Wieso Streaming-Anbieter offenbar ein großes Problem haben

Musik-Streaming ist die Zukunft – sagen viele. Das mag stimmen. Doch noch scheint Streaming kein Geschäftsmodell zu sein, mit dem die Anbieter tatsächlich Geld verdienen können. Der ehemalige Interscope-CEO Jimmy Iovine sprach darüber in der letzten Woche mit Journalisten in Los Angeles – und zeichnet ein düsteres Bild.

Bei DJBooth wird der Geschäftsmann, der unter anderem große Verantwortung für die Entwicklung von Apple Music trägt, zitiert:

"Die Streaming-Dienste sind in einer schlechten Situation, es gibt keine Margen, sie verdienen kein Geld. Amazon verkauft Prime, Apple verkauft Telefone und iPads. Spotify allerdings muss einen Weg finden, sein Publikum dazu zu bringen, etwas anderes zu kaufen."

Von außen betrachtet, scheint On-Demand-Streaming ein extrem boomender Markt zu sein, in den sich die Investition lohnt – schwarze Zahlen schreibt allerdings kaum einer. Für Iovine steht offenbar fest, dass Unternehmen, die ausschließlich Streaming anbieten, wenig Chancen haben, in naher Zukunft Geld zu verdienen:

"Das Streaming-Geschäft ist kein großartiges Business. Es lohnt sich lediglich für große Unternehmen wie Amazon, Apple und Google, weil es nur ein kleiner Teil dessen ist, was sie anbieten."

Auch der Autor Colin Stutz hat sich eingehend mit dem Streaming-Thema beschäftigt und festgestellt: Seit neun Jahren ist Spotify Teil der Musikindustrie, konnte bisher aber noch keinen Profit machen. Spotify schüttet einen Großteil seiner Einnahmen an Musikfirmen aus. 2016 wurde dadurch trotz eines Umsatzes von mehr als 2,9 Milliarden Euro noch 539,2 Millionen Euro Verlust gemacht. Laut Iovine seien viele Verbraucher möglicherweise nicht bereit, den Premium-Dienst zu bezahlen und würden stattdessen lieber das kostenlose, durch Werbung finanzierte Angebot nutzen.

Die Möglichkeit, streamen zu können, hat die Art und Weise wie wir Musik konsumieren grundsätzlich verändert und auch den Musikmarkt an sich revolutioniert. Chart-Platzierungen werden mittlerweile zum Beispiel maßgeblich von Streaming-Anteilen mitbestimmt – und das bedeutet in erster Linie von Spotify. Die Schweden führen laut Statista mit einem Martkanteil von weltweit 40 % deutlich vor Apple Music und Amazon Music. In Deutschland dürfte der Abstand noch deutlicher sein.

Auf der einen Seite müssen sich Streaming-Anbieter wohl überlegen, wie sie die Menschen dazu inspirieren können, für Musik zu bezahlen. Auf der anderen Seite sind Iovines Worte auch ein Appell an die Hörer, die sich die Frage stellen müssen: Wie viel ist mir Musik wert?

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