbar vor den Kopf. Dieser hinterfragte PAs Krönung, was wiederum PA Sports Signing Rua auf den Plan rief.

Rua ist schließlich keine Künstlerin, die mit Streit und Auseinandersetzung auf sich aufmerksam machen sollte. Die Künstlerin überzeugt mit ihrer Stimme und ihrem Talent, melodischen Gesang und echten Rap zu verbinden. Dabei fährt die Rapperin ihren ganz eigenen Film und bleibt stets authentisch. Jeder noch so misogyne Trottel, der 2020 immer noch behauptet, Frauen hätten im Rap nix verloren, verstummt, wenn Rua ans Mic tritt. Mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein und ordentlich Skills personifiziert Rua die moderne Rapperin.

"Kein Hate, weil ich nicht Jamule bin"

Rua bringt alles mit, was eine Musikerin braucht. Sie hat eine heftige Stimme, kann krass rappen und gibt sich stets nahbar. Wenn die junge Künstlerin weiter so Welle macht wie bisher, dann dauert es wahrscheinlich nicht mehr lang, bis sie zu den ganz Großen in Deutschland gehört.

Fourty

Wer im lettzen Jahr keinen weißen Rauch in seiner Suite hatte, lebte wohl hinter dem Mond. Fourty machte seinen ersten Anlauf der Rapkarriere als 40CRWNS bei PA Sports damaligen Label Dreamsellers. Seit Ende 2019 releast er seine Musik über LiP und ist mit seinem Sound an der Speerspitzes des aktuellen Zeitgeists.

Gemeinsam mit dem Produzenten Chekaa lieferte Fourty mit "Weißer Rauch" einen der größten Hits des letzten Jahres. Mit seinem elektronisch angehauchten Sound sprengt Fourty Genregrenzen und erweitert LiP um eine ganz neue Facette. So verwundert es auch nicht, dass er im Oktober mit "Mitternacht" ein Feature auf Vanessa Mais Album "Mai Tai" landen konnte. Fourty macht eben keinen straighten Rap oder Hiphop, Fourty macht einfach Musik.

Der selbst ernannte "R'n'B-Don" ist damit wahrscheinlich der Pop-tauglichste Künstler auf Life is Pain. Dem eigentlichen Rap-Label ist dabei definitiv hoch anzurechnen, dass Fourty nicht an die starren Grenzen der Rapwelt gebunden wird, sondern seinem künstlerischen Talent freien Lauf gelassen wird.

Kianush

Kianush ist quasi seit Anbeginn des Labels mit am Start. Zusammen haben er und PA die "Desperadoz"-Reihe an den Start gebracht welche nun wohl einen kinoreifen dritten Teil bekommen soll. Es ist offensichtlich, dass die beiden äußerst gut miteinander auskommen und verstanden haben, wie sie perfekt auf Tracks harmonieren.

Und ja, Kianush hat sich auch schon einige Dinger geleistet, indem er beispielsweise die krudesten Verschwörungsmythen im Interview mit Leon Lovelock verbreitete. Doch das hier ist jetzt nicht der Ort, um diese Einstellungen zu diskutieren. Hier soll es um das musikalische Potenzial gehen, und davon bringt Kianush schließlich einiges mit.

Nicht umsonst konnte sich der Rapper mit den Jahren durch seine Wortgewalt, lyrische Finesse und eine unglaubliche Beatfestigkeit eine eingefleischte Fanbase erarbeiten. Mit seiner rauchigen Stimme und dem Talent, Autotune an den genau passenden Stellen einzusetzen, liefert Kianush das melodisch perfekte Gegenstück zu PA. Kianush bringt ebenfalls Rap für die Straße und für die Realkeeper, kann sich aber auch ganz locker an den modernen Sound anpassen und steht damit sinnbildlich für das Label, bei dem er gesignt ist. Wahrscheinlich nirgendwo sonst kämen seine Talente so zur Geltung wie bei LiP.

Hamzo 500

Zu seinem Signing von Hamzo 500 sagte PA im letzten Jahr:

"Ich hatte auch immer den persönlichen Wunsch, irgendwann einen richtig krassen Gangstarapper zu signen. Die Betonung liegt auf krass. Ich rede von einer Person, die kredibil und authentisch ist, raptechnisch auf dem höchsten Niveau mitf*cken kann und zeitgleich noch den Nerv der Zeit versteht."

