Der WDR jammert über Graffiti und die Facebook-Community reagiert

Vor einer Woche ist in Nordrhein-Westfalen ein Wholecar aufgetaucht, das nicht nur besonders aussah, sondern auch für Diskussionen sorgte. Die WDR Lokalzeit Ruhr postete ein Foto des Kunstwerks auf Facebook. Doch statt sich über das optische Highlight zu freuen, fiel den Kolleginnen und Kollegen der Social-Media-Redaktion nichts Besseres ein, als den Verkehrsverbund VRR aufzufordern, das Bild zu entfernen:

WDR Lokalzeit Ruhr

Der Durchblick in der S8 war heute Morgen eher bunt... Kann das eigentlich gereinigt werden Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR)?

Dass es danach in den Kommentaren nicht nur wutbürgerliche Zustimmung für die Empörung gab, hatte das Team der Lokalzeit Ruhr wahrscheinlich nicht erwartet. Doch glücklicherweise sind auf der Facebook-Präsenz der WDR Lokalzeit Ruhr scheinbar auch Menschen unterwegs, die Kunst im urbanen Raum zu schätzen wissen. Und so gab es in den Kommentaren neben Zustimmung für den genervten Post auch Anerkennung für die Künstlerinnen und Künstler und Unverständnis für die Empörung der Redaktion.

Viele verstehen nicht, wieso der Zug gereinigt werden sollte. Schließlich scheint es Menschen zu geben, die den Zug verdammt schön finden. Andere glauben gar, dass sie hier ein Kunstwerk sehen, das prämiert werden sollte: 

Jedenfalls scheinen nicht alle so genervt, wie es die WDR-Redaktion war. Aber wir wären nicht in Deutschland, wenn es nicht Menschen geben würde, die dem ursprünglichen Gemeckere zwar nicht zustimmen können, das Lob für die Kunst allerdings mit anderen Beschwerden verbinden. Alman-Sein für Fortgeschrittene sieht so aus: 

Der VRR hat sich auf diesen Kommentar – ebenso wie auf den gesamten Post der WDR Lokalzeit Ruhr –  im Übrigen nicht öffentlicht gemeldet. Aber die Kolleginnen und Kollegen der WDR-Redaktion scheinen Spaß zu verstehen. Denn als sie bemerken, dass es einigen Gegenwind gibt, reagieren sie zumindest humorvoll:

Die Diskussionen um Graffiti im öffentlichen Raum werden nie abreißen. Dass dabei häufig Sachbeschädigung begangen wird, wissen wir natürlich. Doch wir als Hiphop-Magazin sehen natürlich den künstlerischen Aspekt, den Graffiti als Bestandteil der Hiphop-Kultur mit sich bringt. Es gibt sicher Argumente gegen Graffiti, die nachvollziehbar sind. Es gibt aber eben auch Sichtweisen von Befürwortern, die sogar Gegner der Kunstform nachvollziehen können. Das musste auch die WDR-Redaktion lernen: 

Die Reaktionen auf den Post zeigen, dass Menschen natürlich völlig unterschiedliche Sichtweisen darauf haben, was Kunst ist und was eben nicht. Der spießig, miesgelaunte Post der WDR-Redaktion zeigt aber, wie engstirnig viele hierzulande mit dem Thema immer noch umgehen. Ob der gemalte Zug jedem gefällt, ist völlig unwichtig. Es gibt keine Kunst, die den Anspruch hat, jedem zu gefallen. Und nur weil ein bemalter Zug eine Sachbeschädigung ist, bedeutet das nicht, dass es sich dabei nicht auch um Kunst handelt, an deren Anblick sich viele Menschen erfreuen. Denn ob etwas Kunst ist oder nicht, das entscheidet glücklicherweise nicht die Redaktion der WDR Lokalzeit Ruhr

Denn passendsten und versöhnlichsten Kommentar eines Users gibt es zum Schluss. Auf eine buntere Welt sollten sich doch alle einigen können, oder?

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