Erste User stellen Strafanzeige: JuliensBlog wünscht Streikenden "Vergasung"
juliensblog_screen_video_800_2015.jpg

Nachdem JuliensBlog gestern ein Video veröffentlichte, in dem er für die zur Zeit streikenden Mitglieder der Gewerkschaft GDL die Deportation nach Auschwitz empfiehlt, stellen einige User Strafanzeige. Auch die Polizei äußerte sich bereits auf Twitter.

Wer ein paar Videos des Youtubers gesehen hat, weiß, dass Provokation mit der Brechstange sein Hauptmerkmal ist und wahrscheinlich auch das Erfolgsrezept. Homophobie, Sexismus und vor allem das Wort "H*rensohn" benutzt er derart häufig als Angel für Aufmerksamkeit, dass er fast schon wirkt wie ein trauriger Clown, der seit Jahrzehnten bunte Tücher aus dem Ärmel zieht und mit abgeranzten Kegeln jongliert. Rapfans kennen den Kanal von eigens veranstalteten Battleturnieren, bei denen häufig SpongeBozz gewinnt, seinem Beef mit Haftbefehl und den sogenannten "Rapanalysen". Jetzt hat er offenbar ein neues Thema gefunden, mit dem er sich das gewünschte "hohoho"-Lachen mit vorgehaltener Hand vom Publikum verspricht: den Holocaust.

Über den Streik der GDL regen sich zur Zeit einige Betroffene auf. Die Bahnen fahren nicht, Pendler brauchen das zehnfache an Zeit für ihren Weg zur Arbeit und ein Ende ist erstmal nicht in Sicht. Dazu überlegte sich Julien Sewering eine Pointe, die so flach ist, dass sie in 2D sein muss. Zusätzlich fügte er schwarz-weiß Fotos der Deportationen von Juden durch das nationalsozialistische Regime dem Video hinzu.

Vergasen sollte man diese Mistviecher. Wisst ihr noch, wie die Juden mit Zügen nach Auschwitz transportiert wurden? Man sollte die Zugführer alle dahin bringen. Ich fahr' auch den Zug, und zwar umsonst.

Nachdem nun einige Magazine und auch die Berliner Morgenpost über das Thema berichtet haben, fallen die Kommentare unter diesem Video mehr und mehr kritisch aus. Das Video selbst hat allerdings knapp 36.000 Likes. Seine Fans verteidigen Julien indem sie sich auf die Rechte der Satire berufen. Nur ist das hier kein "bunt gemischtes Allerlei" und es erzeugt auch kein Lachen sondern pure Langeweile. Sich in dem Jahr, in dem sich die Befreiung von Auschwitz zum 70. Mal jährt und Hitlers Selbstmord ebenfalls, das Thema Nationalsozialismus für einen Witz auszusuchen, ist schon sehr naheliegend. Das aber dann aus der falschen Perspektive zu tun und in einen Rahmen zu packen, dem man nur Facepalm-Memes entgegensetzen möchte, ist mehr als daneben.

Eine Stellungnahme, in der er seine Äußerungen als "schwarzen Humor" verteidigt gibt es auch bereits. Google, der Eigentümer des Videoportals Youtube gab gegenüber der Berliner Morgenpost an, den Fall zu prüfen. Bei all der Kritik und Empörung, die es nun hagelt, ist die Aussage an sich aus dem Mund von JuliensBlog allerdings nicht ganz so verwunderlich, wie eingangs bereits erklärt. Mit diesem Video hat er nur dafür gesorgt, gleich zwei Agenda-Themen zu verpacken und sich damit in die Suchergebnisse aller zu schleichen, die sich über den GDL-Streik informieren wollen.

Groove Attack by Hiphop.de