Dieser persönliche Wunsch ging definitiv in Erfüllung. Der selbst ernannte 120-Kilo-Hayvan hat bislang zwar erst vier Tracks veröffentlicht, die geben allerdings eine eindeutige Marschrichtung vor. Der Newcomer sorgt für ein absolutes Straßen-Feeling. Wer selbst bei Kianush noch findet, dass melodische Hooks und präziser Einsatz von Autotune nicht klargehen, der kommt spätestens bei Hamzo voll auf seine Kosten. Kompromissloser Rap und ein düsterer Vibe machen ordentlich gespannt auf das, was der Gute in Zukunft noch abliefern wird.

Jamule

Ein unglaublich schwieriges Thema! Es ist mir unmöglich, Jamule jetzt so in den Himmel zu loben, wie ich es eigentlich gerne würde. Die meisten Deutschrap-Fans dürften von Jamules Rassismus-Skandal im letzten Jahr mitbekommen haben. Der junge Künstler fiel mit äußerst ekelhaften Aussagen auf. Für diese hat er sich mittlerweile entschuldigt und sein Labelboss PA hat versichert, Jamule hätte seine Fehler eingesehen und würde sich dahingehend weiterbilden. Ich bin nicht in der Position zu entscheiden, ob das als Wiedergutmachung reicht. Die Kommentare und Likes unter seinem neusten Video legen allerdings nah, dass zumindest die Fans dem Youngster noch eine Chance zu geben scheinen.

Jamule entschuldigt sich nach rassistischen Aussagen

Schafft man es, über Jamules Fehltritte hinwegzusehen, kommt man nicht darum herum, einzugestehen, dass PA mit diesem Jungen ein absoluter Glücksgriff gelungen ist. Das "teuerste Signing jemals" ist sein Geld definitiv wert. Jamule hat das Modus Mio-Game anders gemeistert. Und das ist nicht despektierlich gemeint. Jede Hook ist ein Ohrwurm. Jeder Track kann auf Repeat laufen.

Jamule hat das Potenzial zum absoluten Superstar – auch außerhalb des Rapkosmos. Für solch einen Künstler mit diesem Aussehen und dem musikalischen Talent würde jeder DSDS-Juror PAs Füße küssen. Ob potenzielle Radiohits wie "fastlane" oder Bretter wie "Athen". Jamule ist einfach einer der absolut vielseitigsten Artists zurzeit.

PA Sports

Und dann ist da natürlich PA selber, der in den letzten Monaten mal wieder bewiesen hat, dass er in erster Linie immer noch Rapper ist. Das Herz jedes Real-Rap-Fanatikers schlug wahrscheinlich hoch wie selten, als letzten November die "100 Bars Final Kill" erschienen. Auf knapp fünfeinhalb Minuten zeigte uns PA, warum wir dieses Genre trotz aller Fresher-denn-je-Tracks so lieben. Ehrliche Worte, gnadenlos auf den Beat gepackt.

PA ist einer dieser Künstler, denen man immer noch abkauft, dass sie einfach aus Liebe zum Game ihr Ding machen. Der gesamte Vorlauf zu seinem anstehenden Album "Streben nach Glück" wirkt wie eine Therapie-Session. Der Rapper verarbeitet sein Leben auf Tracks und lässt die Fans daran teilhaben.

Wohl auch darum gehört "Streben nach Glück" zu unseren meisterwarteten Alben dieses Jahr. PA Sports scheint nach all den Jahren im Game immer noch nicht an seinem Zenit angekommen zu sein.

LiP: Breiter geht nicht

Wie anfangs bereits gesagt, PA vereint auf seinem Label nicht unbedingt die größten Namen im Geschäft. Das scheint auch nicht der Anspruch zu sein. Vielmehr geht es darum, jeden Bereich im Deutschrap abzudecken mit ganz individuellen Künstler*innen. Monothematik ist hier ein Fremdwort. Für jeden, der (fälschlicherweise) behauptet, deutscher Rap stehe vor dem Abgrund, liefert PA den Gegenbeweis. Rap- und labeltechnisch.

Der YouTube-Nutzer "Alman Ohne Visum" fasst es perfekt zusammen:

"Alter PA ist ja so ein krasser Talentscout! Jeder von LiP hat ein einfach so einen krassen und einzigartigen Style! Hut ab PA."

Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de