Genie oder Wahnsinn? An Kanye West scheiden sich die Geister. Denn der "Klaus Kinski des Rap" schafft es wie kaum ein anderer, gleichermaßen faszinierend und abstoßend zu wirken. Wem es aber gelingt, über die ultra-abgehobene Art, das elefantöse Ego und diverse sexistische Einlassungen hinwegzusehen, wird dafür mit Musik belohnt, die wahlweise als bahnbrechend oder wegweisend bezeichnet wird. Dasselbe gilt für das, was Yeezy so allgemein auf Twitter abzieht: Eine absurdere Promophase als die zu T.L.O.P. gab es noch nie. Aber hat Kanye West das Twitter-Game on lock, oder ist er einfach nur verrückt? Entscheide selbst:
Shut the fuck up and enjoy the greatness.
Ob sich Kanye West bewusst über alles hinwegsetzt, was Marketing-Strategen normalerweise so empfehlen, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Redaktionsintern gehen die Meinungen diesbezüglich extrem weit auseinander: Während die eine Hälfte Yeezys Twitter-Grind als eigenständiges, überbordendes Kunstwerk begreift, plädiert die andere Hälfte eher dafür, dem Typen endlich mal sein Handy wegzunehmen. Auf sorgfältig und von langer Hand geplante Promo-Konzepte mit Fixpunkten wie Albumtitel, Tracklist oder Featuregästen setzt Ye jedenfalls einen gepflegten Haufen. So happy to be finished with the best album of all time pic.twitter.com/JBWa8OWvqw
Dann am Besten erstmal den Albumtitel ändern, einfach so. New album title, WAVES
Genau wie die Tracklist. #waves pic.twitter.com/fyER7NH8DC
Auch sehr willkommen: Tweef mit Wiz Khalifa. Eigentlich aber nur, um dessen Hosen abzufeiern und anschließend Liebe zu geben: What’s sad is I love Wiz and I love all all my brothers and all people
Wodurch wir auf Umwegen und widerwillig erfahren, dass Kanye West bestimmte Gegenden generell meidet. Interessant. Exes can be mad but just know I never let them play with my ass… I don’t do that… I stay away from that area all together
Kanye West setzt sich schon seit jeher über Grenzen hinweg: Musikalisch, in Sachen Mode und natürlich auch, wenn es um Public Relations geht. Die Mär von der vermeintlich nichtexistenten schlechten Publicity hat Ye jedenfalls verinnerlicht. Oder er denkt gar nicht erst darüber nach, was er twittert. Thematisch deckt er von Hasstiraden, Mode-Ideen und Sexismus über Beef, Rassismus oder Liebe bis hin zu Musik und Spirituellem jedenfalls alles ab. Entweder ist er wirklich so und gibt einfach keinen F*ck, wenn er mal wieder frei assoziiert. Oder aber, es handelt sich bei Kanye West um den gerissensten PR-Strategen aller Zeiten. So oder so: Er hält die Welt in Atem. @studio /final verses /new album title T.L.O.P. pic.twitter.com/yXKbFl9w6W
Bringt auf jeden Fall auch Aufmerksamkeit: Behaupten, dass Bill Cosby unschuldig sei.
BILL COSBY INNOCENT !!!!!!!!!!
— KANYE WEST (@kanyewest) 9. Februar 2016
Als nächstes kommt natürlich die finale Tracklist. Würglich jest. Final track list for The Life Of Pablo pic.twitter.com/PMH94MAAeJ
Nur, um sie dann nochmal kurzfristig zu ändern:
The album is being mastered and will be out today… added on a couple of tracks… pic.twitter.com/6lBxcd83N2
— KANYE WEST (@kanyewest) 12. Februar 2016
Das Album ist fertig. Ehrlich! Oh, nein, doch nicht. Chance the Rapper ist Schuld:
It’s Chance's fault the album not out yet… he really wanted Waves on that Bitch… we in the lab now...
— KANYE WEST (@kanyewest) 13. Februar 2016
Vorbei scheinen auch die Zeiten, in denen ein Album nicht mehr verändert werden konnte, wenn es einmal erschienen war. Dank digitaler Distributionswege kann der Künstler von heute auch nach Release noch auf sein Werk einwirken. Erst recht, wenn er es exklusiv über einen ganz bestimmten Streaming-Kanal anbietet. Für den selbstverständlich auch noch geworben werden muss. Bei Kanye West nimmt all dies ungeahnte Ausmaße an. Handelt es sich hierbei noch um kalkulierte Selbstdarstellung, oder schon um Verzweiflung? Wir wissen es nicht. Aber es scheint zu funktionieren: Tidal war zwischenzeitlich die beliebteste App der Welt.
Jetzt ist T.L.O.P. aber wirklich fertig. Also fast:
Ima fix wolves
— KANYE WEST (@kanyewest) 14. Februar 2016
Tidal, pretty please?
Please for all music lovers. Please subscribe to tidal!!! I decided not to sell my album for another week. Please subscribe to tidal.
— KANYE WEST (@kanyewest) 14. Februar 2016
Eigentlich der ideale Zeitpunkt, um zu offenbaren, dass man Schulden in Millionenhöhe hat.
I write this to you my brothers while still 53 million dollars in personal debt... Please pray we overcome... This is my true heart...
— KANYE WEST (@kanyewest) 14. Februar 2016
Und natürlich, um Mark Zuckerberg öffentlich anzuschnorren. Auf Twitter. Den Facebook-Erfinder.
Mark Zuckerberg invest 1 billion dollars into Kanye West ideas
— KANYE WEST (@kanyewest) 14. Februar 2016
Random-Rassismus:
To Pitchfork, Rolling Stone, New York Times, and any other white publication. Please do not comment on black music anymore.
— KANYE WEST (@kanyewest) 15. Februar 2016
Und zwischendurch lockern wir das Ganze immer mal wieder mit sprachphilosophischen Überlegungen auf:
To be continued......on another note, can brah be the girl verson of bruh???
— KANYE WEST (@kanyewest) 15. Februar 2016